Bewegte Wochen mit der Schweiz So blickt Gladbachs Sommer auf die EM zurück

Mönchengladbach · Yann Sommer lässt in einem Interview seine EM-Erlebnisse mit der Schweiz Revue passieren. Wie er den entscheidenden Elfmeter gegen Frankreich erlebt hat und wie es jetzt für Borussias Torwart weitergeht.

 Eines der Bilder der EM: Yann Sommer wird nach dem Sieg gegen Frankreich von seinen Kollegen gejagt.

Eines der Bilder der EM: Yann Sommer wird nach dem Sieg gegen Frankreich von seinen Kollegen gejagt.

Foto: dpa/Daniel Mihailescu

Am Samstag hat Yann Sommer eine Tradition fortgesetzt: Noch nie stand er im ersten Testspiel der Vorbereitung bei Borussia im Tor. Während Tobias Sippel und Moritz Nicolas gegen Viktoria Köln seine Vertreter waren, war Sommer vermutlich zu Hause in seinem neuen Domizil in Düsseldorf. Der Schweizer ist kürzlich umgezogen – auch das noch, ist man geneigt zu sagen. Schließlich war er nicht nur sechs Wochen lang mit der Nationalmannschaft in Sachen Europameisterschaft unterwegs, sondern wurde mittendrin auch zum zweiten Mal Vater.

Im Interview mit der Schweizer Boulevardzeitung „Blick“ erzählt Sommer, dass er in dieser aufreibenden Zeit manchmal den Tränen nahe gewesen sei. „Ich bin ein gefühlvoller Mensch. Dieses Turnier, die Reisen, die Geburt – es war unglaublich viel. Sogar die ersten drei, vier Tage nach dem Turnier ist man noch irgendwie im Tunnel. Die Tage, in denen man alles realisiert, sich hinsetzt und bewusst genießt, kommen erst später. Dann werden alle Emotionen nochmals hochkommen“, sagt der 32-Jährige.

Mit der Schweiz hat er das erste Viertelfinale bei einem großen Turnier seit der Heim-WM 1954 erreicht, gegen Spanien war erst im Elfmeterschießen Schluss. Doch einen Abend für die Ewigkeit erlebte nicht nur Sommer im Achtelfinale in Bukarest. Wie die Schweiz gegen Frankreich beim Stand von 1:0 einen Elfmeter verschoss, 1:3 in Rückstand geriet, kurz vor Schluss das 3:3 erzielte und dank Sommers Parade gegen Kylian Mbappé das Elfmeterschießen gewann, wird in die EM-Geschichte eingehen.

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Mit seinem leicht verzögerten Jubellauf kreierte Sommer eines der Bilder des Turniers. „Er hat mir schon vor Mbappés Penalty gesagt, ich solle noch nicht losrennen, wenn ich ihn gehalten habe“, erinnert er sich an die Kommunikation mit dem Schiedsrichter. „Es würde erst gecheckt vom VAR, ob ich auf der Linie stand. Als Goalie hast du kein Gefühl dafür. Also wartete ich wie empfohlen, bis er das Tor offiziell gab. Und bin dann losgesprintet.“

Trotz eines schwachen Starts in die EM hatte Sommer vor dem Finale mehr Schüsse abgewehrt (21) als Englands Jordan Pickford (11) und Italiens Gianluigi Donnarumma (9) zusammen. Sogar das W-Wort wurde mal wieder in den Mund genommen, unter anderem sein Vorgänger in Gladbach und in der Schweiz, Jörg Stiel, hievte den Keeper in die „Weltklasse“. „Mich freut das sehr. Aber mich freute auch, dass wir nach viel Kritik an dieser Mannschaft mal einfach wieder eine rein positive Welle entfacht haben. Mit dem Land zusammen, das berührt die ganze Mannschaft und gibt ihr viel Kraft“, sagt Sommer.

Seine Antwort auf die Frage, ob er nun gedenke, im Sommer zu einem absoluten Top-Klub zu wechseln, lässt sich gleichermaßen als Bekenntnis wie als „alles offen“ lesen: „Ich habe einen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach bis 2023 und lasse mich überraschen, was die Zukunft bringt.“

Erst einmal bringt sie ihm Urlaub und viel Zeit mit seiner Frau und den beiden Töchtern. „Ich bin in einem sehr tollen Klub, ja, und das schon seit 2014“, so Sommer. „Ich genieße momentan all die Sachen, die um mich herum gerade passieren.“ Ähnlich war es 2018 nach einer guten WM, allen Gerüchten zum Trotz ist er heute noch Borusse. Und in der neuen Saison auf dem Sprung, Oscar Wendt als Ausländer mit den meisten Einsätzen abzulösen.

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