Borussia Mönchengladbach Wenn die Wand schweigt, jubelt Borussia

Fussball · In der Geschichte gibt es gute Beispiele, wie man als Außenseiter in Dortmund gewinnt. Gladbach siegte selbst zehnmal.

Sie wissen, wie es geht: Marcel Ketelaer, Karlheinz Pflipsen (verdeckt), Jörgen Pettersson, Peter Wynhoff und Markus Hausweiler (von links) bejubeln einen Treffer bei ihrem 2:1-Sieg in Dortmund am 18. April 1998.

Sie wissen, wie es geht: Marcel Ketelaer, Karlheinz Pflipsen (verdeckt), Jörgen Pettersson, Peter Wynhoff und Markus Hausweiler (von links) bejubeln einen Treffer bei ihrem 2:1-Sieg in Dortmund am 18. April 1998.

Foto: imago

Karlheinz Pflipsen weiß, wie man in Dortmund gewinnt. Er war am 18. April 1998 dabei, als Borussia zum letzten Mal bei der westfälischen Namencousine siegte. Jörgen Petterson traf. Und Pflipsen erzielte höchstpersönlich das zweite Gladbacher Tor. "Es ist eine Motivation, die ,Wand' zum Schweigen zu bringen", sagte Pflipsen nun dem Internet-Magazin Fohlenhautnah.

Viele Fans — und die Menschen am Niederrhein sind nunmal eher Pessimisten, wenn es nicht läuft, befürchten heute, wenn die Gladbacher beim BVB spielen, erneut ein Debakel wie in der vergangenen Saison. Neun Spiele ohne Sieg, und nun in Dortmund, in dieser riesigen Arena und gegen die schwarz-gelbe Menschenmauer auf der Südtribüne — wie soll da etwas gehen?

"Wir fahren dahin, geben unser Bestes und schauen, was dabei herauskommt", sagt Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof. Und es gibt ja auch genug Beispiele in der Geschichte, die als Vorbild herhalten. Es gab sogar mal eine Zeit, da fuhren die Gladbacher richtig gern die 100 Kilometer nach Dortmund, weil es da ständig etwas zu holen gab. Zwischen 1976 und 1988, gab es nur eine Niederlage der Gladbacher beim BVB. Von 13 Spielen endeten sechs unentschieden, sechsmal siegte die niederrheinische Borussia im damaligen Westfalenstadion. Insgesamt gab es in der Bundesliga zehn Siege in Dortmund.

Einer der imposantesten Erfolge an der B1 war das 6:4, das sich am 4. Juni 1983 zutrug. Dieses Spiel taugt bestens als Lehrstück, wie man die "Wand" zum Schweigen bringen kann. Borussia ging früh durch Andreas Brandts in Führung, war also von Beginn an mutig und versteckte sich nicht. Dann lag Gladbach 1:3 zur Pause hinten. Doch davon ließ sich das Team von Trainer Jupp Heynckes nicht beeindrucken: Es spielte weiter, glich durch Hans-Günter Bruns und Wilfried Hannes aus, verdaute auch den erneuten Rückstand und drehte endgültig das Spiel. Noch mal Bruns, Lothar Matthäus und Frank Mill trafen.

Die heutige Dortmunder Borussia hat allerdings eine andere Qualität als noch jene aus dem Jahr 1983. Trotzdem sind in den vergangenen Monaten einigen Vereinen Überraschungserfolge beim BVB gelungen. Hertha BSC gewann am 17. Spieltag 2:1, zum Rückrundenauftakt im Januar trotzte der FC Augsburg dem Favoriten immerhin ein 2:2 ab. Und im vergangenen Mai siegte Hoffenheim in Dortmund 2:1 und rettete sich damit in die Relegation.

Auffällig: In allen Spielen ging der BVB früh in Führung, doch seine Gegner nutzten die Chancen, die Dortmund ihnen gewährte, eiskalt aus. Vor allem Berlin und Augsburg gefielen dabei durch eine sehr kluge Raumaufteilung, robustes Zweikampfverhalten, mutiges Attackieren, große Ballsicherheit und Effektivität.

Jene Attribute wurden auch den Gladbachern bei ihrem Sieg 1998 attestiert. Während Uwe Kamps glänzend hielt, führte Pflipsen Regie — in einer Position, die heute Raffael bei den Borussen ausfüllt: als hängende Spitze, die nach vorne stößt, sich aber ebenso im Mittelfeld die Bälle holt. So führte Raffael Berlin vor zwei Jahren schon zu einem 2:1-Erfolg in Dortmund. Auch er weiß also, wie man die "Wand" zum Schweigen bringen kann.

(RP)
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