Alle Bundesliga-Artikel vom 31. Juli 2003
Heiß auf die neue Bundesliga-Saison
Heiß auf die neue Bundesliga-Saison

Jeder zweite Deutsche tippt auf BayernHeiß auf die neue Bundesliga-Saison

Düsseldorf (rpo). Fußball-Fans atmen auf - endlich rollt der Ball wieder. Die Bundesliga startet am Wochenende in ihre 41. Saison. Der Vorhang öffnet sich am Freitag mit dem Auftaktspiel zwischen Bayern München und Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Von allen Partien des ersten Spieltages berichten wir im LIVE!-Ticker, aus dem Olympiastadion am Freitag ab 20.30 Uhr. Die Favoritenrolle des 18-maligen deutschen Meisters Bayern München war selten so unangetastet wie vor dem Anpfiff zur 41. Saison der Fußball-Bundesliga. Nachdem der gewichtigste Jäger des Titelverteidigers, Borussia Dortmund, selbst von Pech und Problemen verfolgt ist, gibt es kaum noch Zweifel an einem erneuten Durchmarsch der Bayern. Den ersten Fingerzeig, ob nicht womöglich der FC Schalke 04 mit dem viel gelobten neuen Trainer Jupp Heynckes der Macht von der Isar Paroli bieten kann, wird man beim Prestigeduell mit dem BVB am Samstag erhalten. Für die meisten steht der Meister festFür viele Deutsche steht der Meister allerdings bereits fest: In fast übereinstimmenden repräsentativen Umfragen des Magazins "Stern" (47 Prozent) und der TV-Zeitschrift "Bildwoche" (48 Prozent) glaubt fast jeder zweite Bundesbürger, dass die Münchner das Rennen machen werden. Mit großem Abstand wird der BVB genannt, dem jeder siebte Befragte den Titel zutraut. Auch die Bundesliga-Trainer zweifeln nicht an einem erfolgreichen Bayern-Solo: 14 von 18 tippten bei einer dpa-Umfrage auf die Bajuwaren. "Die Bayern können sich nur selbst schlagen. Schaffen sie es nicht, liegt es nur an ihrer eigenen schlechten Leistung", prophezeit Fußball-Experte Günter Netzer. Der eigenen Stärke bewusst ist sich auch Bayern-Präsident Franz Beckenbauer vor dem Eröffnungsspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt. "Richtige Konkurrenz auf Dauer kann ich mir nicht vorstellen. Ärgern können uns Schalke und Berlin, aber nicht gefährden", so der "Kaiser". Zumal Verfolger Dortmund den Ausfall von Evanilson, Torsten Frings (beide Kreuzbandriss), Christoph Metzelder (Achillessehne) und Sebastian Kehl (6 Wochen Sperre) kompensieren muss. "Es ist keine einfache Situation", bekennt BVB-Sportmanager Michael Zorc. In einem Blitztransfer konnte er mit der Verpflichtung des Brasilianers Flavio Conceicao von Real Madrid zumindest eine Lücke im zentralen Mittelfeld schließen. "Wir müssen die negativen Dinge aufarbeiten und die positiven mitnehmen", meinte Borussia-Trainer Matthias Sammer nach der verkorksten Vorbereitung. Geheimfavorit HSVSchalke 04 und der Hamburger SV, der durch den Gewinn des Liga- Pokals gegen den BVB zum Geheimfavoriten der Liga avancierte, wollen von großen Zielen nichts wissen. "Für uns wäre ein Platz unter den ersten Fünf okay", meinte Rudi Assauer, Manager der "Königsblauen". Auch HSV-Coach Kurt Jara dämpft trotz der gelungenen Generalprobe die Erwartungen: "Es ist nicht in unserem Sinne, Bayern-Jäger zu sein. Nach dem 34. Spieltag wollen wir auf einem UEFA-Cup-Platz stehen." Etwas höher hinaus will Hertha BSC, dessen neuer Stürmer-Star Fredi Bobic die Champions League im Visier hat. Ungewiss ist, ob Vizemeister VfB Stuttgart mit seinem am Mittwoch zum "Trainer des Jahres" proklamierten Chefcoach Felix Magath den überraschenden Lauf der Saison 2002/2003 wiederholen kann. "Der VfB kann ja ein Lied davon singen, dass nach großen Erfolgen die folgenden Jahre schwächer wurden", weiß Magath. Der rigorose Sparkurs bei den Schwaben wie auch bei den meisten Liga-Konkurrenten - deren Schuldenberg um 83 auf 682 Millionen Euro angewachsen sein soll - hat die Spielräume für Verstärkungen auf dem Transfermarkt extrem eingeengt. Nur rund 35 Millionen Euro gaben die 18 Vereine für etwa 120 Spieler aus. Vor der Saison 2001/2002 waren es rund 150 Millionen. Der horrende Einbruch bei den TV-Geldern von 460 auf nun 290 Millionen Euro lässt keine großen Sprünge zu. Als gute Einnahmequelle erwies sich erneut die Trikotwerbung, die den Eliteclubs immerhin rund 95 Millionen Euro einbringt. Ein Trost in der Finanznot ist auch der ungebrochene Zuschauer-Boom: Beim Dauerkarten-Verkauf ist mit mehr als 333 000 abgesetzten Saisontickets schon ein neuer Rekord erzielt worden. Beste Werbung ist guter FußballDie beste Werbung ist jedoch guter Fußball, der im Jahr nach der Vizeweltmeisterschaft ebenso Mangelware war wie Tore - 821 Treffer bedeuteten die drittschlechteste Bilanz in 40 Jahren. Dass die Krise und die Furcht um den Job den Profis Beine machen, hofft Bayer Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler: "Der drohende Gang zum Arbeitsamt sollte jedem Profi Warnung genug sein, sich die Hacken abzurennen." Die Bayer-Spieler, in der letzten Spielzeit von der Beletage des europäischen Fußballs in den Bundesliga-Keller gerutscht, müssen es wissen. In diesem Jahr wollen sie nichts mit dem Abstieg zu tun haben, in dessen Sog auch die drei Aufsteiger nicht kommen wollen. "Unser oberstes Ziel ist der Klassenverbleib - nicht Hirngespinste", sagt Eintracht Frankfurts Trainer Willi Reimann stellvertretend für seine Kollegen Friedhelm Funkel (1. FC Köln) und Volker Finke (SC Freiburg). Aber auch Kandidaten wie 1860 München, Hansa Rostock, Hannover 96 oder der VfL Bochum wollen von einer Talfahrt ins Unterhaus nichts wissen. "Eins steht fest: Gegen den Abstieg spielen wir nicht", verkündet 1860-Stürmer Benjamin Lauth die Standardformel.