Stark bei Standards Borussia macht es wie die Engländer

Mönchengladbach · Beim der WM in Russland waren 73 Prozent der englischen Treffer Standard-Tore. Borussia ist da im Trend: Das Team von Trainer Dieter Hecking liegt derzeit bei 60 bis 80 Prozent - je nach Definition.

 Alassane Plea trifft in Augsburg im Anschluss an eine Ecke.

Alassane Plea trifft in Augsburg im Anschluss an eine Ecke.

Foto: imago/kolbert-press/kolbert-press/Alexander Heinle

An Keanan Bennetts und Mandela Egbo liegt es nicht. Die beiden Borussen sind zwar Engländer, doch haben sie aus verschiedenen Gründen nicht viel zum gelungenen Saisonstart der Borussen beigetragen. Bennetts, der im Sommer geholt wurde, hat sich in der Vorbereitung verletzt und ist im Aufbautraining. Egbo bekam zwar die eine oder andere gute Kritik von Cheftrainer Dieter Hecking in der Vorbereitung, doch musste er zurück zur U23. Doch auch ohne ihre englischen Spieler machen es die Gladbacher in der Startphase der Saison wie die Engländer.

Die hatten bei der Weltmeisterschaft in Russland den in den Hochzeiten des Tiki-Taka oft verpönten Standard auf höchster Ebene wieder salonfähig gemacht. 73 Prozent der englischen Tore resultierten aus Standard-Situationen, womit das Team von Gareth Southgate den allgemeinen Trend klar anführte. Von 32 Teams bei der WM haben 15 mindestens 50 Prozent ihrer Tore nach einem Standard erzielt. Insgesamt waren 42 Prozent aller WM-Tore Treffer aus dieser Sparte.

Borussia ist da im Trend: In jedem Pflichtspiel gab es bisher ein Standard-Tor. 45 Prozent der 16 Treffer resultierten aus Standards. In der Liga waren es je nach Definition drei oder vier der fünf Tore, das sind 60 oder 80 Prozent.

Im Pokal in Hastedt verwandelte Thorgan Hazard einen Elfmeter und einen direkten Freistoß, zudem zirkelte Florian Neuhaus den Ball nach einer Ecke von Jonas Hofmann in den Winkel. Gegen Leverkusen erzielte Hofmann das 1:0 per Elfmeter (nachdem Hazard den ersten Strafstoß vergeben hatte), in Augsburg traf Alassane Plea per Kopf nach einer Ecke Hazards, die Tobias Strobl per Kopf verlängerte, und gegen Schalke erzielte Matthias Ginter nach Hofmanns Ecke ebenfalls mit dem Kopf das 1:0.

„Je nach Definition“ bedeutet: Wertet man das 2:0 gegen Schalke 04 am Samstag, das eingeleitet wurde durch einen Einwurf von Oscar Wendt als Standard-Tor, fallen vier der fünf Bundesligatreffer in diese Kategorie. „Da es infolge des Einwurfs gefallen ist, müsste Patrick Herrmanns Tor als Standard-Tor gelten“, sagt Dirk Bremser, Borussias Co-Trainer und ein Experte in dieser Disziplin.

„Bei den Standards bin ich komplett raus, da wundere ich mich immer wieder, was Dirk sich da zurechtlegt. Insgesamt ist es eine Qualität von uns, Standard-Tore zu machen“, sagte Hecking nach dem Schalke-Spiel. Regelmäßig werden diverse Szenarien auf dem Trainingsplatz geübt, die ersten Saisonspiele zeigten einen gewissen Variantenreichtum. Wie bei Hazards Ecke gegen Schalke, die er halbhoch zu Hofmann spielte, der den Ball dann aus rund 18 Meter direkt nahm, aber verzog. Später legte Hofmann quer auf Hazard, der auch nicht traf.

„Wenn man Standards einstudiert, steigert das die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tor fällt. Es müssen aber immer auch viele Kleinigkeiten passen: Wie ist die Positionierung? Wie laufen die Spieler ein?“, sagt Bremser.

In der vergangenen Saison hatten die Gladbacher nach dem 18. Spieltag eine Quote von 40 Prozent, dann sackte sie auf 18 Prozent ab. „Im Moment passt es wieder sehr gut, ich hoffe, dass das so bleibt“, sagt Bremser. „Grundsätzlich machen wir uns zu dem Thema immer Gedanken und das Team nimmt es sehr gut auf. Wir haben ja auch viele kreative Spieler, die auf Spielsituationen reagieren können“, sagt er.

Wie gegen Schalke. „So wie das Tor gefallen ist, war es nicht einstudiert. Aber wir trainieren generell viele Standards. Schalke hat in der Raumdeckung verteidigt. Ich habe deshalb vor dem Eckball noch anzeigen wollen, dass der Ball nicht dorthin kommen soll, wo alle stehen, sondern ein bisschen weiter weg. Er kam dann aber doch relativ nah ans Tor. Instinktiv bin ich auf den langen Pfosten gegangen. Dann braucht es auch Glück, dass er reingeht“, erklärt Ginter sein 1:0.

Eine weitere positive Momentaufnahme: „Wir haben noch kein Gegentor nach einem Standard bekommen“, sagt Bremser. Diese Statistik verdanken die Borussen aber der großartigen Parade von Yann Sommer nach dem Kopfball von Schalkes Salif Sané.

Auch am Samstag in Berlin wird die Standard-Verteidigung auf dem Prüfstand stehen, denn Hertha ist in der Disziplin ebenfalls gut geschult. „Es geht immer auch darum, Standards zu bekommen – oder sie nicht zuzulassen. Gute Standards sind vorn und hinten Teamarbeit“, sagt Bremser.

Gegen ein kompaktes Team wie die Berliner wird es möglicherweise auf Standards ankommen. Die „englische“ Borussia ist gerüstet dafür, das jedenfalls ist die Botschaft der bisherigen Spiele.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort