Mönchengladbach Raffael drückt heute Abend Brasilien die Daumen

Mönchengladbach · Aber Borussias Brasilianer würde sich auch freuen, wenn Deutschland, seine zweite Heimat, ins WM-Finale einzieht.

Nein, Raffael wird heute Abend kein Brasilien-Trikot tragen. Das ist nicht sein Ding. Aber er wird fiebern für das Team seines Landes, natürlich. Er wünscht sich ein Weltmeisterschafts-Finale gegen Argentinien, den großen Rivalen. "Das ist der Traum aller Brasilianer", sagt der 29-Jährige, der in der vergangenen Saison bester Torschütze der Borussen war. Nicht wenige sagten danach, Brasiliens Trainer Felipe Scolari hätte ihn besser nominiert für das Weltturnier. Und wer Brasilien bei dieser WM zuschaut, der kann verstehen warum. Denn brasilianisch spielt der Rekordweltmeister nicht wirklich. Und Raffael ist einer, der ein Spiel inspirieren kann, einer, der die feine Klinge bevorzugt. "Natürlich habe ich davon geträumt, bei der WM in meinem Land für Brasilien zu spielen. Aber es hat nicht geklappt", sagt Raffael.

Dabei war er trotzdem bei der WM. Er war im Urlaub daheim in Fortaleza, seiner Heimatstadt. "Die WM ist toll, die Stimmung in Brasilien ist fantastisch. Ehrlich gesagt wäre ich gern bis zum Ende des Turniers dort geblieben", sagt Raffael. Doch die Arbeit rief ihn vorzeitig zurück, seit einer Woche läuft Borussias Saisonvorbereitung. Aber bis dahin hat Raffael die WM genossen.

Zwei Spiele hat er sich angeschaut, auch das der deutschen Mannschaft gegen Ghana (2:2). Damals wusste er noch nicht, dass er dabei Brasiliens Halbfinal-Gegner inspiziert. Heute um 22 Uhr geht es los. Raffael wird daheim vor dem Fernseher sitzen - in einer komfortablen emotionalen Konstellation. Genau genommen kann er nicht verlieren. "Ich bin Brasilianer, daher drücke ich Brasilien die Daumen. Aber ich freue mich auch, wenn Deutschland gewinnt", sagt er.

Dafür gibt es zwei Gründe. Der eine ist Christoph Kramer, sein Teamkamerad, der zum DFB-Aufgebot gehört. "Es ist toll für ihn, dabei zu sein. Ich hoffe, er kommt noch öfter zum Einsatz", sagt Raffael. Grund Nummer zwei: Deutschland ist seine zweite Heimat geworden. Erst war es Berlin, nun ist es das Rheinland. Raffael lebt mit seiner Familie in Meerbusch, sein Arbeitsplatz ist der Borussia-Park, und da fühlt er sich wohl. Das kann man sehen, wenn man ihn spielen sieht. Raffael ist ein Spaßfußballer - aber er betreibt den Spaß sehr ernsthaft. Darum ist er ein Lieblingsschüler von Lucien Favre, seinem Trainer.

Brasiliens liebster Fußballer wird heute fehlen: Neymar. "Ich hoffe, dass wir ihn ersetzen können. Aber wir haben einen guten Kader", sagt Raffael. Dass es wenig Fußballzauber zu sehen gibt von Scolaris Team, stört ihn nicht. "Es geht nicht darum, zu zaubern, sondern darum, erfolgreich zu sein", sagt Raffael. Da spricht der deutsche Teil von Borussias Brasilianer.

(RP)
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