Beim Spiel Augsburg gegen Gladbach Drei Monate nach Schuss aus Polizeiwaffe bleiben viele Fragen offen
Mönchengladbach/Augsburg · Warum löste sich während des Spiels Augsburg und Gladbach ein Schuss aus der Waffe eines Polizisten? Das Projektil traf einen Transporter des FPMG Supporters Club, der Vorfall sorgte im August für Aufregung, aufgeklärt ist er weiterhin nicht. Wir fassen den Stand der Dinge zusammen.
Es war kein gutes Wochenende, was das Verhältnis von Fußballfans und Polizei betrifft. Sowohl in Hamburg, wo Hannover 96 beim FC St. Pauli zu Gast war, als auch in Bochum, wo der VfL auf den 1. FC Köln traf, gab es turbulente Szenen, jede Menge Pfefferspray wurde versprüht und gegenseitige Anschuldigungen beider Seiten blieben zurück. Fanvertreter kritisierten das Vorgehen der Polizei als überzogen, die Anlässe als fragwürdig, die Polizei wiederum monierte die Gewaltbereitschaft einiger Fans. Der Aufklärungsbedarf ist hoch.
In Stuttgart wurden darüber hinaus Fans in Gewahrsam genommen, weil sie Platzverweise nicht akzeptiert haben sollen, auch dort gehen die Darstellungen der verschiedenen Seiten auseinander, auch dort stellt es sich als wichtig heraus, nicht einseitig auf die Erklärungen der Polizei zu bauen. Nur in Augsburg, wo ein Fan der TSG Hoffenheim mit einem Böllerwurf mehrere Menschen verletzte, scheint die Gemengelage eindeutiger gewesen zu sein.
Ein weiterer noch unaufgeklärter Vorfall soll unterdessen nicht in Vergessenheit geraten: Es war der 19. August, das Spiel zwischen dem FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach näherte sich dem Schlusspfiff, als aus der Waffe eines Polizisten ein Schuss abgegeben wurde. Das Projektil durchschlug die Scheibe eines Fahrzeugs des Bayerischen Unterstützungskommandos (USK) und traf einen Transporter des FPMG Supporters Club aus Mönchengladbach. Zum Glück befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand in der Nähe, verletzt wurden lediglich mehrere Polizeibeamte durch ein Knalltrauma, einer erlitt eine Hautabschürfung durch Glassplitter.
„Nach derzeitiger Kenntnislage haben sich unmittelbar vor der Schussabgabe Polizeibeamte auf Grund der hohen Außentemperaturen gegenseitig mit Wasser bespritzt“, teilte die Bayerische Bereitschaftspolizei mit. Der kausale Zusammenhang mit dem Schuss erschloss sich schon damals nicht und ist bis heute ungeklärt. Ende September bat die Staatsanwaltschaft Augsburg in einer Antwort auf eine E-Mail unserer Redaktion um erneute Nachfrage Anfang November und zeigte sich zuversichtlich, dass die Ermittlungen bis Jahresende abgeschlossen sein werden. Unsere Redaktion hakte nach und erhielt vor einigen Tagen die Antwort: „Die Ermittlungen dauern weiter an.“
Der Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer (Grüne) hatte zwischenzeitlich eine Anfrage ans Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration gestellt. Die Antwort vom 6. Oktober lieferte ebenfalls keine neuen Erkenntnisse, allenfalls die, dass die Partie Augsburg gegen Gladbach „als Spielbegegnung mit erhöhtem Risiko bewertet“ worden war. Das Verhältnis der Fanszenen beider Klubs sei „maximal entspannt“, sagt ein Kenner, Berührungspunkte gab es in der Vergangenheit kaum, am ehesten bei gemeinsamen Aktionen.

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Jetzt abonnieren„Wir werden dranbleiben, bis es Aufklärung gibt“, sagt der Abgeordnete Deisenhofer, drei Monate nach dem Vorfall, der sich von sonstigen Aufregern rund um Fußballspiele so unterscheidet – weil es keinerlei Zusammenhang gibt mit dem Verhalten irgendwelcher Fans, er betrifft die Polizei komplett alleine. „Mit Blick darauf, dass gerade die Polizei in Bayern Fans immer als großes Sicherheitsrisiko darstellt, entbehrt der Vorfall, bei dem der Schuss Richtung vollbesetztes Stadion abgegeben wurde, aber natürlich nicht einer gewissen Ironie“, kommentierte die „Fanhilfe MG“ im August auf der Plattform „X“.
Der Polizist, aus dessen Waffe der Schuss abgegeben wurde, ist nach wie vor suspendiert. „Bürgerinnen und Bürger dürfen erwarten, dass wir mit diesen Gerätschaften vorsichtig und sorgsam umgehen. Das ist in diesem Fall nicht passiert und das können wir auch nicht schönreden", sagte Oliver Huth, der Landes-Chef vom Bund deutscher Kriminalbeamter in Nordrhein-Westfalen, dem WDR.
Eine Konsequenz wird der Vorfall haben: Die verletzten Polizisten gehen ein in die Jahresbilanz der „Zentralen Informationsstelle Polizeieinsätze“ (ZIS) – und suggerieren damit einen Zusammenhang mit dem Verhalten von Fans bei Fußballspielen.