Borussia Mönchengladbach Ratgeber Stranzl

Mönchengladbach · Borussias Abwehrchef war beim 0:4 in Dortmund nicht dabei. Vor dem Spiel gab er ein Interview, das im Rückblick auf die Auftaktpartie nahezu analytisch wirkt. Ein Typ wie Stranzl, der Zweikämpfen nicht aus dem Weg geht, fehlte.

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Oscar Wendt ist hauptberuflich Linksverteidiger. Als solcher hat er gestern seinen Vertrag bei Borussia vorzeitig um zwei Jahre bis 2018 verlängert. Somit müssen sich seine Kollegen im Sommer 2016, dem bisherigen Enddatum des wendtschen Kontrakts, keinen neuen Kabinen-DJ suchen. Der Schwede kümmert sich im Nebenjob wohl auch bis 2018 um die Musik.

Den Ton jedoch, den gibt bei den Borussen ein anderer an: Martin Stranzl. Der Österreicher ist die große Respektsperson, wenn er etwas sagt, stehen die vielen Jungspunde im Gladbacher Aufgebot stramm. Weswegen Stranzl auch der verlängerte Arm von Trainer Lucien Favre auf dem Rasen ist - und, das sagte Sportdirektor Max Eberl während der Vorbereitung, einer der Spieler, die besser nicht ausfallen sollten.

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Foto: afp, PST/DG

Genau das ist aber bisher der Fall: Stranzl war schon mal wieder da, doch dann ging es doch nicht, die ersten beiden Pflichtspiele hat er verpasst. Statt des 35-Jährigen standen blutjunge Verteidiger auf dem Rasen. Dass es am Samstag in Dortmund mit Stranzl ganz anders gelaufen wäre, ist eine nicht belegbare Hypothese. Dass Borussia aber einen Typ wie Stranzl braucht, das wurde deutlich.

Morgen, wenn nach zwei freien Tagen die Vorbereitung auf das Spiel gegen Mainz am Sonntag beginnt, soll er, wie auch André Hahn, ebenfalls ein Kämpfertyp, wieder ins Training einsteigen. Das nährt die Hoffnung, dass Martin Stranzl bald zurückkehrt - als wichtiger Stützpfeiler und Vorkämpfer. Denn ein solcher hat vor allem gefehlt beim bösen 0:4 beim BVB. Einer, der dagegen hält (das ist seine Spezialität) und nicht einfach alles geschehen lässt, einer, der die anderen mit klaren Ansagen aus der Lethargie reißt, einer, der klar sagt: So geht das nicht, Jungs!"

Dabei hat Stranzl seinen Mitspielern durchaus einen Leitfaden für den Bundesliga-Auftakt an die Hand gegeben: in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Samstag. Da sagte Autofan Stranzl nicht nur, dass er ein bisschen oldschool ist ("Ich vermisse die Zeit, wie sie früher war bei den Autos und ein bisschen auch beim Fußball"), im Auto "Lieder von früher im Kassettenradio hört", um sich zu entspannen, und, dass - sowohl bei Autos als auch beim Fußball - das "Eigentliche immer mehr in den Hintergrund" trete: zu viel Technik im Auto, zu viel ständige Plapperei in den sozialen Netzwerke im Fußball, zu wenige originäre Erfahrungen, zu wenig Drang, selbstständig zu sein.

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Stranzl erklärte auch, was wesentlich für den Erfolg im Fußball ist: "Ich sage oft: Suche den Zweikampf. Egal, ob du ihn gewinnst oder verlierst, zumindest hast du den Gegner zu einer Aktion gezwungen", so Stranzl. Angesichts der Körperlosigkeit, die Fernsehkommentator Marcel Reif und der Ur-Borusse Berti Vogts, einst wie Stranzl einer der robusten Art, den Borussen in Dortmund attestierten, klingen Stranzls Aussagen im Rückblick nahezu wie eine Analyse des Spiels - und wie ein Ratgeber, es künftig anders zu machen. Denn: "Wenn man so körperlos spielt, ist das kein Fußball", stellte Vogts klar.

Tatsächlich warteten die beiden defensiven Viererketten, die Gladbach in Dortmund formierte, nur ab und ließen den BVB ungehindert schalten und walten. Stranzls Sache wäre das nicht gewesen. "Mit ist einer tausendmal lieber, der den Zweikampf sucht, als einer, der passiv ist, keine Entscheidung trifft und nur nebenherläuft", sagte er. Eben das taten seine Kollegen am Samstag. Weswegen es kaum verwunderlich war, dass sie keinen Zugriff auf das Spiel bekamen. Und es war auch keiner da, der eingriff, als sich das Team kollektiv in die Niederlage fügte und kopflos wirkte. In solchen Situationen tut einer wie Stranzl, der auch mal unangenehm sein kann, gut. Er gibt Kommandos und kann aufgrund seiner Routine situativ auch kleine taktische Korrekturen vornehmen. Das sieht er auch als seine Aufgabe an: "Man muss als Abwehrspieler viel coachen im Verbund mit den Kollegen", sagte er.

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Das tat er auch bei seinem bislang letzten Pflichtspiel, dem 2:0 in München. Da mahnte er gemäßigtes Risiko an. In Dortmund hätte er wohl das Gegenteil angeordnet: mehr Mut, dem BVB Paroli zu bieten. Dortmund ist aber vorbei. Nun kommt Mainz. Ob Stranzl bereit ist bis Sonntag, ist offen. Seine Ratschläge jedoch, die können so oder so hilfreich sein.

(RP)
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