Borussia Mönchengladbach Sie machen es wie Thomas Kastenmaier

Fussball · Der gebürtige Bayer war einer der torhungrigsten Verteidiger, die Borussia je hatte. In der vergangenen Saison war Gladbachs Defensive nur fürs Verteidigen zuständig. Jetzt bringen sich die Abwehrspieler auch als Torschützen ein.

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Thomas Kastenmaier darf jetzt sein Naturell offen ausleben. Wenn er in der Weisweiler Elf, Borussias Traditionsmannschaft mitspielt, ist er Stürmer. Früher hatte er einen defensiven Job: Kastenmaier war Rechtsverteidiger. Indes einer, der seinen Auftrag immer offensiv auslegte. "Für mich ging das Spiel eigentlich erst an der Mittellinie richtig los. Ich wollte den Ball immer dahin befördern, wo er hingehört: Ins Tor", sagt Kastenmaier.

40 Tore schoss der gebürtige Bayer zwischen 1990 und 1998 für Gladbach, er ist nach wie vor einer der torhungrigsten Verteidiger, die Borussia je hatte. Seine Schüsse waren gefürchtet, aus dem Spiel und bei Standards. "Risiko gehört dazu" war sein Motto. Mit Jörg Neun bildete er das offensiv veranlagte Verteidiger-Duo auch beim Pokalsieg 1995. "Die Außenverteidiger haben oft die meisten Ballkontakte, daraus kann man was machen", so Kastenmaier,

In der vergangenen Saison gab es indes eine klare Gewaltenteilung bei Borussia. Die Offensivkräfte waren für die Torproduktion zuständig, die Defensivspieler nur für die Verteidigung. Ganze vier der 49 Saisontore produzierten Männer aus der Viererkette: Filip Daems verwandelte drei Elfmeter, nur Tony Jantschke war aus dem Spiel erfolgreich.

Doch es hat sich etwas verändert bei Borussia: Die Verteidiger machen es wie einst Kastenmaier: Sie treffen wieder. Sechs der aktuell 17 Saisontore haben Spieler aus der hinteren Kette erzielt — nach elf Spielen. Zuletzt in Fürth trafen Martin Stranzl, dessen Kopfball zum 2:2 Trainer Lucien Favre als "sehr wichtig" einstufte, und Oscar Wendt, beim 3:2 in Hannover waren es Alvaro Dominguez und Roel Brouwers. "Man kennt ja die Stärke von Brouwers und Dominguez bei Standards", stellte Hannovers Trainer Mirko Slomka nachher fest. Dominguez und Stranzl haben jeweils schon zweimal getroffen.

Mike Hanke, angesprochen auf diese Quote, grinst. "Wir Stürmer sollen ja auch nach hinten arbeiten. Also können die Verteidiger auch mal ein Tor machen", sagt er. Borussia sei angesichts der Torgefahr aus den hinteren Reihen weit weniger ausrechenbar als im Jahr zuvor, glaubt Hanke. So, meint "Sechser" Thorben Marx, der ebenfalls in Fürth traf, könne der Abgang des im Vorjahr herausragenden Tormachers Marco Reus (18 Treffer) im Team aufgefangen werden.

Gerade Standardsituationen werden weit häufiger genutzt als in der Spielzeit zuvor. "Mit Standards kann man immer ein Spiel entscheiden", sagt der zuletzt angeschlagene Roel Brouwers, der hofft, Samstag gegen Stuttgart wieder dabei zu sein. Der Niederländer war vor zwei Jahren mit acht Treffern Gladbachs bester Torschütze, gleichauf mit Marco Reus, insgesamt hat er 14-mal für Borussia getroffen. "Es ist wichtig für ein Team, wenn von hinten Tore kommen", sagt Brouwers. So sieht es auch Kastenmaier. Und erinnert an ein zweites offensives Stilmittel der Außenverteidiger, indes nur, wenn "von den Mittelfeldspielern ordentlich abgesichert wird": "Zur Grundlinie, flanken, Tor."

(RP/can/rm/seeg)
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