Alle Bundesliga-Artikel vom 18. April 2004
Bochum feiert schmeichelhaften Sieg in Köln

1. FC Köln - VfL Bochum 1:2 (0:1)Bochum feiert schmeichelhaften Sieg in Köln

Köln (rpo). Der VfL Bochum hat sein Spiel beim Tabellenletzten in Köln mit viel Glück gewonnen und sich dadurch wieder auf einen Uefa-Cup-Platz geschoben. Die Gastgeber waren bei der 1:2 (0:1)-Niederlage über weite Strecken das bessere Team, konnten aber selbst beste Torchancen nicht verwerten.Die Westfalen feierten mit dem schmeichelhaften 2:1 (1:0)-Erfolg beim 1. FC Köln ihren ersten Bundesliga-Sieg im 27. Anlauf in der Domstadt und verdrängten damit den Revier-Rivalen Borussia Dortmund wieder von Platz fünf. Kapitän Dariusz Wosz brachte den VfL gegen den designierten Absteiger mit seinem Treffer zum 1:0 in der 30. Minute zunächst auf Siegkurs, ehe Jungstar Lukas Podolski in der 54. Minute zum 1:1 ausgleichen konnte. Den entscheidenden Treffer markierte Verteidiger Frank Fahrenhorst per Kopf in der 64. Spielminute mit seinem sechsten Saisontor. Allerdings müssen die Bochumer am kommenden Sonntag im Spitzenspiel gegen Werder Bremen auf Nationalspieler Paul Freier und Peter Madsen verzichten, die jeweils die fünfte Gelbe Karte sahen. HundertprozentigeObwohl schon so gut wie abgestiegen, eröffnete der 1. FC Köln die Begegnung mit einer Daueroffensive. Schon nach 55 Sekunden hatte Podolski seine erste Chance zu seinem fünften Saisontor, scheiterte nach Flanke von Giovanni Federico aber aus kurzer Distanz. Danach vergaben Vladen Grujic (3.), Mustafa Dogan (13.), Matthias Scherz (20.) und Florian Kringe (22.) weitere hundertprozentige Möglichkeiten, ehe die Mannschaft des ehemaligen FC-Trainers Peter Neururer zu ihren ersten Möglichkeiten kam. Vor dem Führungstreffer von Wosz vergaben nochmals Podolski (25.) und Alexander Voigt (27.). Beide scheiterten an dem erneut überzeugenden Bochumer Torwart Rein van Duijnhoven. Scherz entäuscht abermalsKölns Trainer Marcel Koller hatte für Albert Streit nochmals Matthias Scherz in der Offensive eine Chance gegeben, die der Ex-Hamburger aber wieder nicht nutzen konnte. Scherz blieb aber bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute eine große Enttäuschung. Nach dem Ausgleichstreffer von Podolsky schöpften die Gastgeber vor 43.500 Zuschauern im RheinEnergieStadion nochmals Hoffnung, wurden aber schon zehn Minuten später enttäuscht, als ausgerechnet der bis dahin wenig überzeugende Frank Fahrenhorst einen präzisen Freistoß von Miroslav Stevic per Kopf zum 2:1 nutzte. Kölns ChancenverwertungDer VfL Bochum hatte zuvor keine von 26 Bundesliga-Begegnungen in Köln gewinnen können und nur sechsmal Remis gespielt. Köln wartet auch nach dem 29. Spieltag weiter vergeblich auf den sechsten Saisonsieg. Die Mannschaft von FC-Coach Koller lieferte allerdings erneut den Beweis dafür ab, dass sie in dieser Form in der Eliteklasse des deutschen Fußballs nichts zu suchen hat. Trotz großer Feldüberlegenheit vor allem im ersten Durchgang schafft es die Mannschaft nicht, die sich bietenden Möglichkeiten in Tore umzumünzen. Ganz anders der VfL Bochum, der aus zwei Chancen zwei Tore machte. Beim zukünftigen Zweitligisten hinterließen Torschütze Podolski und Verteidiger Oliver Schröder den besten Eindruck. Beim VfL Bochum verdienten sich Thomas Zdebel im Mittelfeld und Torhüter van Duijnhoven die Bestnoten. STIMMEN ZUM SPIEL:Trainer Marcel Koller (1. FC Köln): "Wir haben ein sehr gutes Spiel geboten, aber wieder verloren. Nach 30 Minuten hätte es schon 3:0 stehen müssen. Bochum kam nur einmal vor unser Tor und schon stand es 0:1. Ich denke wir sind erst abgestiegen, wenn rechnerisch nichts mehr möglich ist. Klar gehe ich mit in die zweite Liga, aber das haben andere Leute zu entscheiden. Ich will unsere junge Truppe weiter aufbauen." Trainer Peter Neururer (VfL Bochum): "Wir haben richtig glücklich gewonnen. Dem 1:1 ging ein Foulspiel an Freier voraus, aber der Ausgleich war verdient. Wir haben das Glück gehabt, das uns in dem ein oder anderen Spiel vorher gefehlt hat, aber das nehmen wir gerne mit. Wir konnten die Niederlagenserie in Köln beenden. Nur mit solchen Siegen können wir oben dran bleiben."STATISTIK ZUM SPIEL:Köln: Wessels - Schröder, Dogan, Sichone, Voigt - Kringe, Grujic, Sinkala - Scherz (83. Lejan), Federico (74. Streit), Podolski Bochum: van Duijnhoven - Colding, Kalla, Fahrenhorst, Bönig (61. Meichelbeck) - Zdebel, Stevic - Wosz (80. Tapalovic) - Freier, Hashemian (61. Buckley), Madsen Schiedsrichter: Dr. Wack (Biberbach) Tore: 0:1 Wosz (30.), 1:1 Podolski (54.), 1:2 Fahrenhorst (64.) Zuschauer: 43.500 Beste Spieler: Podolski, Schröder - van Duijnhoven, Zdebel Gelbe Karten: Voigt (4), Schröder - Freier (5), Madsen (5), Wosz (4)

