Zehn Hingucker des Spieltags Ein Pipifax-Foul, ein unfairer "Platzwart" und die Serienbrecher

Düsseldorf · Borussia Mönchengladbach hat mit dem 3:1 gegen den FC Bayern gleich mehrere Serien der Münchner beendet. In Leverkusen war mal wieder der Sportdirektor sauer. Die zehn Hingucker des Spieltags.

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Borussia - FC Bayern München

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Der Schwede ist der heimliche Sieggarant bei Borussia Mönchengladbach. Immer wenn er trifft, gewinnt die Borussia. Und deshalb war es auch kein Wunder, dass die Gladbacher nach Wendts 1:0-Treffer dem FC Bayern München durch das 3:1 die erste Niederlage in dieser Bundesliga-Saison beibrachten.

Und Wendts Treffer war daneben auch noch einer aus der Kategorie "Sehenswert", denn der 30-Jährige leitete sein eigenes Tor per Hacke ein. Zunächst spielte er Fabian Johnson frei, der wiederum zurück auf Wendt passte, der per Hacke zu Raffael weiterleitete. Mit der Sohle ließ der Brasilianer den Ball zurück zu Wendt prallen. Der Ball lag blank im Strafraum der Bayern und der Linksfuß nahm mit rechts Maß und traf ins rechte untere Eck.

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15. Spieltag: Pressestimmen

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Die Niederlage des FC Bayern bei Borussia Mönchengladbach war nicht irgendeine Schlappe des Rekordmeisters. das 1:3 beendete gleich mehrere beeindruckende Serien des Tabellenführers. Die augenscheinlichste: Der FCB verlor am 15. Spieltag zum ersten Mal ein Spiel in der diesjährigen Bundesliga-Saison. War das abzusehen? Nun, zumindest sind die Gladbacher der Angstgegner der Bayern: Nirgendwo holten sie weniger Punkte im Schnitt als am Niederrhein (1,09 pro Spiel).

Borussia Mönchengladbach in der André-Schubert-Tabelle Dritter am Ende
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Die Schubert-Tabelle

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Foto: afp, oa-iw

Daneben war das 1:3 in Mönchengladbach die erste Niederlage für Bayern München nach zuvor 56 ungeschlagenen Hinrunden-Spielen. Letztmals unterlagen die Münchener in der ersten Saisonhälfte am 28. Oktober 2012 (1:2 gegen Leverkusen).

In den vorherigen 99 Pflichtspielen änderte Trainer Pep Guardiola seine Startelf von Spiel zu Spiel immer auf mindestens einer Position. In Gladbach ließ er erstmals seit Januar 2014 zweimal in Folge mit der gleichen Anfangsformation spielen. Im 49. Hinrundenspiel unter Guardiola gingen die Bayern zudem erstmals als Verlierer vom Platz.

Bis zum Samstagnachmittag war Franck Ribery der Garant für die Münchner. Immer, wenn der Franzose in einem Bundesliga-Spiel für die Münchner traf, verlor der Rekordmeister nicht. Dieser Lauf ist mit dem 1:3 in Mönchengladbach nun Geschichte. Ribery war nach langer Leidenszeit eingewechselt worden und hatte den Anschlusstreffer erzielt. Heißt dann auch: Thomas Müller ist das erste Mal nach 12 Pflichtspielen, in denen der FC Bayern trifft, nicht unter den Torschützen.

Als Franck Ribery in der 75. Minute bei der 1:3-Niederlage des deutschen Rekordmeisters Bayern München bei Borussia Mönchengladbach eingewechselt wurde, endete für den Franzosen eine fast neunmonatige Leidenszeit. Der 32-Jährige hatte im März in der Champions League gegen Schachtjor Donezk eine Sprunggelenkverletzung erlitten. Aus der zunächst prognostizierten dreitägigen Pause und wurde fast ein Dreivierteljahr.

"Es ist schön, wieder zurück zu sein", sagte Ribery, der sechs Minuten nach seiner Einwechslung den Ehrentreffer erzielte und einen guten Eindruck hinterließ. "Ich bin aber noch nicht bei hundert Prozent. Ich habe erst zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolviert", sagte der Superstar.

Durch Ribery hat Trainer Pep Guardiola wieder eine Option mehr. "Wir freuen uns sehr für ihn, dass er nach der langen Verletzung wieder dabei ist. Das ist vor allem wichtig für Franck. Kompliment an ihn", sagte der Spanier.

