Borussia Mönchengladbach Herrmann schießt Borussia ein Stück näher an die Königsklasse
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Borussia Mönchengladbach selbst kommt neun Spieltage vor Saisonende derweil schon eher als Oberklassewagen daher. Und mit Auftritt und Ertrag beim 2:0 gegen Hannover 96 kam die Mannschaft von Trainer Lucien Favre auch der Oberklasse des Europapokals wieder ein Stück näher. Aktuell weist Gladbach nämlich fünf Punkte Vorsprung auf Rang fünf auf, den ersten Nicht-Champions-League-Platz.
Spielerisch ging das, was die Borussen gegen allzu biedere und ob der Negativserie der Rückrunde (neben Stuttgart als einziges Team noch ohne Sieg) spürbar verunsicherte Hannoveraner vom Anpfiff weg an den Tag legten, dann auch weit über die Basisausstattung hinaus. Stattdessen gab es jede Menge Extras. Spielerische Sonderausstattung. Gegen einen Kontrahenten, der den Ball ob der Gladbacher Dominanz nur in Ausnahmefällen sein Eigen nennen durfte und die gegnerische Hälfte nur vereinzelt betrat, zogen die Hausherren ein druckvolles und variables Offensivspiel auf. Mit Geduld und oft genug technisch einwandfreien Kombinationen fanden die Borussen immer wieder den Weg durch die beiden dicht gestaffelten Viererketten der 96er. Es gab Torchance auf Torchance.
Patrick Herrmann traf ganz früh den Pfosten (stand allerdings dabei im Abseits), der überragende Granit Xhaka und ein erneut deutlich formverbesserter Brasilianer Raffael verzogen ihre Abschlüsse denkbar knapp. 74 Prozent Ballbesitz, 93 Prozent Passgenauigkeit und 13 Torschüsse konnten die Borussen zur Halbzeit ihr Eigen nennen, und kurz vor selbiger ging Favres Mannschaft dann auch doch noch — und wohl so verdient wie selten in der Vereinshistorie — in Führung: Der Belgier Thorgan Hazard drosch von halb rechts einen Ball scharf und flach vors Tor, und am zweiten Pfosten stand Herrmann goldrichtig und bugsierte den Ball ins Tor. Es war sein siebtes Tor in dieser Saison, und es ist das erste Mal, dass Borussias Eigengewächs auf so viele Treffer in einer Spielzeit kommt.
Treffer Nummer acht hätte nach gut einer Stunde zwingend folgen müssen, doch Herrmanns Abschluss aus kürzester Distanz parierte Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler genauso bravourös wie danach Max Kruses Versuch aus spitzem Winkel. Bei aller Überlegenheit war es also dann doch wie so oft in dieser Spielzeit: Weil aus vielen Möglichkeiten nur dieses eine Tor resultierte, hielt Borussia selbst einen deutlich unterlegenen Gegner im Spiel. Allerdings war die Unterlegenheit des Gegners diesmal so frappierend, dass das Zittern im Borussia-Park nicht bis zum Abpfiff dauerte: Eine Viertelstunde vor Schluss holte Herrmann sein achtes Saisontor nach. Und diesmal konnte er nicht scheitern, denn nach einem weiteren sehenswerten Angriff und einer feinen Vorarbeit von Kruse musste Herrmann den Ball nur noch über die Linie ins leere Tor drücken.
Hannover ging ohne den gesperrten und als potenzieller Neuzugang in Mönchengladbach gehandelten Kapitän Lars Stindl über 90 Minuten quasi jede Qualität im Angriffsspiel ab, so dass Borussia die wenigen Ballverluste im Vorwärtsgang umgehend wieder korrigieren konnte. Während damit die Luft für Hannovers Trainer Tayfun Korkut immer dünner wird, freuen sie sich in Mönchengladbach schon auf den Hit am kommenden Sonntag beim FC Bayern München. Ein Duell aus der Kategorie Oberklasse der Bundesliga.