Berbatow mit Doppelpack Bayer schafft Pflichtsieg

Freiburg (rpo). Bayer 04 Leverkusen kann nach den jüngsten Pleiten in der Bundesliga vorerst aufatmen. Beim hoffnungslosen Schlusslicht SC Freiburg gewann die Elf von Trainer Klaus Augenthaler 3:1 und meldete sich im Kampf um die internationalen Plätze zurück. Zuvor hatte die Werkself in sechs Partien nur ein einziges Mal gewinnen können.

Matchwinner Dimitar Berbatow hoffte nach seiner geglückten Aufbauhilfe noch kurz, doch Klaus Augenthaler kannte keine Gnade. Für den strengen Coach führt der Weg von Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen zurück auf die europäische Bühne über die Provinzstadt Bitburg und ein starkes Kollektiv.

Kein Wunder, dass "Auge" auch nach dem 3:1 (1:1)-Erfolg der Werkself bei Tabellenschlusslicht SC Freiburg und der gestoppten Talfahrt das am Montag beginnende dreitägige Trainingslager in Bitburg nicht kurzfristig strich, sondern vielmehr relativierende Worte über die Leistung von Doppeltorschütze Berbatow fand.

"Dimitar wird für seine Tore bezahlt. Nur weil er zweimal trifft, kann man ihn nicht herausheben. Man muss auch bei ihm einiges bemängeln", erklärte Augenthaler, zeigte sich aber trotzdem erleichtert über den Befreiungsschlag nach zuvor zwei bitteren Pleiten: "Der geplante Neuanfang hat insgesamt ganz gut funktioniert."

Dass der Zweck bei der derzeit völlig verunsicherten Bayer-Elf die Mittel heiligt, musste aber auch Sportchef Rudi Völler eingestehen. "Ich hatte das Gefühl, unsere Spieler haben alle Bleiwesten an. Das war eine schwere Geburt und wahrlich kein Leckerbissen", urteilte Völler und kündigte auch für die letzten fünf Spieltage Leverkusener Schmalkost an: "In solchen Phasen sollte man nicht über spielerische Klasse nachdenken. Zaubern kann man irgendwann immer noch."

Galaauftritte wie gegen Real Madrid (3:0) in der Champions League und Bayern München (4:1) in der Bundesliga gehören damit in dieser Saison wohl endgültig der Vergangenheit an. Symbolcharakter sollte wohl auch das Outfit von Coach Augenthaler haben, der beim Arbeitssieg erstmals seit langem nicht im edlen Zwirn, sondern im dunkelblauen Trainingsanzug auf der Bank saß.

Doch trotz eines vorausgegangenen zweitägigen Trainingslagers in Winden im Elztal nahe der berühmten Schwarzwaldklinik offenbarte der "Patient" auch gegen die hilflosen Freiburger, die zuletzt in 19 Partien nur einmal siegreich waren, große Schwächen. Das Fehlpassfestival in der ersten Halbzeit führte nicht nur Kapitän Carsten Ramelow auf die allgemeine Verunsicherung zurück. "Uns fehlt derzeit das Selbstvertrauen. Um in den Uefa-Cup zu kommen, brauchen wir noch viele Punkte", mahnte der Ex-Nationalspieler, der nach seiner 10. Gelben Karte im richtungweisenden Spiel am kommenden Sonntag gegen Meister Werder Bremen fehlen wird.

Auf eine Serie der als Champions-League-Anwärter in die Runde gestarteten Leverkusener setzt vor allen Dingen der 24-jährige Berbatow nach seinem bereits dritten Doppelpack in dieser Spielzeit. "Dieser wichtige Sieg sollte uns Selbstvertrauen geben. Der Trainer hat in der Halbzeit mehr Gas verlangt, und wir konnten es umsetzen", beschrieb der 36-malige bulgarische Nationalspieler die Wende zum Guten.

Berbatow sorgte mit zwei Treffern (66./83.) für den erst vierten Auswärtssieg von Bayer, nachdem Freiburgs Stürmer Alexander Iaschwili (37.) mit seinem ersten Treffer nach über fünfmonatiger Durststrecke die Führung durch Bernd Schneider (26.) zunächst egalisieren konnte.

Ratlosigkeit statt Enttäuschung herrscht indes bei den Freiburgern nach dem nun fast besiegelten dritten Bundesliga-Abstieg nach 1997 und 2002. "Dass wir so dumme Tore kassieren, passt ins Gesamtbild der ganzen Saison", meinte Keeper Richard Golz nach der siebten Heimpleite. Trainer Volker Finke hat sich für die letzten fünf Spieltage in der Eliteliga vor allen Dingen noch ein Ziel gesetzt: "Ich muss versuchen, mit den Spielern so zu arbeiten, dass die Freude nicht verloren geht."

STIMMEN ZUM SPIEL:

Trainer Volker Finke (SC Freiburg): "Die Leistungen beider Teams waren fast gleichwertig. Ich habe meinen Spielern nach der Partie in der Kabine gesagt, dass sie den Kopf hochnehmen sollen. Wenn mich jemand fragt, warum es in dieser Saison für uns so läuft, dann gebe ich ihm gerne die Videokassette dieses Spiels. Es ist typisch für das, was in dieser Saison mit uns passiert. Aber wir müssen diese Niederlage so hinnehmen. Ich muss versuchen, mit den Spielern so zu arbeiten, dass die Freude nicht verloren geht."

Trainer Klaus Augenthaler (Bayer Leverkusen): "Ich bin froh, dass wir nach zwei Niederlagen drei Punkte mitnehmen konnten. Wir sind auf dem besten Wege, so wie wir die Woche über gearbeitet haben. Es war sicher kein berauschendes Fußballfest und es gab nach dem Spiel auch selbstkritische Stimmen in der Mannschaft, aber der Neuanfang hat ganz gut funktioniert. Wir werden auch weiter konzentriert arbeiten, um in der kommenden Woche gegen Werder Bremen wieder mehr Selbstvertrauen zu haben. Dimitar Berbatow sollte man nicht herausheben, nur weil er zwei Tore geschossen hat. Dafür wird er schließlich gut bezahlt."

STATISTIK ZUM SPIEL:

Freiburg: Golz - Aogo (74. Zkitischwili), Olajengbesi, Mohamad, Berner - Hermel - Cairo, Coulibaly (79. Antar), Bajramovic - Koejoe, Iaschwili

Leverkusen: Butt - Schneider, Roque Junior, Juan, Placente - Ramelow, Castro - Freier, Krzynowek - Berbatow (88. Öztürk), Woronin

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

Tore: 0:1 Schneider, 1:1 Iaschwili (37.), 1:2 Berbatow (66.), 1:3 Berbatow (83.)

Zuschauer: 21.600

Beste Spieler: Hermel, Coulibaly - Krzynowek, Placente

Gelbe Karten: Mohamad (4), Bajramovic (5/2), Hermel - Ramelow (10), Placente (5), Roque Junior (3)

(sid)
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