Borussia Mönchengladbach "Wir sollten jedes Highlight für sich nehmen"

Mönchengladbach · Borussias Teammanager spricht vor dem Pokalspiel in Homburg über Heimat, die Lehren aus Darmstadt und erste Eindrücke aus Sarajevo.

Das sind die Außenseiter der ersten Pokal-Runde
Infos

Das sind die Außenseiter der ersten Pokal-Runde

Infos
Foto: dpa, shp lof

Herr Korell, ist Borussias Gastspiel in Homburg für Sie heute eine Rückkehr in die Heimat?

Die wichtigsten Fragen und Antworten
Infos

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Infos
Foto: dpa, soe hpl

korell Es ist auf jeden Fall meine Heimat. Das gibt ja schon meine familiäre Situation her: Es ist die Heimat meiner Eltern, die meiner Schwiegereltern. Meine Frau kommt auch aus der Region.

Kramer steigt wieder ins Training ein
50 Bilder

Kramer steigt wieder ins Training ein

50 Bilder

Sie haben die meisten Ihrer Profieinsätze (137) zwischen 1990 und 1995 für den FC Homburg bestritten. Welchen Stellenwert hat diese Zeit in Ihrer Erinnerung?

Patrick Herrmann: Das stolze Eigengewächs von Borussia Mönchengladbach
22 Bilder

Das ist Patrick Herrmann

22 Bilder
Foto: Dirk Päffgen

korell Es war für mich der Einstieg in den Profifußball. Ich habe dort zunächst noch mein Abitur, meine Ausbildung gemacht und schon parallel Profifußball gespielt. Es lief also anfangs alles noch eher zweigeleisig, weil damals ja nicht absehbar war, ob man trotz Profivertrag vom Fußball seinen Lebensunterhalt würde bestreiten können. Erst als auch die ersten Angebote kamen, wusste man, es geht in die richtig Richtung. Insofern waren die fünf Jahre wichtig, um im Profifußball anzukommen.

Sie waren allein schon positionsbedingt während Ihrer Karriere ja nie ein Torjäger, aber in der Saison 1994/95 haben sie für den FCH fünfmal getroffen. Was war da los?

korell Ja, das stimmt. Das war unter Uli Sude als Trainer. Ich habe da im Mittelfeld gespielt und war auch bei Standards erfolgreich. Ich hatte echt einen Lauf (lacht).

War für Sie als Saarländer eigentlich der größere Kulturschock, 1995 nach Freiburg zu gehen oder 2000 nach Mönchengladbach?

korell Freiburg war schon die größere Umstellung. Privat habe ich dort mit meiner jetzigen Frau, meiner damaligen Freundin, zum ersten Mal zusammengewohnt. Sportlich war es ein Schritt in die erste Liga, zu einem Verein, der damals international spielte, mit einem Trainer [Volker Finke, Anm. d. Red.], der mit für seine Zeit innovativen Methoden arbeitete. Das war schon eine größere Umstellung, als fünf Jahre später die, nach Gladbach zu gehen.

Was erwartet die Borussia heute in Homburg für ein Spiel?

korell In der ersten Runde im Pokal kann immer alles passieren. Du musst die Sache generell hochkonzentriert und ganz seriös angehen. Das gilt auch für uns für das Homburg-Spiel. Der Gegner ist ambitioniert, sie haben schon Spielpraxis, weil die Liga schon angelaufen ist. Und wir sind ja schließlich auch gewarnt vom letzten Jahr. Wir haben im vergangenen Jahr in Darmstadt erlebt, wie es ist, in der ersten Runde auszuscheiden. Umso mehr gilt jetzt: Ein Weiterkommen ist Pflicht.

Dass man solch ein Spiel nicht im Schongang gewinnen kann, hört jeder Spieler jedes Jahr...

korell Ja klar, aber in unserem Fall haben ja 80 Prozent der Mannschaft das Aus in Darmstadt selbst miterlebt. Das sehe ich als "Vorteil" an, dass die Jungs wissen: Das haben wir schon einmal erlebt, das wollen wir nicht noch einmal erleben. Das war für alle bitter, und das wirkt nach. Aber eins ist auch klar: Am Ende muss es jeder Spieler selbst verinnerlichen, dass man so ein Spiel nur mit 100 Prozent Konzentration gewinnt.

Was muss Borussia konkret besser machen als in Darmstadt.

korell Damals fehlte uns die Effektivität. Wir müssen in Homburg einfach das Tempo von Beginn an hochhalten, dann werden wir auch zwangsläufig die nötigen Torchancen bekommen.

Spüren Sie im Verein und im Umfeld diese Sehnsucht nach dem Pokalfinale in Berlin?

Korell Natürlich würden sich unsere Fans das sehnlichst wünschen. Jetzt haben wir es zum zweiten Mal in zwei Jahren wieder erreicht, international zu spielen. Das haben sich auch alle verdient, dass wir mal einen neuere Geschichte geschrieben haben. Dasselbe gilt für den DFB-Pokal. Jeder Spieler weiß, dass es nur wenige Spiele sind, um einen Titel zu gewinnen, aber auch hier lautet unsere Devise: von Spiel zu Spiel denken.

Fünf Spiele in 16 Tagen stehen für Borussia im August noch an. In denen kann man die Saison schon in gewisse Bahnen lenken.

korell Wie gesagt: Seit Lucien Favre gibt es bei Borussia eigentlich nicht mehr die Denkweise, in Zwei-Wochen-Schritten oder Vier-Wochen-Schritten zu denken. Wir leben seitdem die Konzentration auf ausschließlich die nächste Aufgabe. Ja, wir haben einen Kader, der die Dreifachbelastung auffangen kann, aber wir sollten trotzdem jedes Highlight für sich nehmen und nicht zu weit voraus denken.

In Ihrer Position müssen Sie dann doch immer wieder vorausdenken. So waren Sie unter der Woche in Sarajevo. Haben Sie dort schon eine Euphorie rund um das Europa-League-Duell mit Borussia gespürt?

korell Auf jeden Fall. Wir haben den Verein besucht, den Vorsitzenden und den Sportdirektor kennengelernt. Da ist definitiv eine Riesen-Vorfreude da. Das ist für sie das absolute Highlight, gegen einen deutschen Bundesligisten, gegen Borussia Mönchengladbach zu spielen, was auch in Bosnien ein Name ist. Für mich war wichtig, vor Ort zu sehen: Wie sind die Bedingungen? Wie sind die Wege? Wie ist die Anreise? Welches Hotel nehmen wir? Da kann ich versichern: Wir können uns gut vorbereiten. Natürlich hat diese Stadt viel gelitten, das sieht man auch, aber es ist auch schon viel wieder aufgebaut.

Wie sieht es mit dem Stadion aus?

korell Das ist natürlich schon etwas älter. Da muss man sich schon auf andere Bedingungen als in Istanbul oder in Kiew einstellen, wo wir in topmodernen Arenen gespielt haben. In Sarajewo ist es Fußball pur, und das werden wir dort erleben.

Fließen Ihre Eindrücke auch in die Vorbereitung des Trainerteams mit ein?

Korell Definitiv. Den Trainern und den Spielern zu vermitteln, was sie dort als Rahmenbedingungen erwartet, das ist auch wichtig. Aber da haben wir uns auch vor zwei Jahren gut drauf eingestellt. Da mache ich mir keine Sorgen.

STEFAN KLÜTTERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort