Am Sonntag gegen Spanien Ein Gladbach-Phänomen kann dem DFB-Team Hoffnung machen
Mönchengladbach · Deutschland steht bei der WM in Katar vor dem Vorrundenaus. Doch könnte ausgerechnet der Blick auf Borussia Mönchengladbach Hinweise geben, warum es doch etwas werden kann gegen die starken Spanier. Zumal auch ein Gladbacher im Team ist.

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Deutschland glaubt nicht mehr an sein Nationalteam. Umfragen nach dem 1:2 gegen Japan im ersten WM-Spiel in Katar belegen das. Die meisten Menschen, die überhaupt die WM wahrnehmen statt sie zu boykottieren, erwarten die Heimreise nach der Gruppenphase, so wie es 2018 in Russland kam.„Das Vorrundenaus wäre eine Katastrophe“, hatte der Ur-Borussen und Ex-Bundestrainer Berti Vogts in seiner WM-Kolumne für unsere Redaktion geschrieben. Die droht nun.
Doch es gibt leise Hoffnung, dass die WM doch nicht endet, bevor sie richtig begonnen hat für das DFB-Team, zumindest für jene, die es mit Gladbach halten und wissen: Es wäre ein typisches Borussen-Phänomen, wenn es wider Erwarten gegen die scheinbar übermächtigen Spanier klappt.
Gladbach und seine schlechten Spiele gegen unangenehme Gegner der Art der Japaner haben Tradition. Gegner, die laufen und kämpfen und nicht aufgeben (mithin waren das mal so genannte deutsche Tugenden, dies als Hinweis für die DFB-Auswahl), die wehtun, die mag Gladbach nicht. Siehe Bochum, siehe Union Berlin. Das 1:2 dort an der Alten Försterei glich der deutschen Niederlage nun in Katar enorm. Lange führte Borussia und machte es ordentlich, dann gab es ein unnötiges Gegnertor, die Mannschaft brach ein und verlor ebenfalls 1:2. In Bochum wurde die Anfangsphase verschlafen, es stand früh 0:2, am Ende 1:2. Ähnlicher Gegner, gleiches Resultat.

Was aus Borussias Top-Abgängen geworden ist
Aber es gibt ja zum Glück die Topspiele. Wie das gegen den BVB (mit einem Gros der deutschen Viererkette in Katar). So richtig groß war die Hoffnung der Gladbach-Fans nicht auf irgendetwas Gutes vor dem letzten Spiel vor der WM-Pause, bei einer Niederlage drohte die Saison für die Gladbacher sogar wegzuknicken nach unten. Und dann? Borussia machte eines der besten Saisonspiele, konterte die zu 61 Prozent ballbesitzenden BVBler fröhlich und effektiv aus und siegte 4:2.
Es war ein ganz anderes Gesicht, das Borussia zeigte. Jenes, das sie oft zeigt, wenn es gegen große Gegner geht, gegen die Bayern, den BVB, RB Leipzig. Auch die Sachsen hatten mehr Ballbesitz und wurden beim 3:0 gründlich ausgekontert. Das wäre auch eine Option für die deutsche Mannschaft gegen Spanien: ihnen den Ball überlassen, aber selbst Action machen. Gladbach hat da einen Plan B über die Dominanz hinaus, den darf man einem deutschen Nationalteam auch zutrauen.

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Normalerweise sagt man: Die Bayern-Denke macht‘s für die Nationalmannschaft, und natürlich hat der deutsche Rekordmeister zuletzt dem FC Barcelona wieder mal weh getan. Daran werden sich die Spanier erinnern. Doch nun ist es ein Rollentausch, groß sind aus DFB-Sicht die anderen.
Immerhin ist ja im deutschen Aufgebot einer dabei, der die BVB-Geschichte aus Gladbacher Sicht erzählen kann: Jonas Hofmann. Doch muss er seine Worte vorsichtig wählen, schließlich gibt es reichlich Teamkollegen, die Betroffene waren im Dortmund-Spiel. In dem war Hofmann federführend beteiligt mit einem Tor und zwei Vorlagen. Vor allem sein 1:0 zeigte, wie es gehen muss gegen Spanien: Hofmann nahm Lars Stindls Vorlage direkt und und schoss den Ball trocken und präzise ins Netz, das war nicht nur ein Tor, das war ein Statement: Hier hatte jemand vor, sich zu rehabilitieren, hier war jemand voller Selbstvertrauen, der etwas bewegen wollte – und es auch tat. So ein Geist muss auch am Sonntag (20 Uhr) im deutschen Team sein gegen die Spanier.
Und bestenfalls stellt Bundestrainer Hansi Flick Hofmann gleich auch auf den Platz. Mit seinem Tor in England und dem Assist gegen Italien hat er gezeigt, dass er gegen die Großen produktiv sein kann. Vielleicht ist ein bisschen mehr Gladbach hilfreich in einem Spiel wie dem gegen Spanien.