Von Favre bis Farke Borussias Trainer haben ihre speziellen Augsburg-Erfahrungen
Mönchengladbach · Seit der FC Augsburg, Borussias Gegner zum Saisonabschluss, 2011 in die Bundesliga aufstieg, verbindet jeder Gladbach-Trainer zumindest eine spezielle Geschichte mit dem FCA. So wird es nun wohl auch Daniel Farke gehen. Von Blitzstarts, einem „Wechsel“-Fehler und Enttäuschungen.

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Wenn es um Bundesliga-Erfahrung geht, dann kommt es am Samstagnachmittag im Borussia-Park zu einem ungleichen Duell. Denn während die Gladbacher dann ihre 55. Bundesliga-Saison beschließen werden, ist es für ihren Gegner, den FC Augsburg erst die zwölfte. Immerhin hat der Klub seit seinem Aufstieg 2011 immer den Klassenverbleib geschafft, und das ist auch diesmal das Ziel des noch nicht sicher geretteten Underdogs.
Doch auch wenn angesichts der Zahlen noch von einer relativ jungen gemeinsamen Geschichte in der obersten deutschen Spielklasse gesprochen werden kann, verbinden zumindest alle Gladbacher Trainer, die mit der Borussia seit 2011 auf Augsburg trafen, eine spezielle Geschichte mit dem FCA. Das wird nun auch bei Daniel Farke so sein, dürfte es doch sein letztes Pflichtspiel als Gladbach-Coach werden. Seine Vorgänger machten ebenfalls besondere Erfahrungen gegen die bayerischen Schwaben.
Favres „Wechsel“-Fehler Es war der größte Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte: Einen Spieltag vor dem Saisonende 2014/15 hatte sich Borussia erstmals für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Doch im Nachhinein wirkt der Abschluss jener Spielzeit schon wie der Anfang vom Ende der Erfolgsgeschichte Lucien Favres in Gladbach. Denn obwohl es für Gladbach im Saisonfinale gegen Augsburg um nichts mehr ging, schaffte es der Schweizer Trainer, den langjährigen Stützen Filip Daems und Thorben Marx zum Abschied einen letzten Teileinsatz zu verwehren, beide wärmten sich vergebens auf. Borussia verlor 1:3 – und auch die ersten fünf Ligaspiele der neuen Saison unter Favre, der danach selbst das Handtuch warf.

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Schuberts Blitzstart Ihm folgte André Schubert, der nur zwei Tage Vorbereitungszeit auf sein erstes Bundesligaspiel hatte – gegen den FC Augsburg. Doch Schubert gelang es auf Anhieb, die Fesseln der Mannschaft zu lösen: Nach 21 Minuten führte Borussia bereits 4:0, herausgeschossen durch Fabian Johnson, Granit Xhaka, Lars Stindl und Mo Dahoud. Nie lagen die Gladbacher in der Bundesliga schneller mit vier Toren vorne. Unter Schubert ging es trotz des Favre-Fehlstarts noch in die Champions League. Als er kurz vor Weihnachten 2016 mit Gladbach 0:1 in Augsburg verlor, waren seine Tage als Trainer am Niederrhein bereits gezählt.
Heckings Bestmarke Dieter Hecking übernahm, der als einziger Borussentrainer kein Ligaspiel gegen Augsburg verlor – bei immerhin fünf Partien – und der den Klub vor allem mit der Einstellung eines Rekordes verbinden dürfte. Denn im Januar 2019 gelang den Gladbachern mit einem 2:0 gegen den FCA der zwölfte Heimsieg in Folge (Tore durch Oscar Wendt und Patrick Herrmann). So etwas hatte es nur einmal in den Achtzigern gegeben. Borussia schien auf dem Weg in die Champions League, mit dem folgenden Heimspiel gegen Hertha BSC (0:3) war es jedoch wie abgeschnitten, am Ende wurde es Rang fünf – und Hecking musste gehen.
Roses Höhenflug Es war ein Stotterstart, den Marco Rose in Gladbach hinlegte. Spätestens mit dem Heimsieg am siebten Spieltag gegen Augsburg setzte er jedoch zum Höhenflug mit Borussia in der Saison 2019/20 an. 3:0 stand es bereits nach zwölf Minuten, 5:1 beim Schlusspfiff. Nebenbei übernahm Gladbach damit auch die Tabellenführung und gab sie auch an den folgenden sieben Spieltagen nicht ab. Der Grundstein für den späteren Champions-League-Einzug war gelegt. So sehr das 5:1 für den starken Vortrag 19/20 steht, so ist das 1:3 in Augsburg im März 2021 sinnbildlich für den Abwärtstrend, der spätestens mit Roses Ankündigung, Gladbach nach nur zwei Jahren zu verlassen, begann. Nichts ging plötzlich mehr, in Augsburg reichten selbst ein Dutzend Torchancen nicht, die eigentliche Überlegenheit in einen Sieg umzumünzen. Letztlich verpasste Borussia das internationale Geschäft.
Hütters Ernüchterung Roses Nachfolger bekam die Schwere seiner Aufgabe schon früh zu spüren. Beim 0:1 in Augsburg am fünften Spieltag, bekam Adi Hütter erstmals vorgeführt, dass es dem Gladbacher Kader an Durchsetzungskraft und Intensität fehlt. Trotz klarer Feldvorteile brachte sein Team keine echte Torchance zustande. Hütter griff danach erstmals durch, Florian Neuhaus und Alassane Plea flogen aus der Startelf. Nachhaltig erfolgreich waren diese Maßnahmen aber weder für Borussia noch für Hütter selbst, nach einem Jahr war bereits wieder Schluss für den Coach. Ein Schicksal, das nun wohl auch Farke ereilen wird.