HSV gibt am meisten aus - Der DFB mahnt Bundesliga-Etat: Die magische Marke ist durchbrochen

Düsseldorf (dpa). Die Fußball-Bundesliga wird endgültig zum Milliarden-Spiel. Erstmals in der Historie haben die 18 Eliteclubs die magische Marke durchbrochen und gehen mit dem neuen Rekord- Gesamtetat von 1,0481 Milliarden Mark in die 38. Spielzeit. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) drei Wochen vor dem Start der neuen Saison. Damit haben die Vereine ihre Haushaltsplanungen gegenüber dem Vorjahr (784,3 Millionen Mark) noch einmal um satte 263,8 Millionen Mark angehoben. Das entspricht einer Steigerung von rund 33 Prozentpunkten. In den vergangenen zwei Jahren explodierten die Daten von 668,8 Millionen (1998/1999) über 784,3 (1999/2000) auf den jetzigen Rekord im neuen Jahrtausend.

Trotz der enormen Wirtschaftskraft der Liga mahnt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur Vorsicht. Ligadirektor Wilfried Straub sagte der dpa am Donnerstag: "Unser Zeigefinger ist oben, bei solchen Größenordnungen ist eine besondere Sorgfaltspflicht gegeben." Die Zahlen der Clubs wertete Straub dennoch positiv: "Das gibt eindrucksvoll wieder, wie die Liga insgesamt prosperiert. Doch wir achten streng darauf, dass sich Einnahmen und Ausgaben wirtschaftlich in der Balance halten." Es herrsche nach wie vor die Vorgabe, nur so viel Geld auszugeben, wie in der Kasse ist, sagte auch DFB- Mediendirektor Wolfgang Niersbach.

Zwei Mitglieder der elitären Milliarden-Liga kalkulieren erstmals mit einer dreistelligen Millionen-Summe. Neuer Branchenführer ist der Hamburger SV, der für die neue Spielzeit mit 118 Millionen Mark rechnet und sogar Meister FC Bayern München mit rund 100 Millionen Mark den Rang ablief. Die Hanseaten verspüren nach dem sportlichen Aufschwung und der Fertigstellung des schmucken Volksparkstadions auch wirtschaftlich einen enormen Schub und steigerten ihre Basisdaten gegenüber den Planungen zur Vorsaison (50 Millionen Mark) um mehr als das Doppelte. Der Zuwachs bei den Bayern nimmt sich mit 20 Millionen Mark dagegen fast bescheiden aus.

Einen gewaltigen Unterschied sieht Hamburgs Marketing-Chef Joachim Hilke indes beim Etatposten Trikot-Sponsoring. Während die Bayern maximal rund 20 Millionen Mark durch Opel verbuchen, sind es beim HSV als garantierter Sockelbetrag nur 3,8 Millionen: "Da nehmen wir einen Abstiegsplatz ein", sagte Hilke neidvoll. Im Gegenzug beklagt Bayern- Manager Uli Hoeneß Personalkosten, die die höchsten der Liga sein dürften. "Unsere Gehaltsstruktur hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht", gibt Hoeneß zu.

Alle Bundesligisten erreichen nach eigenen Angaben neue Bestmarken, was vor allem mit den immens gestiegenen TV-Geldern des neuen Fernsehvertrags zu tun hat. Hinter dem HSV und den Bayern hat sich der FC Schalke 04 (75 Millionen) als "Nr. 3" der Liga etabliert. Erheblich zulegen konnte auch Hertha BSC Berlin (73). Vor Beginn der Saison 1999/2000 hatte Hertha nur mit 42 Millionen Mark kalkuliert, dann aber durch Mehr-Einnahmen vor allem in der Champions League tatsächlich 90 Millionen Mark erreicht.

Neben dem Spitzen-Quartett gaben auch Borussia Dortmund (70), TSV 1860 München und Bayer Leverkusen (65), Werder Bremen (63), der VfB Stuttgart (56,1) sowie Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg (beide 50) Etats von 50 Millionen Mark und mehr an. Obwohl die Zahlen auf Angaben der Clubs beruhen, sind sie mit Vorsicht zu genießen und durch unterschiedliche Berechnungen nicht unbedingt vergleichbar. Schalke definiert seinen Etat beispielweise als die "Einnahmen, die wir in diesem Jahr im Gesamtverein erwarten", wobei die Amateur- Abteilungen de facto zu vernachlässigen sind. Die meisten anderen Clubs haben ihre Lizenzspieler-Abteilungen ohnehin ausgekoppelt. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die tatsächlich erzielten Einnahmen in aller Regel den vor Saisonbeginn erstellten Haushaltsplan übertreffen.

Während die beiden Bundesliga-Rückkehrer VfL Bochum (2. Liga: 25) und 1. FC Köln (27) in der höchsten Spielklasse nun mit jeweils 40 Millionen Mark rechnen, geht der "absolute Neuling" Energie Cottbus das Abenteuer Bundesliga mit bescheidenen 31 Millionen Mark an. Die Lausitzer haben ihren Zweitliga-Etat (15) aber mehr als verdoppelt. Mit noch einmal zwei Millionen weniger als Cottbus rechnet Schlusslicht SpVgg Unterhaching (29). Der "Meistermacher" aus der Münchner Vorstadt hat seine Vorjahres-Kalkulation (18) aber immerhin auch um elf Millionen steigern können.

Übersicht der Saison-Etats bei den 18 Bundesliga-Vereinen: (Verein - Etat 2000/2001- Etat 1999/2000 -in Millionen Mark:

1. Hamburger SV 118 50 2. Bayern München 100 80 3. FC Schalke 04 75 64 4. Hertha BSC 73 42 5. Borussia Dortmund 70 60 6. TSV 1860 München 65 40 7. Bayer Leverkusen 65 65 8. Werder Bremen 63 50 9. VfB Stuttgart 56,1 46,3 10. Eintracht Frankfurt 50 50 11. VfL Wolfsburg 50 35 12. 1. FC Kaiserslautern 44 40 13. VfL Bochum 40 25 (Aufsteiger) 14. 1. FC Köln 40 27 (Aufsteiger) 15. Hansa Rostock 40 38 16. SC Freiburg 39 30 17. Energie Cottbus 31 15 (Aufsteiger) 18. SpVgg Unterhaching 29 18

Gesamt 1048,1 (Vorjahr: 784,3)

Die Vorjahres-Angabe bezieht sich auf die Kalkulationen der damaligen 18 Clubs vor Beginn der Spielzeit.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort