Borussia Mönchengladbach Oscar Wendt und Havard Nordtveit bieten sich an

Fussball · Der schwedische Linksverteidiger erzielte bei Borussias 4:1 gegen Braunschweig das erste Tor und bekam ein Lob von Trainer Lucien Favre. Der Norweger wird wohl in Augsburg den gesperrten Schweizer Granit Xhaka ersetzen.

Havard Nordtveit hat wohl Planungssicherheit, Oscar Wendt muss abwarten, was Lucien Favre entscheidet. Der Norweger Nordtveit wird am Freitag beim FC Augsburg wohl erstmals in dieser Saison zur Startelf der Borussen gehören. Denn sein Konkurrent im defensiven Mittelfeld, Granit Xhaka, handelte sich beim 4:1 gegen Eintracht Braunschweig die fünfte Gelbe Karte ein und ist nun gesperrt.

Damit hat er den Weg freigemacht für Nordtveit. Wendt muss sich gedulden. Wenn Filip Daems, der Hüftbeschwerden hat, wieder fit ist, wird Favre wohl erst kurzfristig entscheiden, wer links verteidigt. Beide Nordlichter nutzten indes das Spiel gegen den Aufsteiger, um sich anzubieten.

Wendt spielte 90 Minuten — und das "gut", wie Favre lobte. Wendts entschlossene Aktion, die das wichtige 1:0 brachte, imponierte dem Trainer. Er hat nun zumindest die Hoffnung, dass "die Chance, dass ich spiele, jetzt größer ist als vor dem Spiel". Auch Nordtveit durfte schon mal vorspielen, weil Favre Xhaka vorzeitig herausnahm (76.), wohl auch, um keinen Platzverweis zu riskieren. So kam Nordtveit zu seinem 100. Bundesligaspiel, von denen er aber 19 für den 1. FC Nürnberg machte. Gleichwohl war es sein 100. Pflichtspiel für Gladbach. Fast hätte er sein Jubiläum mit einem Tor gewürzt, doch sein Freistoß knallte an den Pfosten. "Schade, ich hätte gern in meinem 100. Spiel ein Tor gemacht", gestand Nordtveit.

"Man will immer spielen"

Er grinste beredt, als er gefragt wurde, ob sein Schuss nicht auch getrieben war von einigem Frust über das Bankdrücker-Dasein der vergangenen Wochen. Auch Wendts Tor dürfte von solcher Energie angefeuert worden sein, denn er hatte bis Freitag gerade mal zwei Minuten auf dem Feld gestanden. "Natürlich", sagten beide, "will man als Fußballer immer spielen." Und für beide kam die Versetzung auf die Bank eher überraschend.

Nordtveit fehlte in den vergangenen beiden Spielzeiten kaum einmal, und Wendt hatte sich eigentlich vorgenommen, "alle Spiele zu machen". Wie Nordtveit hatte er sich auferlegt, hart zu arbeiten, statt zu klagen. Und bereit zu sein, wenn die Gelegenheit, sich zu zeigen, kommt. Nun haben beide einen wichtigen Schritt gemacht.

"Oscar hat seine Chance genutzt", sagte Lucien Favre. "Es ist natürlich immer gut, wenn ein Spieler, der sich zeigen will, etwas macht", so der Schweizer. Damit meinte er vor allem Wendts Tor (22.), mit dem der Schwede Borussia die Arbeit gegen den massiv defensiven Gegner aus Niedersachsen deutlich leichter machte. Wendt war froh, dass er sich mal wieder über die volle Distanz zeigen konnte. "Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Es ist wichtig für mich, mal wieder 90 Minuten zu spielen, physisch und mental", sagte Wendt.

Balance zwischen Offensive und Defensive

Favre wird, so Daems fit wird, nun abwägen, ob die größeren Offensivqualitäten von Wendt oder die defensive Sicherheit, die der Kapitän bietet, eher zu seinem Plan für das Spiel in Augsburg passt. Es wird auch da wieder um die Balance zwischen offensivem Spektakel und geduldigem Spiel gehen, wie Sportdirektor Max Eberl sagte. Für diese Ausgewogenheit wird in Augsburg auch Havard Nordtveit verantwortlich sein in der zentralen Position vor der Abwehr, dann wohl zusammen mit Christoph Kramer, der bislang stets mit Xhaka die Doppelsechs bildete.

Nordtveit hat zuletzt einige Pluspunkte eingesammelt im Training, er hat den Rückstand, den er hatte wegen der Teilnahme an der U21-Europameisterschaft, offenbar aufgeholt. Er wirkte während der 15 Minuten, die er gegen Eintracht Braunschweig mitmachte, aufgeräumt, sicher und entschlossen. Wie Wendt neigt er aber zuweilen dazu, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Borussias Kader erlaubt jedoch inzwischen keine Nachlässigkeiten mehr. Sportdirektor Max Eberl konstatierte nach dem Sieg gegen Braunschweig, dass "wir Ausfälle kompensieren können". Granit Xhaka stellte zuletzt fest, dass "wir keine Stammelf haben". Nun hat er sich mit seiner ausgeprägten Gelb-Sucht (fünf Karten in sechs Sspielen) selbst aus dem Team katapultiert. Den Konkurrenten kommt so etwas entgegen. Es ist die Chance, auf die sie warten müssen.

(RP)
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