Nach langer Verletzungspause Stratege Schweinsteiger dirigiert wieder
Hannover · Nach monatelangen Verletzungsproblemen ist Bayern-Boss Bastian Schweinsteiger endgültig zurück. Auch Bundestrainer Joachim Löw dürfte sich freuen.
Das ist Bastian Schweinsteiger
Bastian Schweinsteiger stapfte stinksauer zur Bank. Der Bayern-Boss schimpfte nach seiner Auswechslung, gestikulierte und warf seinem Trainer Pep Guardiola fast die Handschuhe vor die Füße. Drohte der heilen Bayern-Welt da etwa ein Eklat? Nein, war alles nur ein Spaß. Der Mittelfeldstratege zeigte nach seiner starken Rückkehr gegen Hannover 96 4:0 (2:0) auch eine überzeugende schauspielerische Leistung. Die Laune bei den Rekord-Bayern könnte nicht besser sein - Schweinsteiger ist endgültig zurück.
"Es tat gut, wieder von Beginn an zu spielen. Ich fühle mich gesundheitlich besser, die Fitness wird besser", sagte der 29-Jährige, der zuletzt am 5. November in der Champions League bei Viktoria Pilsen in der Startelf des Rekordmeisters gestanden hatte: "So ein Spiel tut mir sehr gut. Ich hoffe, dass es nun immer weiter bergauf geht bei mir."
Das wird sicher auch Joachim Löw hoffen. Der Bundestrainer hat gut 100 Tage vor Beginn der Weltmeisterschaft in Brasilien schließlich schon genug Sorgenkinder in seinem Kader. Sami Khedira, Ilkay Gündogan, Mario Gomez, Mats Hummels, Sven Bender und Mesut Özil sind entweder verletzt oder außer Form. "Das macht mir Sorgen und bereitet mir Kopfzerbrechen", sagte Löw am Rande der Auslosung der EM-Qualifikation am Sonntag in Nizza. Gut, dass wenigstens sein Chef-Stratege Schweinsteiger auf dem Weg zur Mission Titelgewinn nach Sprunggelenksproblemen wieder in Form kommt.
Diesem einen Ziel, endlich den WM-Pokal in den Händen zu halten, ordnet der Routinier angesichts des riesigen Vorsprungs in der Liga von 19 Punkten auf den "Verfolger" Bayer Leverkusen alles unter. "Sie können sich vorstellen, was das für mich bedeutet", sagte Schweinsteiger bei Sky: "Sie wissen ja, dass wir da nicht hinfahren, um Urlaub zu machen."
"Basti hat überragende Qualitäten"
Wie wichtig Schweinsteiger für die Bayern und die Nationalmannschaft sein kann, deutete er trotz der fehlenden Spielpraxis in Hannover an. Zwar ist er nicht der Schnellste auf den Beinen, aber seine Übersicht, seine Erfahrung und seine Fähigkeiten als Stratege das Spiel in die richtigen Bahnen zu lenken, können jedes Team beflügeln. Gegen Hannover hatte er auf seiner Lieblingsposition als Sechser neben Kapitän Philipp Lahm in 72 Minuten 86 Ballkontakte, rannte neun Kilometer und brachte 88 Prozent seiner Pässe an den Mann. Das 2:0 durch Thiago (34.) machte er mit einem Zauberpass erst möglich.
Ganz nebenbei feierte "Schweini" sein 200. Bundesliga-Sieg im 311. Spiel. "Basti hat überragende Qualitäten", sagte Guardiola, der in den nächsten Wochen einen noch stärkeren Schweinsteiger erwartet: "Er hatte ein lange Pause und muss jetzt trainieren, trainieren, trainieren."
Wenn Bayern mit Schweinsteiger jetzt noch besser wird, könnten die Münchner ihren 24. Titel bereits im März feiern - so früh wie kein Team zuvor in der Bundesliga-Geschichte. Neben Thiago schossen Thomas Müller (25. und 59.) und Mario Mandzukic (65.) den 14. Sieg in Serie heraus. Der Triple-Sieger ist jetzt seit 47 Spielen ungeschlagen. "Ich bin begeistert", schwärmte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bei Sky: "Wie sie harmonieren, mit welcher Kaltschnäuzigkeit sie ihre Chancen verwerten, ist Extraklasse." Und jetzt ist auch noch Schweinsteiger zurück - als Spaßmacher und Chefstratege.