Bremen verpasst Vorentscheidung

Werder Bremen - Hannover 96 0:0Bremen verpasst Vorentscheidung

Bremen (rpo). Tabellenführer Werder Bremen ist gegen Hannover 96 nicht über ein torloses Remis hinausgekommen, hat aber dennoch den Vorsprung auf Bayern München weiter ausbauen können. In einer zeitweise hektischen Partie vergab Werder mehrere hochkarätige Torchancen.Vor 42.500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion hatten sich die Platzherren das nicht einkalkulierte Remis jedoch selbst zuzuschreiben. Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf vergab bei überlegener Spielweise viele hochkarätige Gelgenheiten und ließ dabei vor Hannovers Tor die letzte Konsequenz vermissen. Besonders Bremens Mittelfeldspieler Krisztian Lizstes hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und scheiterte innerhalb von 120 Sekunden gleich zweimal (58. und 60.) in aussichtsreicher Position. Der Zähler für die Gäste war jedoch durchaus verdient. Die Truppe von 96-Coach Ewald Lienen unterstrich ihre neue Sicherheit in der Hintermannschaft und machte mit ihrer kompakten Spielweise dem Favoriten das Leben sehr schwer. Mit ein wenig Glück hätten die Niedersachsen sogar ihren dritten Sieg in Folge landen können, doch Werder-Torhüter Andreas Reincke entschärfte elf Minuten nach der Pause einen Gewaltschuß von Julian De Guzman mit einer bravorösen Parade. Ailton schwachDas Spiel der Platzherren litt auch unter der schwachen Tagesform von Torjäger Ailton. Der Brasilianer, in dieser Saison schon 25-mal erfolgreich, bekam gegen seinen Bewacher Peer Mertesacker kaum einen Stich und wurde deshalb 18 Minuten vor dem Schlusspfiff ebenso vom Feld genommen wie sein ebenso erfolgloser Stürmerkollege Ivan Klasnic. Doch auch die frischen Stürmer Angelos Charisteas und Nelson Valdez konnten den entscheidenden Treffer für die weiterhin beste Rückrunden-Mannschaft nicht mehr erzwingen. Abwehrspieler Valerien Ismael, der die fünfte Gelbe Karte sah, sowie Nationalspieler Fabian Ernst im Mittelfeld waren die stärksten Akteure bei den Bremern. Neben Mertesacker verdiente sich bei Hannover, das zum fünften Mal in Folge ungeschlagen blieb, der fehlerfreie Torhüter Marc Ziegler die Bestnote. STIMMEN ZUM SPIEL:Trainer Thomas Schaaf (Werder Bremen): "Wir wollten unbedingt drei Punkte holen. Die Mannschaft hat vor allem in der zweiten Hälfte alles versucht, deswegen sind wir mit dem einen Punkt zufrieden. Die Gefahr nochmal in einen Konter zu laufen ist natürlich immer da, aber für mich war wichtig, dass meine Mannschaft in der zweiten Hälfte tolles Pressing gespielt hat." Trainer Ewald Lienen (Hannover 96): "Ich wollte unbedingt die Defensive stärken. Wenn man keine Gegentore bekommt, kann man auch nicht verlieren. Wir hatten zwar kaum Torchancen, aber insgesamt war es ein sehr wichtiger Punktgewinn." STATISTIK ZUM SPIEL:Bremen: Reinke - Stalteri, Ismael, Krstajic (60. Lagerblom), Schulz - Lisztes, Baumann, Ernst - Micoud - Ailton (72. Charisteas), Klasnic (72. Valdez) Hannover: Ziegler - Cherundolo, Mertesacker, Zuraw (81. Schneider) - de Guzman, Dabrowski, Lala, Kleber (63. Schröter) - Idrissou, Mathis (87. Schuler) - Brdaric Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren) Tore: Fehlanzeige Zuschauer: 42.500 (ausverkauft) Beste Spieler: Ismael, Ernst - Ziegler, Mertesacker Gelbe Karten: Ismael (5), Schulz (4) - Mathis (3)

