1:5 gegen Bayer Leverkusen Borussia bricht im zweiten Durchgang ein

Mönchengladbach · Im Heimspiel liegen die Gladbacher gegen Leverkusen zur Pause 1:0 vorne, dann wechseln die Gäste Julian Brandt ein – der Nationalspieler dreht auf und führt sein Team zu einem noch sehr deutlichen 5:1-Sieg.

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Foto: Dirk Päffgen

Im Heimspiel liegen die Gladbacher gegen Leverkusen zur Pause 1:0 vorne, dann wechseln die Gäste Julian Brandt ein — der Nationalspieler dreht auf und führt sein Team zu einem noch sehr deutlichen 5:1-Sieg.

Am Anfang des rheinischen Nachbarschaftsduells stand gesangliche Verbrüderung: "Wer nicht hüpft, der ist ein Kölner", stimmte der Borussen-Anhang in der Nordkurve an, schräg gegenüber im Block sprangen die Leverkusener Fans gerne mit. Auf dem Rasen wurde derweil weniger gehüpft, vielmehr mit dem flachen Pass der spärlich vorhandene Raum auf beiden Seiten gesucht. Und mit einem solchen Zuspiel fand Borussias Kapitän Lars Stindl auf dem rechten Flügel Thorgan Hazard, der es mit einer hohe Flanke versuchte — bestens getimet für den heranrauschenden Fabian Johnson, der Bayers 20-jährigen Rechtsverteidiger Panagiotis Retsos recht alt aussehen ließ und aus kurzer Distanz zum 1:0 für die Hausherren vollstreckte (7. Minute). Eine gelungene Kombination aus flach und hoch, Präzision und Geschwindigkeit — ein gelungener Auftakt in das rheinische Bundesliga-Duell. Da hüpfte indes der Bayer-Fan-Block nicht mehr.

Das Rezept, flach nach außen zu kombinieren und von dort Flanken auf die heranstürmenden Hinterleute zu schlagen, hätte Borussia in der 16. Minute fast erneut mit Erfolg versehen, doch brachte Hazard die Hereingabe von Johnson aus zwei Metern Entfernung nicht an der breiten Brust von Bayer-Torwart Bernd Leno vorbei. Das hätte das frühe 2:0 sein können, fast schon müssen. Stattdessen ergaben sich nun auf der anderen Seite zaghafte Bemühungen der Gäste: So stand Leon Bailey nach einer Flanke von rechts doch arg alleine vor Borussen-Torwart Yann Sommer, da Rechtsverteidiger Nico Elvedi nicht im Bilde gewesen war. Der Jamaikaner in Leverkusener Diensten traf den Ball aber kaum und somit nur das Außennetz (19.). Nur eine Minute später köpfte Kai Havertz im Anschluss an einen Standard über das Borussen-Tor.

Diese beiden Szenen blieben zunächst die Ausnahme in einem Spiel, das die Gladbacher in den meisten Phasen der ersten Hälfte beherrschten. Die gegnerischen Angriffe beendete Denis Zakaria auf der "Sechs" im defensiven Mittelfeld der Borussen oft schon im Entstehen. Sein Nebenmann Michael Cuisance, der für den im Donnerstagtraining am Oberschenkel verletzten Christoph Kramer in die Startelf gekommen war, sorgte für das ein oder andere Schmankerl nach vorne, wenn ihm auch bei all seiner Finesse immer mal wieder die letzte Präzision fehlte.

Auffällig waren indes beide Sechser, Zakaria versah seine Umschaltaktionen allerdings mit viel mehr Wucht und etwas mehr Klarheit. So bediente er etwa nach einer Balleroberung Raffael im Zentrum, der Brasilianer wiederum sah den freien Raum links draußen und spielte Oscar Wendt an, dessen Schuss im Strafraum allerdings von Retsos noch zur Ecke abgeblockt wurde. Am schönsten Spielzug in Hälfte eins war ebenfalls Zakaria beteiligt, der am eigenen Strafraum einen Leverkusener Angriff beendete, um dann direkt nach vorne zu spielen. Dort verarbeiteten Cuisance, Hazard und Elvedi den Ball schnell, die flache Hereingabe von Elvedi streichelte Raffael hauchdünn am langen Pfosten vorbei (43.). Zwischendrin hatte Hazard noch einen an Stindl verursachten Freistoß aus 20 Metern knapp am Tor vorbeigeschlenzt, der Ball war von der Leverkusener Mauer noch abgefälscht worden (40.).

