Borussia Mönchengladbach Ohne acht Profis und mit den Fans ins Pokalfinale

Mönchengladbach · "Wenn man Unruhe spürt im Stadion, ist das ein Vorteil für die Gästemannschaft", hat Max Eberl auf der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalhalbfinale gegen Frankfurt gewarnt. Borussias Manager spielte indirekt auf die Stimmung im Bundesligaspiel gegen Dortmund an.

 Josip Drmic geht nach dem Spiel in Hamburg enttäuscht vom Platz. (Archiv)

Josip Drmic geht nach dem Spiel in Hamburg enttäuscht vom Platz. (Archiv)

Foto: dpa, dan hak

Dieter Hecking will sich nicht beklagen, zumindest nicht öffentlich vor dem DFB-Pokalhalbfinale gegen Eintracht Frankfurt. Zu den sieben Spielern, die bereits am Wochenende gegen Borussia Dortmund gefehlt haben, gesellt sich noch einer hinzu. Josip Drmic ist am Knie verletzt, eine genaue Diagnose soll es erst nach weitergehenden Untersuchungen geben. Der 24-Jährige hatte sich gegen den BVB beim Warmmachen in der Pause verletzt. Für Raffael, Thorgan Hazard und Fabian Johnson reicht es ebenfalls nicht, für Christoph Kramer und Tony Jantschke sowieso nicht. Marvin Schulz und Mamadou Doucouré fehlen schon seit Saisonbeginn.

"Erstmal ist es schade für die Spieler, die nicht zur Verfügung stehen", sagte Hecking. "Wir können es nicht ändern. Augen zu und durch. Die 18, die im Kader stehen werden, werden alles tun, um ihren verletzten Kollegen das Finale zu ermöglichen." Allerdings ist Gladbach wieder einmal an dem Punkt angelangt, an dem gar nicht im Vorhinein klar ist, wer die 18 Kaderplätze einnimmt. Da in Drmic noch ein Offensivspieler fehlt, dürften Ba-Muaka Simakala oder Djibril Sow nachrücken. Oder Kwame Yeboah aus der U23 bekommt als richtiger Mittelstürmer seine erste Kadernominierung. Viel Wechselpotenzial im Vergleich zum 2:3 gegen Dortmund hat Hecking also nicht, nur Laszlo Bénes und Patrick Herrmann sind realistische Reinkomm-Kandidaten. Sie wurden am Samstag bereits eingewechselt, machten ihren Job jeweils ordentlich.

In einer anderen Verfassung im Vergleich zum Wochenende sollen sich auch die Zuschauer präsentieren. Sportdirektor Max Eberl ließ indirekt durchblicken, dass er nicht nur mit den Pfiffen gegen Mo Dahoud unzufrieden war, sondern mit der Atmosphäre im Allgemeinen. "Wir brauchen die Leute. Für mich ist das Publikum der zwölfte Mitspieler, das darf nicht blockierend oder erdrückend sein", sagte Eberl und erinnerte an die Relegation gegen den VfL Bochum vor sechs Jahren. "Da hatten wir in der 65. Minute Riesenprobleme, weil uns Bochum als Zweitligist das Leben richtig schwer gemacht hat. Doch die Zuschauer sind aufgestanden, haben geklatscht und uns unterstützt. Mit Pfiffen und Unruhe wären wir damals vielleicht abgestiegen."

Tatsächlich gilt jene Partie bis heute als Paradebeispiel für die positive Wirkung der Fans. Noch in der Nachspielzeit peitschte das Publikum Borussia nach vorne, mit dem letzten Angriff gelang in der 93. Minute der legendäre Siegtreffer durch Igor de Camargo. "Wenn man Unruhe spürt im Stadion, ist das ein Vorteil für die Gästemannschaft", sagte Eberl. Den will Borussia mit 47.000 Gladbach-Fans im Rücken im Vergleich zu etwa 7000 Frankfurtern auf keinen Fall abgeben.

Trainer Hecking indes wollte "die Pfiffe gegen Mo nicht zu hoch hängen". "Dass das Spiel insgesamt nicht so gut lief, hat sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen. Generell halte ich nichts davon, aber es waren auch nicht tausende Fans, die gepfiffen haben", sagte der 52-Jährige. Hecking könnte der vierte Trainer werden, der mit zwei verschiedenen Klubs den DFB-Pokal gewinnt, doch so weit will er noch nicht denken. Auch seine Spieler will er lieber dazu anstacheln, sich den Traum selbst zu erfüllen, als lange Geschichten über seine Erlebnisse mit dem VfL Wolfsburg vor zwei Jahren zu erzählen. "Am besten, sie fühlen es selber. Das kann man nicht beschreiben", sagte Hecking.

Für Borussia geht es am Dienstag auch darum, dafür zu sorgen, dass ihr ein siebter Platz in der Bundesliga mindestens für die Teilnahme an der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation reichen würde. Der sechste ist fünf Punkte weg, der siebte nur drei. Den Weg nach Europa über den DFB-Pokal findet Hecking dennoch etwas leichter, "weil wir es selbst in der Hand haben". Die alte Devise vom Pokal, der eigene Gesetze hat, spezifizierte der Trainer mit Blick auf die Vorschlussrunde, das Finale vor dem Finale: "Halbfinalspiele haben ihren besonderen Charakter. Selbst Bielefeld hat sich etwas gegen Wolfsburg ausgerechnet als unterklassiges Team vor zwei Jahren", sagte Hecking und hofft wie Eberl auf Hilfe von den Zuschauerrängen: "Wir haben natürlich den Heimvorteil, den wollen wir mit den Fans im Rücken nutzen."

(jaso)
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