Bewegender Jubel des Ur-Borussen Einen wie Herrmann braucht jeder Verein

Meinung · Patrick Herrmann ist kein Stammspieler mehr bei Borussia und wird es vielleicht nie mehr werden. Aber Profis wie er sind unverzichtbar für einen Verein mit Gladbachs Geschichte. Das zeigte sich wieder einmal im Jubelrausch von Madrid.

 Unbändiger Jubel: Patrick Herrmann nach Borussias Qualifikation fürs Achtelfinale der Champions League.

Unbändiger Jubel: Patrick Herrmann nach Borussias Qualifikation fürs Achtelfinale der Champions League.

Foto: AP/Bernat Armangue

Vor neun Jahren hat Borussia Mönchengladbach die Relegation überstanden, Patrick Herrmann war damals 20 Jahre alt, heute ist er 29. Am Mittwoch hat er den ganz großen Bogen gespannt, er war mit dabei, als Borussia erstmals das Achtelfinale der Champions League erreichte.

Patrick Herrmann: Das stolze Eigengewächs von Borussia Mönchengladbach
22 Bilder

Das ist Patrick Herrmann

22 Bilder
Foto: Dirk Päffgen

Fünf Minuten hatte Herrmann gespielt, sein 345. Pflichtspieleinsatz für Gladbach, mit dem er den 2019 verstorbenen früheren Kult-Stürmer Hans-Jörg Criens endgültig überholt hat. Herrmann belegt nun Platz neun der Rekordspieler-Rangliste. Noch vier Einsätze und er holt Günter Netzer ein, vielleicht beim Gastspiel in seiner saarländischen Heimat im DFB-Pokal gegen die SV Elversberg. Danach wäre erst einmal Ruhe, weil Christian Hochstätter auf Platz sieben 391 Spiele gemacht hat. Aber bis 2022 läuft Herrmanns Vertrag, die aktuelle Saison ist noch lang, die 400 könnte fallen.

Champions League 20/21: Wie Borussia Mönchengladbach sich fürs Achtelfinale qualifizierte.
8 Bilder

Borussias Weg ins Achtelfinale

8 Bilder
Foto: Ja/Christian Verheyen/Borussia

Und selbst wenn er noch einmal verlängern müsste, wer zweifelt daran, dass Herrmann als Ur-Borusse auf ewig weitermachen wird, ja weitermachen muss? Wenn Herrmann vor Freude ausflippt wie in Madrid, dann sieht man ihn zwangsläufig im Zeitraffer der vergangenen Jahre ausflippen: bei seinem ersten Doppelpack in Leverkusen 2010, nach der Relegation 2011, nach seinen Toren gegen den FC Bayern 2012, nach der Qualifikation für die Champions League 2015, nach jedem Derbysieg, nach dem Sprung an die Tabellenspitze im vergangenen Jahr, und nun eben nach dem ersten Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse. Und das als Eigengewächs aus dem Fohlen-Internat.

Sehen Sie hier den Jubel in Madrid:

Die Gewissheit, dass er diesen Klub nicht mehr verlassen wird, vermischt sich schnell mit dem Gefühl, dass die Zeitenwende von 2011 für immer relevant bleiben wird bei Borussia. Solange Herrmann mit Tony Jantschke im Kader steht und solange Max Eberl Manager ist, teilt Igor de Camargos Tor im ersten Relegationsspiel gegen Bochum den Verein in ein Davor und Danach.

Nach Einsatzminuten belegt Herrmann nur Rang 31, zwischen Filip Daems und Stefan Effenberg. Lediglich in 48 von 345 Partien hat er durchgespielt. Aber niemand käme auf die Idee, seine Leistungen und Verdienste kleinzureden. Er vertritt in den Top Ten die erfolgreiche Neuzeit.

2019 kam es beinahe zur Trennung, doch Herrmann fing unter Trainer Marco Rose noch einmal neu an. Auch Rose wird gewusst oder zumindest mitgeteilt bekommen haben, dass er einen wie Herrmann braucht. Jeder Verein braucht einen Herrmann, weil er den Fans das Gefühl gibt, er hüpfe nicht nur für sie wie ein Flummy über den Rasen in Madrid, sondern sie würden selbst dort hüpfen. Schauen Sie sich den Jubel der Livestream-Borussen an, achten Sie nur auf Herrmann und seien Sie glücklich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort