Saisonvorschau Quo vadis, Hertha?

Berlin · Ein verjüngter Kader, alternde Leistungsträger, Zurückhaltung auf dem Transfermarkt: Hertha BSC startet mit vielen Fragezeichen in die neue Spielzeit.

 Herthas Trainer Pal Dardei mahnt an der Seitenlinie zur Ruhe.

Herthas Trainer Pal Dardei mahnt an der Seitenlinie zur Ruhe.

Foto: dpa, crj

Kampf um Europa, graues Mittelmaß - oder sogar Abstiegskampf? Bei Hertha BSC ist vor dem Start in die neue Saison vieles ungewiss. Wofür es für die Berliner reicht, lässt sich vor einem mutmaßlich schwierigen Jahr kaum vorhersagen. "Wir haben nicht gewusst, wo wir stehen", sagte Trainer Pal Dardai nach dem 2:1-Erfolg in der ersten DFB-Pokalrunde bei Drittligist Eintracht Braunschweig am Montag: "Man hat gespürt, dass wir noch nicht unter Druck gespielt haben."

Sehr viel weiter dürfte der Ungar in seinen Erkenntnissen zum Ist-Zustand der Berliner nach 90 mitunter zähen Minuten nicht gekommen sein. Hertha geht als Wundertüte in die neue Spielzeit. Das liegt auch an den eher verhaltenen Aktivitäten auf dem Transfermarkt.

"Wir haben keine großen Transfers getätigt, aber den einen oder anderen wichtigen Spieler verloren. Wir müssen gucken, wie wir das in dieser Saison hinkriegen", hatte Kapitän Vedad Ibisevic zuletzt gesagt.

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Im Vergleich zu Konkurrenten aus dem Mittelfeld der Bundesliga hat die alte Dame auf prominente Neuzugänge weitgehend verzichtet. Angreifer Pascal Köpke (Erzgebirge Aue), Lukas Klünter (1. FC Köln) un der junge Niederländer Javairo Dilrosun (Manchester City/U23) verstärken die Hertha vor allem in der Breite. Mit der Leihe des Serben Marko Grujic vom FC Liverpool holte Berlin zuletzt noch die erhoffte Ergänzung für das Mittelfeld. Die Verpflichtung eines weiteren Abwehrspielers steht im Raum.

In Mitchell Weiser (Bayer Leverkusen) verlor Berlin allerdings einen Stammspieler, der trotz schwankender Leistungen in der Vorsaison kaum zu ersetzen ist.

Ansonsten hat Manager Michael Preetz den Kader mit jungen und hungrigen, aber auch unerfahrenen Spielern wie Dennis Jastrzembski (18) oder Muhammed Kiprit (19) ergänzt.

Für Hertha ist die Situation Chance und Risiko zugleich. Gelingt den jungen Wilden eine schnelle Anpassung an die Bundesliga, könnte Berlin eine der positiven Überraschungen werden. Schwächephasen der alternden Leistungsträger wie Ibisevic (34), Salomon Kalou (33) oder Torhüter Rune Jarstein (33) dürften sie aber kaum adäquat kompensieren können.

Dasselbe gilt für verletzungsbedingte Ausfälle. Zuletzt warfen Blessuren Schlüsselspieler wie Torjäger Davie Selke oder Mittelfeldspieler Vladimir Darida in der Vorbereitung zurück.

Ob Berlin das Fehlen von Stützen im laufenden Spielbetrieb verschmerzen kann, bleibt abzuwarten. "Wir haben junge Spieler, dieser Weg ist natürlich unberechenbar", sagte Ibisevic, "man muss abwarten, wie sich die jungen Spieler schlagen."

Trainer Pal Dardai muss vorerst mit dem vorhandenen Personal auskommen. In der Vorbereitung lag ein Fokus auf dem Einstudieren der Dreier-Abwehrkette, die künftig eine Alternative zur zuvor gespielten Viererkette sein soll. "Die Jungs haben es schnell kapiert", lobte Dardai.

Angesichts der Kaderstruktur verlangt der Ungar von noch immer jungen, aber erfahrenen Spielern wie Niklas Stark oder Karim Rekik (beide 23) den nächsten Entwicklungsschritt. Ob ihnen das gelingt, ist eine von vielen Unwägbarkeiten bei Hertha BSC.

(sid/sef)
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