Steueraffäre um Bayern-Präsident Adidas bestreitet Verwicklung in private Hoeneß-Geschäfte

Düsseldorf · Der Einstieg bei der FC Bayern AG habe nichts mit den Zahlungen von Louis-Dreyfus an den damaligen Klubmanager zu tun.

Hoeneß fiebert nach Selbstanzeige auf der Tribüne mit
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Zeitpunkt (das Jahr 2000) und handelnde Personen (Bayern-Manager Uli Hoeneß und Adidas-Sanierer Robert Louis-Dreyfus) passen perfekt zusammen. Doch es sind nur Spekulationen, Gedankenspiele — denn handfeste Indizien gibt es nicht. Dennoch meldete sich der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach nun zu Wort. Der Einstieg als Mitgesellschafter bei der neugegründeten FC Bayern München AG im September 2001 und die zeitgleiche Verlängerung der Zusammenarbeit mit dem erfolgreichsten deutschen Fußballklub um sieben Jahre bis 2010 (inzwischen bis 2022 fortgeschrieben) hätten nichts mit dem damaligen privaten Deal zu tun, hieß es.

Damals, als das Zocken an der Börse eine Hochkonjunktur erlebte, hatte Louis-Dreyfus dem mit ihm seit Langem befreundeten Hoeneß insgesamt 20 Millionen Mark (rund zehn Millionen Euro) für zunächst noch gemeinsame Spekulationsgeschäfte zur Verfügung gestellt.

Hoeneß konnte das Geld schon nach zwei Jahren zurückgeben. Für die auf dem Konto der Schweizer Privatbank Vontobel auflaufenden Spekulationsgewinne, die er offenbar nicht für Investitionen nutzte, zahlte er zunächst keine Steuern — wohl aber überwies er seit Anfang der 1990er-Jahre weit mehr als 50 Millionen Euro Steuern inklusive Solidaritätszuschlag für Geld, das er als erfolgreicher Wurstfabrikant und Fußballmanager erwirtschaftet und kassiert hatte. Erst 2009, mit Einführung der Abgeltungssteuer, leitete Vontobel die Kapitalerträge an den deutschen Fiskus weiter — vielleicht, so die "Süddeutsche Zeitung", habe Hoeneß ja gedacht, dass nun alles mit rechten Dingen zugehe.

Fünf Millionen Euro Kaution

Wie die "SZ" außerdem berichtet, zeigte sich der 61-Jährige im Januar selbst beim Finanzamt Miesbach an. Drei Spezialisten hatten die Formulierung des Schreibens übernommen, das zwangsläufig zu einem Ermittlungsverfahren führte. Zugleich soll er mindestens 3,2 Millionen Euro samt Aufschlägen nachgezahlt haben. Dennoch sei der Chef des FC Bayern am 20. März durch die Staatsanwaltschaft München II vorläufig festgenommen worden. Gegen Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro (zunächst waren wohl sogar sieben Millionen im Gespräch) sei der Haftbefehl wenig später außer Kraft gesetzt worden.

Hoeneß, der jedes Jahr nach Schätzungen von Freunden etwa zwei Millionen Euro an gemeinnützige Institutionen spendet, hätte viel zu sagen, aber auf Anraten seines Anwalts Michael Nesselhauf schweigt er, reagiert nicht auf die Vorwürfe — noch nicht. Dafür äußerte sich das Unternehmen Adidas. Zum Zeitpunkt, als die Verhandlungen über eine Partnerschaft mit dem FC Bayern geführt wurden, sei der 2009 in Zürich an Leukämie gestorbene Louis-Dreyfus (63) schon nicht mehr im Amt gewesen. "Bereits zum 1. Januar 2000 hatte Louis-Dreyfus das operative Geschäft an Herbert Hainer als stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden übertragen", heißt es in der Stellungnahme. Hainer führt den Konzern noch heute und sitzt im Aufsichtsrat des FC Bayern.

Er habe die Arbeit "mit einem deutschen Unternehmen" fortsetzen wollen, hatte Hoeneß im September 2001 erklärt. Deshalb habe er auch bessere Angebote von zahlreichen interessierten Unternehmen ausgeschlagen — auch das vom US-Rivalen der Herzogenauracher, Nike. 75 Millionen Euro in Aktien hatte Adidas damals für den zehnprozentigen Anteil an der Bayern AG gezahlt, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 332,2 Millionen Euro machte und die längst zu den Topadressen im Weltfußball gehört.

(RP/seeg)
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