Abstiegskampf in der Bundesliga Köln feiert, HSV zittert, Werder zaubert

Düsseldorf · Die Abstiegskandidaten Köln, HSV und Bremen gehen in unterschiedlicher Verfassung in den 20. Bundesliga-Spieltag.

1. FC Köln: Karnevalssitzung 2020 - Fotos der Feier
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So feiert der 1. FC Köln Karneval

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der 1. FC Köln hat diese Woche seinen Sitzungskarneval gefeiert. So viel Zeit muss sein. Die Stimmung war natürlich prächtig. Einerseits, weil der Kölner das so will. Andererseits, weil die Mannschaft mit einer nahezu ungeheuerlichen Siegesserie doch noch mal den Anschluss geschafft hat. Nach drei Erfolgen hintereinander ist das im Dezember noch hoffnungslos abgehängte Team wieder ein Kandidat im Rennen um den Bundesliga-Klassenerhalt.

Das hat es auch seinem neuen Stürmer Simon Terodde zu verdanken. Der spielte zweimal mit und machte gleich drei Tore. Nach dem 2:0 in Hamburg, da erzielte er beide Treffer, stellte der Mittelstürmer fest: "Köln lebt wieder." Damit erntete er nicht einmal bei besonders skeptischen Kollegen und Fans Widerspruch. Der Vorteil des Meisters von 1978 im Abstiegskampf: Rund um den Dom herrscht wieder jene Euphorie, die Klubs vom Rhein seit jeher nach zwei bis drei Siegen in Folge begleitet.

Die Trainer-Entlassungen in der Bundesliga 2021/22
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Die Trainerwechsel der Bundesliga-Saison 2021/22

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Diese kleine Begeisterungswelle kann für den nötigen Schwung sorgen. Rheinische Heimatforscher haben aber längst herausgefunden, dass die große Euphorie sehr schnell einem allgemeinen Trübsinn weichen kann - genau dann nämlich, wenn mal wieder zwei, drei Spiele hintereinander verloren gehen. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt - so ist der Rheinländer im Allgemeinen und der Kölner im Besonderen. Schon am Samstag könnte die Begeisterungsfähigkeit auf eine harte Probe gestellt werden, denn Gegner FC Augsburg ist nicht gerade als sehr entgegenkommend in Spielanlage und Zweikampfverhalten bekannt.

HSV zittert traditionell um den Klassenerhalt

Von Begeisterungswellen ist beim Hamburger SV keine Spur. Nicht einmal der Trainerwechsel unter der Woche von Markus Gisdol zu Bernd Hollerbach sorgt erkennbar für Aufbruchstimmung. Der Traditionsklub HSV zittert traditionell um den Klassenerhalt. Hollerbach setzt dabei auf ebenso traditionelle Trainingsmethoden. Er ließ seine Jungs zunächst mal tüchtig laufen. Und er will künftig einmal pro Woche ein herzhaftes Konditionstraining aufziehen. Witzig wird es also vorerst nicht. Für Heiterkeit ist allein das Management zuständig. Nach Informationen des "Mannheimer Morgen" hatte es bei der Verpflichtung Hollerbachs übersehen, dass dieser bei seinem früheren Klub Würzburg nur beurlaubt war. Jetzt verhandeln die Vereine über die "Modalitäten einer Vertragsauflösung", wie es so schön heißt. Vielleicht muss der HSV eine bescheidene Ablösesumme zahlen. Bei Verbindlichkeiten in Höhe von rund 100 Millionen Euro fällt das auch nicht mehr so richtig ins Gewicht.

Der Nachbar im Norden hat zwar weniger finanzielle Sorgen, hängt aber ebenso wie Hamburg in der Abstiegszone fest. Werder Bremen hat als Drittletzter nur einen Punkt mehr als der HSV (nämlich 16). Trotzdem spielen die Bremer gelegentlich auf wie ein Team aus der erweiterten Spitzengruppe, die von Bremen genau einen Punkt weniger weit entfernt ist als sie selbst vom einsam enteilten FC Bayern. Genau dort lieferten die Bremer am vergangenen Sonntag eine sehr reife Vorstellung ab. Sie zählten ganz sicher zu den Mannschaften, die Tabellenführer München mit dem größten Nachdruck herausgefordert haben.

Dafür können sie sich allerdings nichts kaufen. Für guten Fußball, vor allem für das geschickte Offensivspiel über den manchmal zauberhaften Max Kruse, gab es in München anerkennendes Schulterklopfen und beifälliges Gemurmel im Publikum. Punkte gab es nicht. Deshalb könnte der SV Werder Bremen eines Tages der fußballerisch beste Absteiger der Bundesliga-Geschichte sein. Aber wer will das?

(pet)
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