Brasilianer trifft wieder Raffael ist wichtig für Borussias Geist

Mönchengladbach · Schon zweimal bereitete der Brasilianer in Spielen zwischen Gladbach und Schalke zwei Runden vor Schluss das entscheidende 1:0 vor.

Raffael (l.) und Jonas Hofmann bejubeln den Treffer des Brasilianers gegen den VfL Wolfsburg.

Raffael (l.) und Jonas Hofmann bejubeln den Treffer des Brasilianers gegen den VfL Wolfsburg.

Foto: dpa, mb soe

Nach mehreren Verletzungspausen zeigt Raffael wieder, wie wichtig er für die Borussia ist. Dennoch müssen die Planungen für die kommende Saison auch mit einem Ersatz für den "Maestro" beinhalten.

Es sah so einfach aus. Doch wer sich die Szene noch einmal anschaut, der erkennt, wie dicht das Geflecht aus Beinen war, das Raffael mit seinem Schuss gegen den VfL Wolfsburg überwinden musste. Der Mann, den seine Kollegen voller Hochachtung für seine Spielkunst "Maestro" nennen, fand den Weg durch das Dickicht und traf vorentscheidend zum 2:0 (Endstand 3:0).

Nach seinem Tor jubelte Raffael auffällig ausgelassen. Es war spürbar, dass dieses Tor, sein achtes in der aktuellen Spielzeit, ihm viel bedeutete. Schließlich war es erst das zweite in diesem Jahr, das für ihn lange Zeit vor allem schmerzhaft war. Denn seine Wade tat weh und hielt ihn wochenlang von der Arbeit ab.

Nur 24 Spiele hat Raffael in dieser Bundesliga-Saison gemacht - aber acht Tore. Damit ist der 33-Jährige der zweitbeste Gladbacher Torschütze hinter Thorgan Hazard, der neunmal getroffen hat. Doch sei die These erlaubt: Wäre Raffael nicht so oft ausgefallen, vor allem in der Rückrunde, hätte er eine zweistellige Bilanz. So aber war der Treffer gegen Wolfsburg erst der erste seit dem in Köln beim Auftakt der Rückrunde. Im Gegensatz zum Derby jedoch trug er nun mit seinem Tor zum Sieg der Borussen bei. Entsprechend zufrieden wirkte Raffael danach.

Das ist er vor allem, weil er sich wieder richtig gut fühlt. Nach seinem ersten Comeback in Stuttgart am 11. Februar kam der Schmerz schnell zurück, er musste erneut pausieren. Beim 3:3 gegen Hoffenheim über einen Monat später gab es die nächste Rückkehr, es folgte ein weiterer Kurzauftritt in Mainz, seitdem spielt Raffael voll mit. Gegen Wolfsburg war er indes erstmals richtig präsent und aggressiv. Das zeigte seine Auseinandersetzung mit Maximilian Arnold, dem er ins Gesicht langte und ihn dann noch trat. Da hatte der "Maestro" Glück, dass er nicht gleich die nächste Zwangspause verordnet bekam wegen eines Platzverweises.

In der Szene war er mal außerhalb seines eigentlichen Tätigkeitsbereiches als fußballerischer Inspirator unterwegs. Als solcher ist er bereit, um die letzte Europa-Chance, die durch Frankfurts Niederlage gegen Berlin wieder ein kleines bisschen größer geworden ist, zu kämpfen.

Dass er auch als ältester Borusse noch sehr wichtig ist für den Geist des Teams, ist unbestritten. Doch auch Raffael weiß, dass seine Nachfolge so langsam ein Thema ist, wenn sich Sportdirektor Max Eberl und Trainer Dieter Hecking jetzt über die Zukunft Borussias unterhalten. Alternative Angriffskonzepte mit "echten" Stürmern werden zumindest angedacht.

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Raffaels Vertrag läuft bis 2019. Spätestens ab dem Sommer wird es auch darum gehen, ob er noch ein Jahr dranhängt oder nicht. Er ist der Prototyp der hängenden Spitze, vor allem aber ist er ein Spieler, der jederzeit den Unterschied machen kann. Deswegen hat er zu Recht seinen Platz im Team. Doch in den letzten beiden Spielzeiten fehlte er eben auch öfter.

Dass dies in der neuen Spielzeit vorab einkalkuliert wird bei der Kaderplanung, ist sinnvoll. Dass es aber eine fixe Planstelle für Raffael im Team der neuen Saison gibt, ist keine Frage. Und auch nicht, dass es, wenn noch etwas geht mit Europa, nur mit und über einen starken Raffael gehen wird. Dass er "on Fire" ist, hat er gegen Wolfsburg nachgewiesen. Aus Borussen-Sicht ist die Fortsetzung am Samstag auf Schalke erwünscht. Ein Sieg bei Raffaels Ex-Verein wäre sehr hilfreich für die Borussen, es wäre ein lautes Ausrufezeichen.

Ein Spiel, in dem es um Europa-Plätze geht, gab es in der jüngeren Vergangenheit zweimal am 32. Spieltag zwischen Schalke und Gladbach - und in beiden Fällen war Raffael der Vorbereiter des entscheidenden Tores. 2013 legte er Julian Draxler das Schalker Siegtor im Borussia-Park auf, Blau-Weiß wurde Vierter, Borussia Achter. 2014 war es Gladbachs Patrick Herrmann, der von der Vorarbeit des Brasilianers profitierte und Borussias 1:0-Erfolg auf Schalke sicherstellte. Das war der bislang letzte Sieg in der Gelsenkirchener Arena, damit machte Gladbach einen wichtigen Schritt gen Europa.

Eine Wiederholung dieser Konstellation von 2014 würde Raffael gefallen: erst ein Sieg bei S04 mit zumindest einem Assist seinerseits und am Ende der Sprung ins internationale Geschäft.

(kk)
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