Nach Sieg gegen Bremen Tuchel und Watzke vergessen für einen Moment ihren Streit

Dortmund · Borussia Dortmund hat die Bundesliga-Saison mit einem Sieg beendet. Nach dem 4:3 gegen Bremen gab es eine demonstrative Umarmung von Thomas Tuchel und Hans-Joachim Watzke. Ein vorweggenommener Abschied?

 Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel fielen sich nach dem 4:3-Sieg gegen Werder Bremen um den Hals.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel fielen sich nach dem 4:3-Sieg gegen Werder Bremen um den Hals.

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Es könnte ja durchaus sein, dass im Pokalfinale nächste Woche ein Elfmeterschießen entscheiden muss. Die Mannschaft von Borussia Dortmund geht in dieser Hinsicht gut vorbereitet in die Partie gegen Eintracht Frankfurt in Berlin. Zwei Elfmeter verwandelte der BVB beim 4:3 gegen Werder Bremen im letzten Meisterschaftsspiel der Saison.

Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang behielten die Nerven in einem aufregenden Spiel, das sie mit ihren Treffern vom Punkt drehten. Dortmund hat damit zwei Saisonziele erreicht. Das Team hat sich als Tabellendritter direkt für die Champions League qualifiziert, und Aubameyang hat das Wettschießen mit Bayern Münchens Stürmer Robert Lewandowski um die Torjägerkanone gewonnen. 31 Treffer hat der Gabuner für den BVB gemacht, das sind Werte, wie sie einst der legendäre Gerd Müller verbuchte. Noch im Stadion bekam Aubameyang die Kanone überreicht, er feierte mit Tränen in den Augen vor den Fans auf der Südtribüne.

Das hochemotionale Ende der Begegnung, die zur Freude der neutralen Zuschauer hin- und herwogte, führte sogar zu einer erstaunlichen Verbrüderungsszene am Spielfeldrand. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Trainer Thomas Tuchel fielen sich um den Hals. Das war nach dem halböffentlich ausgetragenen Zwist der beiden nicht unbedingt zu erwarten. Vielleicht war es auch schon ein vorweggenommener Abschied.

Abschiedsgedanken werden Aubameyang ebenfalls nachgesagt. Das wollte er natürlich nicht bestätigen. Artig dankte er "der ganzen Mannschaft, die große Arbeit geleistet hat". Und er versicherte, es sei nicht der Abschiedsschmerz, der ihm die Tränen in die Augen getrieben hatte. "Das", sagte der Torjäger, "waren Tränen der Freunde. Ich habe an alle gedacht, meine Frau, meine Familie, mein Haus."

Während Fußball-Dortmund feierte, grübelten die Bremer über ihre neue Rolle in der Liga. Sie begeistern das Publikum mit erfreulich offensivem Spiel, aber sie bekommen auch ziemlich regelmäßig ordentlich eingeschenkt. "Wir haben das jetzt dreimal hintereinander erlebt", sagte der überragende Angriffsspieler Max Kruse, "aber wir können uns nichts dafür kaufen, dass die Zuschauer auf ihre Kosten kommen. Wir machen am Ende zu viele Fehler."

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Zunächst war Kruse maßgeblich daran beteiligt, den Favoriten mächtig zu ärgern. Zweimal gingen die Bremer in Führung, Kruses Vorlage zum 2:2-Zwischenstand war buchstäblich das Eintrittsgeld wert - die Ballmitnahme, der kleine Tanz mit den Dortmunder Abwehrspielern und die abschließende Ablage auf Fin Bartels waren ein fußballerisches Gesamtkunstwerk. Wer Kruses Vorstellung gesehen hat, wird nicht unbedingt volles Verständnis dafür aufbringen, dass Bundestrainer Joachim Löw beim Confed-Cup in Russland auf den besten Scorer der Rückrunde verzichtet. Kruse nahm es kühl zur Kenntnis. "Ich wäre gern dabei gewesen, aber ich kann es nicht ändern", sagte er.

So blieb Kruses großer Auftritt eine Randnotiz am Dortmunder Feiertag. Der BVB geht mit dem Rückenwind der direkten Qualifikation für die Meisterklasse des europäischen Fußballs ins Pokalfinale. Natürlich ist er dort klarer Favorit gegen das Team von Eintracht Frankfurt, das nach starker Bundesliga-Hinrunde doch sehr nach hinten durchgereicht wurde.

Das Spiel gegen Werder hält allerdings auch fürs Cup-Finale eine Lehre für die Dortmunder bereit. Allzu viele Räume sollten sie ihren Gegnern nicht immer gewähren. Vor allem über die rechte Deckungsseite der westfälischen Borussia sorgte Werder für Gefahr. Und nicht immer wird der BVB auf drei gegnerische Tore mit vier eigenen Treffern antworten können. Solche Überlegungen untersagte sich Trainer Tuchel aber in der Öffentlichkeit. Er erlaubte sich zwar leise Kritik an dem ein wenig leichtfertigen Auftreten nach dem Seitenwechsel, aber er stellte auch fest: "Die Mannschaft hat mit viel Leidenschaft für Angriffsfußball die Partie noch mal gedreht. Dafür verdient sie ein Kompliment. Wir sind heute sehr, sehr glücklich." Immerhin habe seine Elf den "größten Umbruch seit zehn Jahren mit der Qualifikation für die Champions League beendet". Das musste all jenen offenbar noch mal gesagt werden, die seine Arbeit kritisch sehen.

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