Serie — 50 Jahre Bundesliga (1) Beckenbauer begann mit 400 Mark

Düsseldorf · In diesem Jahr feiert die Bundesliga ihren 50. Geburtstag. Im ersten Teil unserer Serie geht es heute um die Anfänge und das Gehalt von Franz Beckenbauer. Trainerlegende Sepp Herberger hatte großen Anteil daran, dass die höchste Fußballklasse eine Erfolgsgeschichte wurde.

 Franz Beckenbauer verdiente in seiner Anfangszeit in der Bundesliga 400 Mark im Monat.

Franz Beckenbauer verdiente in seiner Anfangszeit in der Bundesliga 400 Mark im Monat.

Foto: dpa

Aller Anfang ist schwarz-weiß. Als die Bundesliga laufen lernte, waren die Fernsehbilder körnig, die Fußballplätze sahen so aus wie heute die Anlagen der Amateurvereine, die Spieler waren um die Hüften fülliger, und Waschbrettbäuche gab es nur beim Bodybuilding. Auf den Tribünen standen Männer in dunklen Mänteln, sie trugen Hüte, in den Kurven gab es ein paar Verwegene mit Fahnen und Trompeten. 14 Mark kostete ein überdachter Tribünenplatz, drei Mark ein Stehplatz. Spitzenkräfte wie der Kölner Nationalspieler Karl-Heinz Thielen verdienten im Monat inklusive Prämien 1500 Deutsche Mark, und sein Klub war stolz darauf, den Vertragsfußballern die Zukunft mit Bausparverträgen zu sichern. Das galt als wegweisend in der Liga, die in diesem Sommer in ihre 50. Saison geht.

In den 90ern kam das große Geld

Sie lernte das Laufen noch einmal. Das war in den 1990er Jahren, Längst war alles bunt, und weil sich die Privatsender um die Rechte am erstklassigen Fußball zu reißen begannen, weil die werbende Wirtschaft den Sport entdeckte, sprudelte es aus Einnahmequellen, die für die Erfinder der Bundesliga unvorstellbar gewesen waren. Die Gehälter explodierten, die Bundesliga-Profis wurden zu Millionären, unterdessen sind Jahreseinkommen (ohne Werbeverträge) von über fünf Millionen Euro für die Topstars völlig normal. Inzwischen macht der deutsche Profifußball zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, und er bietet eine Veranstaltung für die gesamte Gesellschaft. Männersache ist allein noch das Spiel auf dem Rasen.

Die Erfolgsgeschichte begann zäh. Bundestrainer Sepp Herberger, der maßgeblich das "Wunder von Bern", den ersten WM-Titel für Deutschland 1954, bewerkstelligt hatte, mahnte seit Jahren, es müsse eine eingleisige erste Liga geben. In Deutschland wurde in fünf regionalen Oberligen gespielt, im Ausland hatte die Professionalisierung begonnen. Und Herberger befürchtete lautstark, dass der deutsche Fußball den Anschluss verlieren könnte.

Noch bevor der erste Beweis dafür bei der WM 1962 in Chile augenfällig wurde, entschloss sich der Deutsche Fußball-Bund zur Gründung der Bundesliga. Im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle setzten sich die Befürworter des eingleisigen Modells durch. Ihre wesentlichen Vertreter sind der frischgewählte Präsident Hermann Gösmann, sein späterer Nachfolger Hermann Neuberger und Franz Kremer, Präsident des 1. FC Köln, der als Flaggschiff des beginnenden Berufsfußballs galt.

Bundesliga startete mit 16 Klubs

Neuberger erinnerte sich später an "unheimlich viele Gespräche und diffizile Kleinarbeit". Richtig haarig wurde es bei der Auswahl der 16 Klubs, die in der ersten Spielzeit antreten dürfen. Köln, Borussia Dortmund, FC Schalke 04, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg, 1. FC Saarbrücken, Hamburger SV, Hertha BSC, Preußen Münster, der Meidericher SV, Eintracht Braunschweig, der 1. FC Kaiserslautern, der TSV 1860 München, der VfB Stuttgart und der Karlsruher SC erhielten die Startberechtigung. Der größte deutsche Klub, der FC Bayern München, stieg erst 1965 auf (übrigens gemeinsam mit Borussia Mönchengladbach).

Sein langjähriger Manager Uli Hoeneß hat im wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesliga seinen Klub weit an die Spitze manövriert. Die Bayern allein bringen es mittlerweile auf einen Jahresumsatz von 360 Millionen Euro. "Sie sind das Maß der Dinge", räumt auch Hans-Joachim Watzke ein, der Geschäftsführer des augenblicklich härtesten Rivalen, Borussia Dortmund.

Aber auch im Fahrwasser der Bayern leben die Klubs der Bundesliga nicht schlecht. Der weltweit führende Standard in den Stadien sorgt für reichlich ausverkaufte Häuser, die bunte Show zieht Fachleute, harte Fans und ein zahlenmäßig großes Eventpublikum an. Rund 13 Millionen Zuschauer zahlen pro Saison Eintritt, auf den besseren Plätzen rund 50 Euro, im umfangreich versorgten Bereich für besonders wichtige Menschen auch mal ein paar hundert Euro.

Die bekam ein gewisser Franz Beckenbauer im Monat — genau 400 Mark kassierte er für seinen ersten Vertrag in den 60ern bei den Bayern. Die wurden erst später reich. Wie Beckenbauer.

(RP/seeg/rm)
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