0:1 gegen die Bayern Köln wacht zu spät auf

Köln · Einzig FC-Trainer Peter Stöger zeigt sich nach dem 0:1 gegen Bayern München als enttäuschter Verlierer.

FC Bayern München: Thomas Müller hält es in Köln nicht auf der Bank aus
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Ersatzspieler Müller als Einheizer und fürsorglicher Teamkollege

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Foto: afp, PST

Dominique Heintz ähnelte ein wenig einem Kleinkind, das seinen Eltern von einem tollen Erlebnis erzählt. Mit Stolz in der Stimme berichtete der Innenverteidiger des 1. FC Köln vom Spiel seiner Mannschaft gegen den FC Bayern München. "Wir haben uns sehr, sehr gut präsentiert", sagte der 22-Jährige. Und: "Man kann der Mannschaft ein Kompliment machen. So wie wir gespielt haben, bin ich absolut zufrieden." Sätze, die suggerieren, Köln habe gepunktet. Doch weit gefehlt: 0:1 unterlagen die Gastgeber dem Tabellenführer durch einen Treffer von Robert Lewandowski bereits nach zehn Minuten.

Es gibt allem Anschein nach ein neues Selbstverständnis in der Fußball-Bundesliga. Knappe Niederlagen - solange sie gegen die übermächtigen Bayern passieren - werden als Erfolge verkauft. Heintz sagte zwar auch, dass es bitter sei, wenn man so knapp dran ist, keinen Punkt zu holen. Gestik und Mimik eines enttäuschten Verlierers zeigte aber einzig Peter Stöger, der auch Kritik an seiner Mannschaft übte. "Wir haben nicht mutig genug verteidigt", sagte der Kölner Trainer.

Im ersten Durchgang bot sich den Zuschauern im ausverkauften Stadion ein Katz-und-Maus-Spiel. Dem frühen 0:1 ging ein misslungener Abwehrversuch von Heintz voraus. "Er prallt unglücklich von meinen Standfuß ab. Lewandowski haut ihn dann mit dem ersten Kontakt rein. Das ist eben die Qualität", sagte Heintz. Danach ließen die Bayern den Ball durch die eigenen Reihen laufen, ohne große Anstrengungen zu unternehmen, die Führung auszubauen. Köln igelte sich im 5-4-1-System tief in der eigenen Hälfte ein, und wenn sich die Hausherren dann doch mal kurz in Ballbesitz befanden, gaben sie diesen durch leichtfertige Fehlpässe schnell wieder her.

Das Konzept Stögers war darauf ausgelegt, den Bayern vor allem auf den Außenpositionen Probleme zu bereiten. Dabei sollte jeweils der äußere Innenverteidiger den Außenverteidiger gegen Douglas Costa und Kingsley Coman unterstützen. Für Stögers Geschmack geschah das zu selten. Stattdessen übernahmen die offensiven Außen Marcel Risse und Leonardo Bittencourt zu viele Abwehraufgaben. Das änderte sich erst sichtlich, als der Coach seinem Team auch mit einer Systemänderung mehr Mut zusprach. Anthony Modeste, zuvor als Alleinunterhalter im Sturm unterwegs, bekam für die letzte halbe Stunde in Yuya Osako einen eifrigen Helfer zur Seite. Jonas Hector rückte in einem 4-4-2 ins Mittelfeld. Die Folge: Modeste und in letzter Sekunde Bittencourt hätten das nun gefährlichere Offensivspiel der Kölner beinahe mit dem Ausgleich belohnt. "Ich will nicht sagen, dass wir die bessere Mannschaft waren in der zweiten Hälfte. Aber wir hatten die gefährlicheren Aktionen nach vorne. Es ist schade, dass da nicht mal einer durchrutscht", sagte Heintz.

Die Bayern, die erstmals in dieser Saison nicht mehr Torschüsse als der Gegner (6:6) vorweisen konnten, zeigten somit eine Qualität, die man aus grauer Vergangenheit kennt: ein dreckiger Sieg ohne Glanz. "Das war kein perfektes Spiel von uns", urteilte Lewandowski. Nach dem kräftezehrenden Spiel samt Verlängerung gegen Juventus Turin in der Champions League sei das aber auch in Ordnung. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte: "Das Wichtigste war, drei Punkte mitzunehmen. Damit haben wir jetzt zwei Wochen Ruhe." In der Länderspielpause wollen auch die Kölner, die auf Platz neun stehen, neue Kräfte für die letzten sieben Saisonspiele sammeln.

(erer)
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