2G oder 3G? Klubs kämpfen für Fan-Zulassung - und gegen den Kollaps

Hamburg · In der Frage der Zuschauerzulassung in den Stadien gehen die Bundesligisten unterschiedliche Wege. Ein Ziel eint alle Klubs: Sie drängen auf baldige Vollauslastung.

Borussia-Fans beim Heimspiel gegen den FC Bayern.

Borussia-Fans beim Heimspiel gegen den FC Bayern.

Foto: dpa/Federico Gambarini

2G oder 3G? Kaum eine Frage beschäftigt die Fußball-Fans momentan mehr, als die Voraussetzungen für einen Stadionbesuch. Die Bundesligisten handhaben den Einlass in ihre Arenen ganz unterschiedlich. Ein Ziel eint aber alle: Sie drängen auf volle Stadien. Andererseits befürchten die Klubs erneute Millionenverluste - bis hin zum wirtschaftlichen Kollaps.

"Wir haben nicht mehr viel Zeit, die Lage ist ernst", hatte Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic der Bild kürzlich gesagt. Er sieht den Profifußball in der Coronakrise unter einem "brutalen Druck". Ein Maximum von 25.000 Fans in den Stadien würden auf Dauer "hinten und vorne nicht" ausreichen. Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung beim finanziell arg gebeutelten Zweitligisten Werder Bremen, hält ein weiteres Jahr nur vor halbem Publikum gar für "nicht machbar. Das schaffen wir nicht", sagte er der Bild-Zeitung.

Für die Branche scheint das 2G-Modell, nur noch Geimpfte und von Corona Genese ins Stadion zu lassen, derzeit der kürzeste Weg zur Vollauslastung zu sein. Viele Klubs setzen zwar noch auf die 3G-Variante, also getestete Besucher mit geimpften und genesenen gleich zu behandeln. Der Trend geht inzwischen aber zu 2G. So halten Dortmund und Frankfurt nur noch kleine Kapazitäten für getestete Zuschauer vor. Leverkusen setzt im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag wie künftig auch der 1. FC Köln auf einen vollständigen Corona-Impfschutz oder eine vollständige Genesung seiner Fans.

"Für den Fußball gilt wie für unsere Gesellschaft im Allgemeinen, dass es erst dann wieder eine gewisse Form von Normalität geben kann, wenn man möglichst viele Menschen von einer Impfung überzeugt", erklärte Bayers Sport-Geschäftsführer Rudi Völler die Maßnahme: "Wer zu dieser Form der gesellschaftlichen Solidarität nicht bereit ist, der muss auch mit möglichen Konsequenzen klarkommen. Lasst euch impfen - nur so geht's."

Unter den Fans gibt es bei diesem Thema laut Helen Breit, Vorsitzende vom Fanbündnis Unsere Kurve, ein "sehr heterogenes Stimmungsbild". Der Gesundheitsschutz stehe an erster Stelle, sagte sie im SID-Gespräch: "Wichtig ist uns bei der Zulassung, keine Menschen pauschal vom Stadion auszuschließen." Genau dies ist im 2G-Modell allerdings die Praxis.

Doch selbst bei Klubs, in denen die Meinung der Fans traditionell viel Gehör findet, steht die 2G-Variante hoch im Kurs. "Wir müssen uns mit so einem Modell beschäftigen, weil wir glauben, dass das die Chance erhöht, die Stadien wieder vollzubekommen", sagte etwa St. Paulis Präsident Oke Göttlich jüngst in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Man wolle "die Politiker ermutigen, dass Geimpfte und Getestete wieder in größeren Mengen ins Stadion dürfen, also mit marginalisierter Abstandsregel und nahe an der Gesamtkapazität."

Axel Hellmann sieht die Sache pragmatisch. Grundsätzlich, so der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, kämpfe man für 3G, also auch für die Getesteten. Eine gewisse Anzahl auf 3G-Basis zu begrenzen, hält er für angebracht. Eine Begrenzung bei 2G könne er dagegen "überhaupt nicht nachvollziehen".

Hellmanns Formel: Bei durchschnittlich 10.000 Zuschauern weniger in einer Saison, rechnete er im Mannheimer Morgen vor, planen die Hessen "mit zehn bis zwölf Millionen Euro Verlust". Man gehe insgesamt aber davon aus, "dass wir über die gesamte Saison mindestens eine Zwei-Drittel-Auslastung hinbekommen". Die dürfte in den kommenden Wochen wohl nur mit dem 2G-Modell möglich sein, erste Signale hierzu hat es seitens der Politik bereits gegeben.

(ako/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort