Gladbach - Leverkusen 2:1 Borussia ist Platz vier nur noch theoretisch zu nehmen

Mönchengladbach · Nach einem 2:1 gegen Bayer Leverkusen hat Borussia Mönchengladbach den vierten Platz in der Bundesliga zu 99,9 Prozent sicher. Gladbach liegt vor dem letzten Spiel beim SV Darmstadt drei Punkte und elf Tore vor dem Fünften.

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Lange deutete alles auf einen Krimi mit vier Beteiligten hin, dann war die Borussia fast sicher Vierter, dann hatte sie nach dem 33. Spieltag nur noch einen echten Konkurrenten — und durfte am Ende doch noch über Platz vier jubeln. Der Sieg gegen die bereits als Dritter feststehenden Leverkusener brachte nicht nur einen, sondern gleich drei Big Points — Augsburgs Daniel Baier war mit seinem Ausgleich auf Schalke der zweite Matchwinner für Gladbach.

Nach dem emotionalen Auftakt des Tages wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn die Borussia sich ein paar Abtastminuten gegönnt hätte. Roel Brouwers, Martin Stranzl, Havard Nordtveit, Branimir Hrgota und Martin Hinteregger wurden verabschiedet, erhielten zum Dank die branchenüblichen Blumen und Bildercollagen. "Danke für alles!", sagte Stranzl mit gebrochener Stimme und Tränen in den Augen. Die Fans, selbst gerührt, erwiderten die Worte mit frenetischem Beifall und an Brouwers adressiert natürlich mit einem besonders langgezogenen "Rooooooooooooooel".

Doch die Abschiedsemotionen wurden bereits nach 30 Sekunden beiseitegedrängt. Lars Stindl spielte Oscar Wendt nach einer Balleroberung in Leverkusens Hälfte wunderbar frei. Der Schwede legte sich den Ball auf den schwächeren rechten Fuß, ließ so aber Lars Bender aussteigen und wurde nur vom Pfosten gestoppt.

Die Anfangsphase verlief munter, Sonnenfußball statt Sommerfußball. In der 10. Minute spielte Stindl einen sogenannten "Key Pass" auf Ibrahima Traoré, also einen Ball, der zu einem Abschluss führt. Da Traoré leicht in Rückenlage geriet und sein strammer Schuss über die Latte flog, ging die Tür zum 1:0 jedoch nicht auf.

Apropos Latte: Die rettete im nächsten Angriff der Leverkusener für die Borussia. Robbie Kruse traf für Bayer zum 26. Mal in dieser Saison Aluminium — Bundesligarekord seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Nachgeschehen rettete Yann Sommer aufmerksam gegen Stefan Kießling. Es hätte zu diesem Zeitpunkt bereits 2:1 stehen können.

Als das muntere Spiel sich die erste Verschnaufpause zu nehmen schien, bekam André Hahn die Gelegenheit zum virtuellen 3:1. Allerdings blieb es nach dem nächsten starken Zuspiel von Stindl beim 0:0, weil Hahn frei vor Bernd Leno zu viel Fahrt aufnahm und sich den Ball zu weit vorlegte — anders als vor ein paar Wochen in Ingolstadt, als ihm ihn einer ähnlichen Situation die Puste ausgegangen war. In der 20. Minute bestrafte Bayer die schwache Chancenverwertung der Borussia: Charles Aránguiz tankte sich durch und ließ Sommer keine Abwehrmöglichkeit.

Dann wurde es wirklich etwas ruhiger, bis auf eine weitere Chance für Hahn, der überhastet abschloss. Wendt hatte ihn im Rückraum gesehen. Im Stadion häuften sich die Blicke aufs Handy — was machten Hertha (kassierte das 1:1 gegen Darmstadt), Schalke (ging mit einem 0:0 gegen Augsburg in die Pause) und Mainz (glich in Stuttgart zum 1:1 aus)? André Schubert konnte bereits seine erste Ansprache für einen Heim-Pausenrückstand seit Januar vorbereitet, als Hahn doch noch das 1:0 gelang. Leno wehrte einen Schuss von Traoré vor Hahns Füße ab, der diesmal gar keine andere Wahl hatte, als sein sechstes Saisontor zu erzielen. Die Mannschaften auf den Tabellenplätzen vier bis sieben gingen also mit einem Unentschieden in die Kabine.

Eine knapp zehnminütige Findungsphase in der zweiten Hälfte beendeten zwei Chancen für die Borussia: Zunächst lenkte Leno einen strammen Schuss von Traoré — schon wieder nach einem Stindl-Pass — noch über die Latte. Im Anschluss an die kurz ausgeführte Ecke zog Raffael ab. Der Schuss wurde abgefälscht und zwang Leno zu einer Parade in Maikäfer-Manier.

Dass Bayer nach einer Stunde nicht erneut in Führung ging, ist nur schwer zu erklären. Nordtveit blockte Hakan Calhanoglus Schuss mit der Hand, doch anstatt den Ball im Nachschuss ins Tor zu befördern, reklamierte der türkische Nationalspieler so ausgiebig, dass er die große Möglichkeit erst gar nicht wahrnahm. Sein Schüsschen hatte Sommer dann sicher. (Mittlerweile führte Mainz in Stuttgart und Wendt sah die fünfte Gelbe Karte.)

Die großen Szenen machten sich für eine Weile rar. Waren die Borussen mit den Köpfen ein bisschen auf den anderen Plätzen oder schon in Darmstadt, wohin am 34. Spieltag die Reise geht? Antworten wären nicht uninteressant, doch Hahn machte sie in der 79. Minute erst einmal irrelevant: Wendt wollte Stindl bedienen, über den der Ball bei Hahn landete — mit Gewalt schoss der 25-Jährige den Ball ins Tor. Im Borussia-Park dürfte es einen Ausschlag auf der Richterskala gegeben haben.

Da Darmstadt in Berlin in Führung ging, lag Gladbach ein paar Minuten lang drei Punkte und zwölf Tore vor dem Fünften. Doch dann traf Klaas-Jan Huntelaar noch für Schalke, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Denn Stranzl kam noch zu seinem Abschiedseinsatz vor den eigenen Fans. Seine zweite Stimmungs-Explosion erlebte der Borussia-Park in der Nachspielzeit, als Stadionsprecher Torsten Knippertz verkündete: "Augsburg hat den Ausgleich erzielt." Ein Punkt in Darmstadt reicht nun ganz sicher für Platz vier. Selbst bei einer haushohen Niederlage müssten Mainz, Hertha oder Schalke haushoch gewinnen. Vorstellbar ist das natürlich nicht.

(jaso)
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