So war die 1:0-Führung zur Pause zwar hochverdient, aber auch knapper als nötig. Leverkusen wechselte zu Beginn der zweiten Halbzeit Nationalspieler Julian Brandt für den wirkungslosen Stürmer Lucas Alario ein, und der neue Mann brauchte nicht viel Anlaufzeit: Seine Flanke von links klärte allerdings Jannik Vestergaard per Kopf. Den folgenden Konter verdaddelte die Borussia, Hazards Pass von rechts auf Stindl war zu unpräzise, und der nachgerückte Wendt in der Zentrale mochte nicht schießen. Dann war wieder Bayer dran, Brandt bediente Bailey, dessen Schuss Zakaria noch vor der Linie rettete. Bei der übernächsten Ecke war es aber dann geschehen — Sven Bender traf zum 1:1, unter anderem, weil Sommer unter dem Ball hindurchgeflogen war (48.). So rächte sich die allzu großzügige Verschwendung der eigenen Torchancen früh im zweiten Durchgang.

Offensichtlich belebte Brandt Bayers Spiel — sein Pass auf Kevin Volland war gut getimt, Sommer stürmte aber aus seinem Tor und erwischte den Ball noch ganz knapp vor dem Nationalstürmer (53.). Zuvor hatte Stindl einen Pass von Zakaria nicht verarbeiten können und so mit dem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung den Konter ermöglicht. Die Gladbacher Dominanz aus der ersten Hälfte war dahin, das Spiel nun komplett offen — und unterhaltsam. Raffael zielte aus 16 Metern zentral hauchdünn am Pfosten vorbei (55.), Baileys eingesprungene Hackenablage auf Lars Bender war ebenso sehenswert wie Sommers Ballannahme kurz vor der eigenen Torlinie mit Knie und Brust am Ende des Angriffsversuchs (56.).

Kurz darauf war dem Torwart allerdings nicht mehr nach Kunststückchen zumute, Bailey zog von rechts nach innen an Wendt vorbei und schoss den Ball mit links knallhart ins untere Eck (59.). Hatte im bislang letzten Aufeinandertreffen noch Borussia einen 0:2-Rückstand in Leverkusen in einen 3:2-Sieg gedreht, stellte nun Bayer im Borussia-Park das Geschehen auf den Kopf — mehr noch keine zwei Minuten nach der Führung, als Brandt diese auf 3:1 erhöhte (61.). Deutlicher hätte der Nationalspieler nicht zeigen können, wie sehr er das Spiel der Gäste in nur einer Viertelstunde belebt hatte.

Auf der anderen Seite hatten die Hausherren in dieser kurzen Zeit den Zugriff vor allem in der Zentrale komplett verloren, so dass Trainer Dieter Hecking nun mit Einwechslungen reagierte: Er brachte Jonas Hofmann für den nach dem Seitenwechsel abgetauchten Cuisance, und für Johnson kam Ibrahima Traoré (65.). Der hatte auch gleich die erste Chance der Borussen, wenn auch etwas unfreiwillig, da Hazard aus wesentlich aussichtsreicherer Position mit dem Abschluss zögerte und dann den Guineer bediente, der von der Seite über das Tor schoss. Dorthin flog auch ein folgender Schlenzer von Raffael, bevor Bayer erneut Borussia entblößte: Volland schloss einen Steilpass von Wendell mustergültig zum 4:1 für Leverkusen ab (69.).

Das war es natürlich in diesem Spiel, bezeichnenderweise schoss Traoré aus kurzer Distanz noch Leno an den herausgestreckten Arm, Wendell auf der anderen Seite noch an die Latte. Die Gäste-Fans nahmen den klaren Spielstand zum Anlass für ebenso traditionelles Liedgut wie am Anfang der Begegnung und sangen: "Die Nummer eins am Rhein sind wir". Das stimmt zwar tabellarisch trotz Borussias Niederlage nicht, doch das rheinische Nachbarschaftsduell an diesem Samstagnachmittag ging in Sachen Effektivität klar an die Gäste. Am Dienstagabend steht das nächste Spiel mit kurzer Anreise an: in der zweiten Runde des DFB-Pokals bei Fortuna Düsseldorf. Bis dahin muss Borussia gar ein 1:5 verdaut haben — der für Volland eingewechselte Joel Pohjanpalo traf noch (81.) — natürlich auf Zuspiel von Brandt.

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