Corona-Maßnahme Profifußball-Klubs müssen in Quarantäne-Trainingslager

Frankfurt · Die DFL hat die Quarantäne-Trainingslager für die Bundesliga beschlossen. Die Isolation soll die Klubs vor der Virus-Mutation schützen - und die Saison vor dem Abbruch retten. Ab dem 12. Mai gehen alle 36 Vereine der Bundesliga und der 2. Liga in Isolation.

 Ein Foto vom Trainingsgelände von Fortuna Düsseldorf (Archiv).

Ein Foto vom Trainingsgelände von Fortuna Düsseldorf (Archiv).

Foto: Frederic Scheidemann

Im Lockdown gegen den Saisonabbruch, die Quarantäne-Trainingslager kommen: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat im Kampf gegen die Virus-Mutante die "Bundesliga-Notbremse" gezogen und schottet ihre Klubs ab. Ab dem 12. Mai gehen alle 36 Vereine der Bundesliga und der 2. Liga für die letzten beiden Spieltage in Isolation, um den GAU eines Abbruchs zu verhindern. Nach dem Corona-Schock bei Hertha BSC hatte sich dieser Schritt zuletzt abgezeichnet.

Durch die zweistufige und verpflichtende Maßnahme soll sichergestellt werden, dass die laufende Saison bis zum 22. (1. Liga) beziehungsweise 23. Mai (2. Liga) beendet werden kann. Vor dem Bezug der Trainingslager sollen sich Spieler und Betreuer ab dem 3. Mai in eine "Quasi-Quarantäne" begeben, die laut DFL der "Kontaktreduzierung sowie einer weiteren Minimierung des Infektionsrisikos" diene. Die betreffenden Personen dürfen sich "ausschließlich im häuslichen Umfeld oder auf dem Trainingsgelände beziehungsweise im Stadion" aufhalten.

Für den Zutritt zum Trainingslager benötigt jede Person einen maximal 24 Stunden alten, negativen PCR-Test. Persönlicher Kontakt ist nur innerhalb der Blase erlaubt. Sollte jemand die Bubble "aufgrund besonderer beruflicher Verpflichtungen" verlassen müssen, ist eine Rückkehr nur "unter Umsetzung von weiteren Schutzmaßnahmen" gestattet. Dies umfasst unter anderem einen "negativen Antigen-Schnelltest unmittelbar vor der Rückkehr".

Rekordmeister Bayern München äußerte sich zustimmend zu den DFL-Plänen: "Damit wird eine weitere wichtige Voraussetzung geschaffen, um die Durchführung des Spielbetriebs der Ersten und Zweiten Liga abzusichern. Die Gesundheit muss immer an oberster Stelle stehen", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen. Trainer Christian Streich vom SC Freiburg hielt die Entscheidung für "vernünftig und richtig". Auch Coach Heiko Herrlich vom FC Augsburg fand es "richtig, dass das Risiko minimiert wird".

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Die Trainingslager waren länger schon als Maßnahme gegen die Corona-Mutationen und mögliche Spielabsagen in Erwägung gezogen, dann aber doch zunächst verworfen worden. In der 2. und 3. Liga waren jüngst Holstein Kiel, der SV Sandhausen, der Karlsruher SC oder Dynamo Dresden geschlossen in Quarantäne geschickt worden. Am Donnerstag wurden bei den Würzburger Kickers zwei neue Fälle öffentlich, weshalb das Auswärtsspiel am Freitag beim Karlsruher SC in Gefahr ist.

Neue Dynamik erhielt das Thema Team-Isolation aber am vergangenen Donnerstag, als Hertha BSC als erster Bundesligist nach mehreren Coronafällen für 14 Tage aus dem Rennen genommen wurde. Zuletzt hatten sich mehrere Vertreter von Bundesliga-Vereinen für die Einkasernierung ausgesprochen, schließlich beginnt am 31. Mai die Abstellungsperiode für die Europameisterschaft. Auch die DFL verwies als Grund für die Maßnahme am Donnerstag noch einmal auf den "Termindruck".

Bis es zu den Nationalmannschaft geht, müssen die Ligen, deren Kalender prall gefüllt sind, mit ihrem Spielbetrieb durch sein. Viel Raum für Nachholspiele infolge coronabedingter Absagen gibt es nicht mehr. Alleine Hertha muss nach Ende der Quarantäne, die mindestens bis zum 29. April geht, im Mai sechs Ligaspiele absolvieren. Noch mehr Coronafälle würden aber wohl auch diesen ambitionierten Zeitplan sprengen, weshalb die Trainingslager nun das Mittel der Wahl sind.

Für den Gesundheitsexperten Karl Lauterbach birgt ein Bubble-Konzept aber auch Risiken. "Denn wenn es dann dort zu einer Infektionskette kommt, sind auch sehr viele gleichzeitig betroffen", sagte der SPD-Politiker dem SID: "Von daher würde ich fast mit dem jetzigen Konzept weitermachen." Lauterbach lobte die Hygienekonzepte der DFL, die gegen die Mutante aber auch nicht mehr im vollen Umfang schützten.

Die Spieler müssten sich des "Restrisikos" bewusst sein. "Das ist tatsächlich der Preis, der gezahlt werden muss, wenn man die Liga zu Ende spielen will. Die Konzepte der DFL sind wirklich gut, aber es (die B117-Mutation/d. Red.) ist halt sehr ansteckend", so der 58-Jährige. Bleibt zu hoffen, dass die Quarantäne-Maßnahmen der Mutante standhalten.

(kron/SID/spa)
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