Engländer eine Klasse besser Bremen feiert seine Verlierer

Bremen (sid). Ganz Bremen feierte seine Verlierer. Beifall, Sprechchöre, Jubelgesänge - wer erst nach dem Abpfiff das Weserstadion betrat, hätte glauben können, nicht der FC Arsenal London, sondern der SV Werder habe die Vorschlussrunde erreicht. Es war der kollektive Dank der 31.400 Zuschauer an die Spieler für eine Uefa-Pokal-Reise, die die Hanseaten so weit wie seit acht Jahren nicht mehr geführt hatte.

"Wir haben nicht viel gerechnet und taktiert, wir wollten in einer fast aussichtslosen Situation dem Publikum etwas zurückgeben", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf, der ungeachtet der Emotionen um ihn herum wie gewohnt ruhig blieb. Zu überlegen war der Gegner sowohl beim 2:0-Hinspielerfolg als auch beim 4:2 (2:1)-Sieg in Bremen, vage Hoffnungen auf ein erneutes Bremer Fußball-Wunder machten die Gäste rasch und unerbittlich zunichte.

Für die Verantwortlichen des deutschen Pokalsieger grenzte schon das Erreichen des Viertelfinales an ein grün-weißes Mirakel. "Man muss sich immer vor Augen halten, dass die Mannschaft noch vor einem Jahr dicht vor dem Abstieg stand. Jetzt waren wir das letzte deutsche Team im Uefa-Cup", ordnete Sportdirektor Klaus Allofs ie Leistungen der vergangenen Monate ein. Schaaf: "Wir haben vorher mit Lyon und Parma zwei Mannschaft rausgeworfen, die finanziell in einer anderen Liga spielen."

Konzentration auf Dortmund

Einen Einbruch mentaler oder auch körperlicher Art fürchtet man an der Weser vor dem Bundesligaspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund nicht. Allofs: "Wir haben ja gegen Arsenal nicht zweimal total versagt." Auch Bode glaubt, dass die kurze Erholungsphase ausreichend sein müsste: "Arsenal war zweimal die bessere Mannschaft, unsere Traurigkeit über das Ausscheiden hält sich in Grenzen."

Doch für alle Zeiten will sich der Europapokalsieger von 1992 nicht aus der absoluten europäischen Fußballspitze verabschieden. "Wir wollen und müssen die Mannschaft mit unseren Mitteln verbessern. Einen 30-Millionen-Transfer wie den von Henry werden wir uns in absehbarer Zeit aber nicht leisten können", erläuterte Allofs. Klub-Boss Jürgen Born liegt da mit seinem Sportdirektor auf einer Linie: "Wir geben nur das aus, was wir eingenommen haben."

Hoffen auf Champions League

Das waren in dieser Saison rund 16 Millionen Mark, dank der Qualifikation für das Pokalendspiel am 6. Mai in Berlin gegen Rekordmeister Bayern München ist zumindest der Platz im Uefa-Pokal 2000/2001 gesichert. Noch mehr Millionen als mittelfristig speziell für die Verstärkung der Hintermannschaft eingeplant, könnten auf dem Werder-Konto landen, wenn man in der Bundesliga noch einen Platz erklimmen könnte, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt.

Allofs: "Sollten wir Dortmund schlagen können, ist Rang vier ein realistisches Ziel." Fehlen wird gegen die krisengeschüttelten Westfalen allerdings Torjäger Claudio Pizarro, der für die peruanische Nationalmannschaft im Einsatz ist.

(RPO Archiv)
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