Viel kaufen können sie sich bei Borussia Mönchengladbach dafür nicht. Doch die "Schubert-Tabelle" zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie die Borussia unter ihrem neuen Trainer Andre Schubert aufdreht.

Gezählt wird sie, wie der Name schon andeutet, seit dem Beginn der Ära Schubert, der am 21. September den geflüchteten Lucien Favre auf der Trainerbank ersetzte. Seitdem sind die Gladbacher ungeschlagen, bei acht Siegen in zehn Spielen. Und in besagter Schubert-Tabelle stehen sie dementsprechend mit 26 Punkten auf Rang eins. Die Tabellenführung eroberte die Borussia am vergangenen Samstag durch ein 3:1 gegen den neuen Zweiten, den FC Bayern, der 25 Zähler auf dem Konto hat. Schade nur, dass die Schubert-Tabelle lediglich eine Spielerei der Statistiker ist. Für Gladbach-Fans aber definitiv eine, die schön anzuschauen ist.

Thomas Tuchel schaute verdutzt, verzog den Mund zu einem ungläubigen Lächeln und trat dann kopfschüttelnd den Gang in die Kabine an: Seinen "Platzverweis" nach dem 2:1-Siegtreffer beim VfL Wolfsburg konnte der Dortmunder Trainer nicht wirklich verstehen - gab sich aber dennoch selbstkritisch. "Ich habe mich dazu hinreißen lassen, auf eine Geste von Dieter Heckings Co-Trainer nach dem Elfmeter zu reagieren und ein Zeichen zu geben, dass er sich zu früh gefreut hat. Das hätte ich natürlich - ohne Diskussion - auch lassen können", sagte Tuchel.

Nach der Provokation trat der BVB-Coach im Überschwang der Gefühle noch gegen eine Werbebande - zu viel für Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg). "Ich habe mich ungebührlich verhalten, das hat er mir zumindest erklärt", sagte Tuchel. Der Tritt gegen die Bande sei kein Ausdruck von Ärger gewesen: "Die gesamte aufgestaute Energie musste raus. Das war gegen niemanden gemünzt. Da war ich sehr verwundert, dass ich auf die Tribüne musste."

In Schutz genommen wurde Tuchel allerdings sogar auch von seinem Gegenüber Hecking. "Die Geste ist in der Emotion geschehen, da kann man drüber hinwegsehen", sagte der Wolfsburger Trainer bei Sky: "Der Tritt gegen die Bande ist für mich viel interessanter. Ich bin für eine ähnliche Geschichte auch mal auf die Tribüne geschickt worden.
Da bin ich ganz bei Thomas, das ist zu viel des Guten."

Es sprudelte förmlich aus Jairo Samperio heraus, als er sein artistisches Meisterstück endlich auf Spanisch erklären konnte. "So ein Tor habe ich noch nie geschossen", sagte der 22 Jahre alte Iberer nach dem 3:1 (1:0) des FSV Mainz 05 beim Hamburger SV.

Bevor ihn ein Journalist in seiner Landessprache befragte, hatte der Mittelfeldmann seinen spektakulären Treffer aus der 16. Spielminute mit ein paar Brocken Englisch, der Hilfe eines Übersetzers und lebhaftem Einsatz von Händen und Füßen beschrieben.

"Ich habe gesehen, dass der Ball zu mir zurückkommt", berichtete Samperio, der in besagter Szene längst in "stabiler Seitenlage" lag. Doch dies hielt ihn nicht davon ab, den Ball über den verdutzten Jaroslav Drobny ins Tor des HSV zu lupfen. Ein Treffer der Marke "Tor des Monats", der stark an Uwe Seelers legendären Rückzieher im Liegen aus dem Jahre 1960 erinnerte - das HSV-Idol sah Jairos Kunststück live im Stadion.

Nach der Führung drehte der "Sitzfußballer" erst so richtig auf und legte das 2:0 nach Co-Produktion mit Yunus Malli nach (51.). Anschließend servierte der Spanier auch noch Christian Clemens zum 3:0 (76.). "Er hat seinen Stammplatz zementiert", äußerte 05-Coach Martin Schmidt über sein Ernergiebündel, das erstmals in seiner Karriere einen Doppelpack schnürte. "Ich bin sehr glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte", sagte Samperio bescheiden. Und strahlte.

