Remis im Heimspiel Frimpong sichert Bayer einen Punkt gegen Wolfsburg

Leverkusen · Moussa Diaby vergibt einen Elfmeter, Robert Andrich trifft ins eigene Tor, Edmond Tapsoba verursacht einen Strafstoß gegen die Werkself – und doch nimmt Bayer Leverkusen einen Punkt gegen den VfL Wolfsburg mit.

 Leverkusens Jeremie Frimpong bejubelt sein Tor zum 2:2 mit Amine Adli (hinten) und Callum Hudson-Odoi (r).

Leverkusens Jeremie Frimpong bejubelt sein Tor zum 2:2 mit Amine Adli (hinten) und Callum Hudson-Odoi (r).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Anspannung war groß vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg. Die organisierten Fans von Bayer Leverkusen richteten einen offenen Brief an die tief in der Krise steckende Werkself. Der Dachverband „Nordkurve12“ warf den Profis unter anderem vor, nur für ihre Egos zu spielen und sprach von „Leiharbeitermentalität“, sicherte allerdings Unterstützung gegen den VfL zu – mit „Vollgas und Leidenschaft“. Die Anhängerschaft hielt Wort, die Mannschaft lieferte nur bedingt. Letztlich flimmerte ein 2:2 (1:1) über die Videowände der BayArena.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso veränderte seine Startformation im Vergleich zum desolaten 1:5 zuletzt in Frankfurt auf vier Positionen. Für Piero Hincapie (Gelb-Rot-Sperre), Charles Aránguiz (Wadenprobleme), Paulinho (Bank) und Patrik Schick (Adduktorenprobleme) begannen Odilon Kossounou, Kerem Demirbay, Amine Adli und der tschechische Sommerzugang Adam Hlozek.

Leverkusen begann kontrolliert und bekam den Traumstart in die Partie auf dem Silbertablett serviert. Bei einem Vorstoß über rechts versuchte sich Moussa Diaby an einer Hereingabe in den Strafraum der Gäste, Micky van de Ven rutschte in den Ball und berührte ihn im Fallen mit der Hand. Nachdem sich Schiedsrichter Felix Brych die Szene noch einmal auf dem Monitor an der Seitenlinie angeschaut hatte, blieb er bei seiner Entscheidung und zeigte auf den Punkt. Diaby übernahm die Verantwortung, schnappte sich den Ball und schoss ihn rechts am Tor vorbei (9.).

Bundesliga 2022/23: Bayer 04 Leverkusen gegen VfL Wolfsburg - Bilder des Spiels
30 Bilder

Bayer 04 - VfL Wolfsburg: die Bilder des Spiels

30 Bilder
Foto: dpa/Federico Gambarini

Elfmeter bleiben also eine schwierige Geschichte bei Bayer. Die Rheinländer vergaben ihre letzten vier Strafstöße, insgesamt gar fünf der letzten sechs. In der Champions League scheiterten unlängst Schick und Demirbay vom Punkt. Doch wenige Minuten später bügelte Diaby seinen Fehler aus – mit dem Treffer zum 1:0 (17.). Edmond Tapsoba spielte einen langen Pass auf den Franzosen, der ließ auf Hlozek klatschen, bekam den Ball zügig zurück und entschied sich frei vor VfL-Keeper Koen Casteels für einen frechen Beinschuss (17.).

Die Führung war nicht unverdient, denn von den Niedersachsen, die bei der Anreise im ICE nach Leverkusen mit ihrer Maskenverweigerungshaltung für Schlagzeilen sorgten, kam in den ersten 25 Minuten so gut wie nichts. So war es kaum verwunderlich, dass der Ausgleich durch ein Eigentor fiel. Robert Andrich wollte eine Hereingabe von Ridle Baku klären, traf den Ball im Strafraum aber so unglücklich, dass er unhaltbar über Lukas Hradecky hinweg im Netz einschlug (28.).

Einzelkritik Bundesliga: Bayer 04 Leverkusen - VfL Wolfsburg in Noten
18 Bilder

Bayer 04 - VfL Wolfsburg: die Werkself in Noten

18 Bilder
Foto: dpa/Federico Gambarini

Das trübte freilich den Gesamteindruck der insgesamt ordentlichen ersten halben Halbzeit der Werkself, in der Adli (40.) und van de Ven (42.) weitere Gelegenheiten für das zweite Tor auf einer der beiden Seiten ausließen. Hier und da waren Ungenauigkeiten in Leverkusens Spiel, vielleicht durch Nervosität oder den Druck begründet, doch das 1:1 zur Pause war für das Team von Niko Kovac schmeichelhaft. Vor allem Jeremie Frimpong und Diaby sorgten bei Bayer über die rechte Seite für gute Szenen, auch Amine Adli war mit Dynamik unterwegs – und Hlozek hinterließ in den ersten 45 Minuten einen deutlich besseren Eindruck als sein zuletzt komplett wirkungsloser Landsmann Schick.

Dass die Werkself keine zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff Anschauungsunterricht erhielt, wie man einen Elfmeter verwandelt, war vor allem einer harten Entscheidung von Brych geschuldet. Tapsoba stoppte Felix Nmecha auf dem Weg Richtung Tor – zu hart, wie der Unparteiische ohne weitere Sichtung der Szene befand. Maximilian Arnold stand am Punkt und verwandelte souverän halbhoch ins linke Eck (54.).

So kommt zu der miserablen Quote bei eigenen Elfmetern noch der bemerkenswerte Fakt, dass die Leverkusener in den vergangenen drei Pflichtspielen fünf Strafstöße gegen sich verursacht haben. Das ist nicht mehr nur mit Pech zu erklären und ein weiterer Fakt in einer Saison, die Fans wie Beobachter ratlos macht.

Ebenfalls ratlos reagierte Bayer auf den Rückstand. Von den guten Ansätzen der ersten Halbzeit war nach dem Nackenschlag zunächst nur noch wenig zu sehen. Die Fans in der Nordkurve sangen zwar unverdrossen weiter, aber ihre Reaktionen auf Ballverluste, Fehlpässe oder übersehene Anspielmöglichkeiten fiel zunehmend ungehalten aus.

Der 2:2-Ausgleich und Endstand fiel im Grunde aus dem Nichts und sorgte für umso erlösteren Jubel. Der eingewechselte Daley Sinkgraven setzte sich im Strafraum zunächst gut durch und brachte den Ball irgendwie noch Richtung Tor. Der schnell schaltende Frimpong ersprintete die Vorlage am zweiten Pfosten und brachte sie zum Erstaunen der VfL-Defensive im Tor unter (76.).

Die Fans im längst nicht ausverkauften Stadion waren nun wieder voll da, auch die Mannschaft agierte deutlich präsenter in der nun spannenden Schlussphase. Ein weiterer Treffer fiel aber nicht. Am Mittwoch sind Alonso und die Werkself zum fünften Gruppenspiel in der Champions League bei Atlético Madrid zu Gast (21 Uhr).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort