Borussia Mönchengladbach "Wir Spieler sind froh, diesen Sport ausüben zu dürfen"

Mönchengladbach · Lars Stindl spricht über das besondere Spiel gegen seinen Ex-Klub Hannover, seinen persönlichen Aufschwung der vergangenen Wochen und das Dasein als Fußballprofi nach den Anschlägen von Paris.

Man könnte einwenden, wer innerhalb der Bundesliga den Verein wechselt, den kann ein Spiel gegen seinen Ex-Klub nicht ganz so überraschend treffen. Dem würde Lars Stindl mit Blick auf die Partie gegen Hannover 96 auch zu stimmen. "Natürlich habe ich im Sommer, als der Spielplan rauskam, direkt geguckt, wann wir gegen 96 spielen", sagt Borussias Sommer-Zugang. Allein: Die Logik des Spielplans verhindert nicht, dass dieses Spiel keines wie jedes andere ist für den früheren Kapitän der Niedersachsen. "Klar, das ist schon ein besonderes Spiel für mich, weil es alles noch sehr frisch ist, weil der Kontakt noch sehr groß ist, weil ich alle noch kenne. Ich habe unglaubliche Erfahrungen gemacht, im positiven wie im negativen Sinne, Europapokal wie Abstiegskampf. Das alles schweißt schon zusammen, und das bleibt auch im Kopf", sagt Stindl.

Fünf Jahre, von 2010 bis 2015, spielte er für 96. 26 Tore schoss er in 161 Pflichtspielen. Diese Zeit streift er nicht ab wie ein altes Trikot, das er im Juli gegen Borussias getauscht hat. Aber Stindl lässt die Sentimentalitäten verständlicherweise dann auch nicht über ein normales Maß hinausgehen. "Ich hoffe, dass Hannover so schnell wie möglich da unten raus kommt - nach dem Wochenende, wohlgemerkt. Denn in erster Linie geht es schon darum, dass wir das Spiel gewinnen. Wir brauchen die drei Punkte, um in die Regionen zu kommen, in die wir hinwollen", sagt er.

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Also: Erinnerung ja, Nachtrauern auf keinen Fall. Warum auch? Schließlich läuft es für den 27-Jährigen aktuell so blendend, wie es für ganz Gladbach läuft. Der Aufschwung des Vereins nach dem verkorksten Start ist mit seinem persönlichen Aufschwung verbunden - und umgekehrt. "Dieses Selbstverständliche, dieses attraktive Spiel nach vorne ist wieder Bestandteil unseres Spiels, und das hat auch mir persönlich sehr gut getan. Ich fühle mich sehr, sehr wohl in der Mannschaft. Es macht unglaublich viel Spaß", sagt er. Und nein, er sei kein Max-Kruse-Klon, nur weil er mit Raffael vorne gut harmoniere. Er bringe seinen eigenen Spielstil ein. Dass er sich im offensiven Zentrum am wohlsten fühlt, daraus hatte Stindl nie einen Hehl gemacht, aber dass er sich in einem System, in dem es eine Position hinter den Spitzen gar nicht gibt, so wohlfühlen würde, war auch nicht selbstverständlich. Doch bei diesem Prozess konnte der gebürtige Speyrer die ihm attestierte Spielintelligenz einbringen.

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Das Hannover-Spiel ist gleichzeitig der Startschuss für die letzten Englischen Wochen dieses Kalenderjahres. Acht Partien in 30 Tagen stehen bis Weihnachten an. Es geht ums Überwintern in Europa und im Pokal und um das Bereitstellen einer Ausgangsposition in der Liga, "von der aus wir in der Rückrunde angreifen wollen", wie Stindl sagt. Wer ihm zuhört, der erlebt einen Profi, dem sein Beruf immer wieder aufs Neue Freude macht. Und diese positive Einstellung will er sich auch nach den Anschlägen rund um das Pariser Stadion vom Freitagabend nicht nehmen lassen, trotz aller Gedanken, die man sich nach diesen Ereignissen so macht. "Wir Spieler sind einfach immer froh, diesen Sport ausüben zu dürfen. Eigentlich ist es ja immer etwas Schönes, ins Stadion zu gehen und den Menschen die Freude über den Sport in den Augen anzusehen. So sollten wir das auch in Zukunft weiter tun", sagt Stindl. Und die naheste Zukunft heißt eben Hannover.

(klü)
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