Für Bayer-Sportchef Rudi Völler war es nur ein "Pipifax-Foul", Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger sah dagegen den Knöchel seines Teamkollegen bereits "irgendwo auf dem Rasen liegen". Die Rote Karte für Bayer-Profi Sebastian Boenisch (17.) war das Gesprächsthema nach der 1:2 (1:1)-Niederlage der Leverkusener bei Überraschungsteam Hertha BSC.

Boenisch war beim Stande von 0:1 mit viel Anlauf und mit offener Sohle in Hertha-Youngster Yanni Regäsel hineingerutscht. Getroffen hatte er ihn zwar "nur" mit dem Standbein, doch Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) entschied sich dennoch zu einem Platzverweis. Eine sehr harte Entscheidung, die Völler auf die Palme brachte: "Man kann sagen: Das war blöd, das hätte man eleganter lösen müssen. Aber man kann doch nicht nach 20 Minuten für so ein Pipifax-Foul eine Rote Karte geben."

Auch Boenisch verstand die Welt nicht mehr. Er fand es höchst unsportlich, dass Regäsel "sich auf dem Rasen wälzt, als hätte ich ihm das Bein gebrochen". Zudem hätten die Leute auf der Hertha-Bank vehement versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Seine zu erwartende Sperre könnte sich sogar verlängern, weil der polnische Nationalspieler beim wütenden Abgang den vierten Offiziellen leicht in die Seite stieß.

Glück im Unglück für Benjamin Hübner: Der Verteidiger vom Bundesligisten FC Ingolstadt hat sich beim 1:1 am Samstag gegen 1899 Hoffenheim weniger schwer verletzt als zunächst angenommen. "Er zog sich kräftige multiple Prellungen an Rücken und Lunge zu, Trainingspause auf unbestimmte Zeit", teilten die Schanzer via Twitter mit.

Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl hatte nach der Partie zunächst davon gesprochen, dass Hübner womöglich eine "innere Verletzung" erlitten habe. Der 26 Jahre alte Innenverteidiger habe "aus dem Mund geblutet". Der Ingolstädter Profi war nach gut einer Stunde bei einem Kopfball von Hoffenheims Kevin Volland unterlaufen worden. Dabei war er heftig auf den Rasen gestürzt.

Marwin Hitz präsentierte sich nicht nur auf dem Kölner Rasen als Schweizer Schlitzohr. Nein, auch in den Katakomben sorgte der Augsburg-Keeper für Aufsehen, als er seine Elfmeterpunkt-Trampelaktion von Müngersdorf näher erläutern sollte. Er habe "ein bisschen gestampft". Und es sei ja "keine Schande, wenn man da ein bisschen rumspielt". Es sei ja auch nur "in der Hitze des Gefechts" geschehen. Das alles erklärte der 28-Jährige mit einem steten Grinsen im Gesicht, das jede Schwiegermutter zum Dahinschmelzen gebracht hätte.

Eines indes wusste Hitz auch: Dafür, dass er vor dem Strafstoß des glücklosen Kölners Anthony Modeste den ominösen Punkt mit den Stollen heftig bearbeitete und den Franzosen damit zumindest irritierte, bekommt Hitz keinen Preis: "Es ist nicht die fairste Aktion, das muss ich zugeben."

Aber sie half. Und warum, muss Hitz sich gedacht haben, sollte nicht auch im Fußball der Zweck die Mittel heiligen - Shitstorm im Internet hin oder her? Hitz gelobte Besserung, als er auf die Frage nach einer denkbaren Wiederholung sagte: "Ich würde es nicht noch mal machen, das bin nicht ich." Trainer Markus Weinzierl sagte zur Hitz-Aktion dreierlei: "Nicht gut, nicht clever und nicht fair reagiert."

Es schien, als hätte der FC Schalke einen Titel gewonnen. Noch Minuten nach dem Schlusspfiff feierten die Profis zusammen mit den Fans auf der Schalker Nordkurve den Erfolg gegen Hannover 96.

Kapitän Benedikt Höwedes kletterte auf ein Podest, griff zum Mikrofon und schlüpfte in die Rolle des Vorsängers. Schon vor der Partie hatten die Anhänger mit einer aufwendigen und über Monate vorbereiteten Choreographie für eine beeindruckende Atmosphäre gesorgt. In der verdunkelten Arena liefen auf einem überdimensionalen Fernseher in der Nordkurve die Höhe- und Tiefpunkte der Vereinsgeschichte, riesige Blockfahnen zeigten die Kapitel. "Das war Gänsehaut pur", meinte Trainer Andre Breitenreiter, "das gab's noch nie auf der Welt."

(sid)
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