Köln gewinnt das Derby gegen Borussia Terodde und Tumulte

Köln · Köln gewinnt das Derby gegen Borussia Mönchengladbach in letzter Sekunde mit 2:1. In der Halbzeit stürmen Borussia-Anhänger den Innenraum, nachdem ein Kölner Fan eine Fahne gestohlen hat.

Simon Terodde bejubelt seinen späten Siegtreffer.

Simon Terodde bejubelt seinen späten Siegtreffer.

Foto: dpa, ve gfh

Der Fußball ist zuweilen ein seltsamer Geselle, insbesondere, wenn Derbyzeit ist. Dann bedient er sich gern jener Geschichten, die am Ende mit einem "ausgerechnet" garniert werden dürfen. Eine solche produzierte gestern das rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. In der fünften Minute der Nachspielzeit erzielte der neue Kölner Stürmer Simon Terodde das 2:1-Siegtor für den Tabellenletzten. Eben jener Terodde, der vor der Saison mit Gladbach in Verbindung gebracht worden war. Doch aus dem Transfer wurde nichts.

Nun war es nicht so, dass Terodde nach seiner Großtat, die Köln laut Trainer Stefan Ruthenbeck "das erste Endspiel" gewinnen ließ, von Genugtuung sprach, doch schwang diese Geschichte im Hintergrund mit. "Wenn man in der 95. Minute ein Tor machen kann, ist das schön", gab Terodde bekannt. So verließ er das Stadion mit dem guten Gefühl, im ersten Spiel für den neuen Klub gleich der Derby-Held zu sein. "Er wird hier einschlagen", vermutet Ruthenbeck.

Die Kölner hoffen nun auf einen Raketenantrieb im Abstiegskampf. Und die Gladbacher? Sie verpassten es zum wiederholten Mal, einen ordentlichen Schritt nach vorn zu machen und sich in den oberen Tabellenregionen weiter in die Komfortzone zu bringen. Dass beide Gegentore nach Hereingaben von der Seite auf recht simple Art fielen, "ist sehr ärgerlich", gestand Abwehrmann Matthias Ginter. "Wahnsinn, dass wir dieses Spiel verlieren. Wir haben nicht unsere beste Leistung gezeigt, aber wir waren die bessere Mannschaft. Wir waren die ganze Zeit im Vorteil", sagte Ginter.

Statt den Abstand nach unten zu vergrößern, ist es für die Borussen noch enger geworden im Tableau. 28 Punkte haben sie als Sechster, es folgt der FC Augsburg mit 27 Punkten. Das ist der kommende Gegner am Samstag. Hoffenheim und Frankfurt haben ebenfalls 27 Punkte, Hannover als Zehnter 26. "Wir dürfen uns aber jetzt keinen Druck machen", betont Ginter. In Köln konnten er und die anderen Borussen den Nachweis, unbedingt nach Europa zu wollen, nicht erbringen. Spielerisch war Gladbach zwar besser, doch fehlte nach dem Rückstand durch Frederik Sörensens Treffer (34.) der konsequente rote Faden im Spiel der Borussen.

Raffael, der zunächst auf der Bank saß, nach der Pause aber eingewechselt wurde als Hoffnungsträger, glich aus, das war aber zu wenig. Die Gegentore waren zu einfach - und vorn gingen die Borussen mit den Chancen zu fahrlässig um. "Nach dem 1:1 hatten wir zwei, drei Situationen, um uns abzusetzen und gar nicht mehr in Momente wie den am Ende kommen zu müssen. So verlieren wir das Spiel, das man eigentlich nicht verlieren kann. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir unsere Chancen in solchen Situationen nutzen", sagte Kapitän Lars Stindl.

Dass den Borussen möglicherweise ein Elfmeter verwehrt blieb, als Jonas Hofmann zu Fall kam im Kölner Strafraum und Schiedsrichter Felix Zwayer nach Ansicht der Videobilder nicht auf Strafstoß entschied, kam dazu. Es war aber nur ein Baustein der Niederlage, nicht die Ursache. Gleiches gilt für das Schweigen der Gladbacher Ultras nach der Pause. In der Halbzeit hatte ein mit einer Ordnerweste gedresster Köln-Fan den Gladbachern eine Fahne geklaut. Danach gab es Tumulte, einige Gladbacher verfolgten den Mann im Innenraum, wurden aber von der Polizei gestoppt. Danach sammelten sie ihre Fahnen ein und sangen nicht mehr.

Die Kölner hoffen nun wieder vor dem nächsten Endspiel beim Hamburger SV. Und die Borussen müssen Ursachenforschung betreiben. "Es ist sehr, sehr ärgerlich so ein Spiel zu verlieren. Wir werden uns wieder neu aufstellen, aber diese drei Punkte sind weg", sagte Stindl. "Es ist natürlich ein verkorkster Start", resümierte Trainer Dieter Hecking. Stefan Ruthenbeck sah das naturgemäß genau anders herum. Dank Simon Terodde.

(kk)
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