Borussia So bildet Borussia Talente aus

Mönchengladbach (RP). In den letzten Tagen des vergangenen Jahres hat sich Roland Virkus informiert. Darüber, was Mönchengladbach so hergibt an frischen Fußballtalenten. Der Nachwuchsdirektor des abstiegsgefährdeten Bundesligisten Borussia, der sich aktuell in Spanien auf die "Mission impossible" namens Klassenverbleib vorbereitet, schaute sich die jüngsten Spieler der Stadt an, die um die Titel in der Halle rangelten.

Herrmanns irres Tor gegen den FC Bayern
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"Ein, zwei gute Jungs" hat Virkus gesehen. "Wir wollen keinen guten Kandidaten verpassen", sagt er. Darum sichten Virkus und die Scouts des Klubs in der Stadt, in der Region und natürlich landes-, ja weltweit.

Am liebsten wäre ihm der "Blick von Nirgendwo", über den der Philosoph Thomas Nagel mal ein ganzes Buch geschrieben hat, der Blick nämlich, der alles sieht und dem somit nichts entgeht. Zumindest, was die Fußballwelt angeht, wäre das für einen wie Virkus, dessen Job es ist, neue "Fohlen" für die Bundesliga herauszubringen, ein Segen. "Für mich gibt es drei entscheidende Faktoren", sagt Virkus, gefragt, wie man denn nun das Potenzial einen Talents erkennt: "Das Bewegungsgeschick, das Rückschlüsse auf die technischen Fähigkeiten zulässt, die Spielintelligenz und die Schnelligkeit."

Spieler, die all das mitbringen, sind interessant, sie könnten Kaderspieler werden, können sich bewähren und für Borussia spielen. Zwölf hoffnungsvolle junge Männer haben zudem Platz im vereinseigenen Internat, dessen namhaftester Spross bislang Nationalspieler Marko Marin ist. Der wechselte 2009 für 8,5 Millionen Euro zu Werder Bremen. Teuerster Spieler aus dem Gladbacher Nachwuchs war Marcell Jansen, der 2007 für zwölf Millionen Euro zum FC Bayern ging. Jansen, sagt Virkus, hatte vor allem eines getan: "Als es darauf ankam, hat er alles richtig gemacht."

Drei Millionen Euro, das ist der Etat für Borussias Nachwuchsbereich, inklusive der U23, die derzeit Anführer der Regionalliga-Tabelle ist. Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Bayern Leverkusen stecken gut das doppelte in die Talentschulung. Dennoch hat Borussia eine ausgezeichnete Ausbildung. Drei Sterne gab es, als die Leistungszentren aller Bundesligisten zertifiziert wurden. Im November 2010 waren die Prüfer wieder da, die Ergebnisse stehen noch aus.

Längst, versichert Virkus, geht es nicht mehr allein um Talent. "Es gibt viele Faktoren. Es gibt viele Einflüsse von außen, mit denen ein junger Spieler umgehen muss. Und am Ende kommt Glück dazu", sagt er. Darum schafft nur ein Bruchteil derer, die Profi werden wollen, tatsächlich den Einstieg, wie zum Beispiel Patrick Herrmann. 19 Jahre ist er alt und seit 2008 Borusse. 27-mal hat er in der Bundesliga gespielt und vier Tore geschossen. Und er hat festgestellt: "Es ist harte Arbeit."

Früher, als Knirps, dachte Herrmann, einer von neun Eigengewächsen im aktuellen Gladbacher Bundesliga-Kader, "die Profis spielen am Wochenende einfach ein bisschen Fußball". Und dass er "viele Opfer" bringen musste auf dem Weg zum Berufsspieler. Herrmann musste von zu Hause weg, wenn andere in seinem Alter Party machten, war er nicht dabei. "Aber ich wusste, ich muss das machen, wenn ich meinen Traum verwirklichen will", sagt Herrmann.

(RP)
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