Schiri Merk: "Habe keinen Fehler erkannt"

Merk steht nach der Partie in Dortmund im RampenlichtSchiri Merk: "Habe keinen Fehler erkannt"

Dortmund (rpo). Es ist sein Rekordspiel gewesen, sein 241. Für Schiedsrichter Markus Merk wurde die Begegnung Dortmund gegen Bayern eine besondere Partie, denn er stand dort, wo er sich nicht wirklich wohlfühlt: Im Rampenlicht.Während der hektischen 90 Minuten des Bundesliga-Klassikers Borussia Dortmund gegen Bayern München (2:0) bedrängten ihn die aufgebrachten Profis, nach dem Schlusspfiff stürmte Bayern-Manager Uli Hoeneß in die Schiedsrichter-Kabine und als er das Stadion verlassen wollte, wurde Merk von den Journalisten belagert. Über drei strittige Szenen hatte der Zahnarzt aus Kaiserslautern bei seinem 241. Bundesliga-Einsatz zu entscheiden. Dreimal konnten selbst die Fernseh-Bilder keinen endgültigen Aufschluss geben. Und so sah Merk keinen Grund, sich zu korrigieren und sprach gelöst von einem "leichten Spiel mit einigen schweren Einzelentscheidungen". Dass sogar BVB-Manager Michael Meier zugab, dass er beim Handspiel von Christian Wörns im eigenen Strafraum Elfmeter gegen seinen Klub gepfiffen hätte, dass Bayerns Hasan Salihamidzic nach seinem Foul zum Elfmeter gegen Salvatore Gambino ein Komplott witterte und von "Schwachsinn" sowie "Absprachen" redete und dass einige Beobachter statt der Gelb-Roten Karte gegen Michael Ballack sogar "Rot" gefordert hatten, konnte den neuen Rekord-Schiedsrichter der Bundesliga nicht irritieren. "Nicht Schiedsricher, sondern Fußballer"Sympathisch waren Merks Begründungen zu den Entscheidungen in den Fällen von Wörns und Ballack. "Beim Handspiel von Wörns war ich einfach nicht Schiedsrichter, sondern Fußballer", so der Unparteiische: "Wo soll er denn mit der Hand hin? Da kann ich doch keinen Elfmeter pfeifen. Und da verstehe ich es auch nicht, warum darüber überhaupt so lange diskutiert wird." Gern erinnert sich der einzige deutsche EM-Referee in Portugal in diesem Zusammenhang an seine Europapokal-Einsätze mit englischen Teams: "Da schlägt dein Schiedsrichter-Herz einen Doppelsalto. Da wird nicht diskutiert, sondern Entscheidungen akzeptiert." Beim Champions-League-Viertelfinale Arsenal London gegen FC Chelsea, so berichtet Merk, gab es zum Beispiel nur eine Verletzungspause: weil ein Spieler aus einem Meter vom Ball getroffen wurde. Merk wusste jedoch, was ihn im Westfalenstadion erwartet. "Am liebsten nehme ich immer alle Spieler mit vom Platz, aber nach so einem Vergehen kann ich nicht mehr einwirken und auch niemanden mehr schützen", kommentierte Merk das Gelb-Rot gegen Ballack. Eine Rote Karte sei dennoch kein Thema gewesen. Ballack contra MerkDennoch war Ballack nach dem Spiel einer der Hauptkritiker Merks. Dies bezog sich vor allem auf die umstrittene Strafstoß-Entscheidung in der 55. Minute. "Schieds- und Linienrichter auch mal einen Arsch in der Hose haben, und nicht den Mut zu richtigen Entscheidungen verlieren, nur weil die Zuschauer im Rücken pfeifen." Merk war vor allem in die Kritik geraten, weil er zunächst weiterspielen ließ und erst nach Blickkontakt mit seinem Assistenten Heiner Müller (Bilsdorf) auf den Punkt zeigte. "Seine Körpersprache kenne ich in- und auswendig, und sie war eindeutig", erklärte Merk: "Natürlich bin ich vom Platz und war mir immer noch nicht 1000prozentig sicher. Aber ich denke im Nachhinein, die Bilder sprechen für sich." So konnte auch Hoeneß' Wuttirade den Rekordtag Merks nicht nachhaltig trüben. "Er hat mir ein Geschenk gebracht, und wir haben unsere Sichtweisen ausgetauscht", meinte der Unparteiische schmunzelnd und zog ein zufriedenes Fazit: "Ich hatte nie Angst, dass es eskaliert. Für mich ist einfach nur ein Arbeitstag zu Ende."