Hahn Richtig. Aber ich bleibe lieber beim norddeutschen Moin. Ich bin da heimatverbunden.

Ihre Heimat ist Otterndorf in Niedersachsen — künftig arbeiten Sie aber in Mönchengladbach. Sie sind schon auf Wohnungssuche. Es hätten auch Dortmund, Schalke oder Leverkusen sein können. Warum Gladbach?

Hahn Ich hätte vielleicht anderswo mehr Geld verdienen können, doch das steht nicht im Vordergrund. Die Verantwortlichen bei Borussia haben mich überzeugt. Wir hatten intensive Gespräche und ich bin mir sicher, dass ich zu Borussia passe und der Klub zu meiner Art Fußball zu spielen passt. Ich finde, Gladbach ist für mich der nächste logische Karriereschritt.

Ihre Karriere ist bislang nicht in typischer Weise verlaufen.

Hahn Ich bin nicht den normalen Weg gegangen. Beim Hamburger SV war nach zwei Jahren Schluss, auf Umwegen bin ich dann in Offenbach gelandet und schließlich beim FC Augsburg. Es war schon eine Überraschung für mich, als mich Augsburg Sportdirektor Stefan Reuter im Januar 2013 anrief und sagt, sie wollen mich haben. Die Bundesliga hatte ich damals gar nicht auf dem Plan.

Haben Sie lange überlegt, als die Anfrage aus Gladbach kam?

Hahn Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich wusste sofort, dass Borussia ein interessanter Verein ist. Es ging mehr um die Frage, ob es der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt sei. Die Entscheidung fiel zwischen Augsburg und Gladbach. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt und glaube, dass ich in Gladbach gute Perspektiven habe mit dem Verein, dem Team und dem Trainer.

Welche Rolle spielte Gladbachs Trainer Lucien Favre bei der Entscheidungsfindung?

Hahn Eine große Rolle. Es war mir wichtig, ihn in den Gesprächen kennenzulernen, er ist ja schließlich ab Sommer mein Chef. Die Gespräche mit ihm waren sehr gut, mir gefällt sein Ansatz, er passt zu mir. Ich habe mich auch mit Raul Bobadilla unterhalten, der kennt Lucien Favre aus seiner Zeit bei Borussia. Raul hat mir gesagt: Favre wird dir helfen, er ist gut für junge Spieler.

Die Atmosphäre im Borussia-Park haben Sie ja schon kennengelernt, zuletzt haben Sie dazu beigetragen, dass Augsburg 2:1 in Gladbach siegte.

Hahn Die Atmosphäre in Augsburg ist auch sensationell. Aber in Gladbach ist es noch mal eine Nummer größer. Ich freue mich auf den Borussia-Park — vielleicht auch auf internationale Spiele.

Sie sind in Augsburg auch Nationalspieler geworden. Beim Länderspiel gegen Chile gehörten Sie zum DFB-Aufgebot. Träumen Sie von der Weltmeisterschaft?

Hahn Darüber mache ich mir keine großen Gedanken. Aber ich weiß, dass es passieren kann, dass ich nominiert werde. Das wäre natürlich ein Traum. Eine WM in Brasilien ist wundervoll. Ich werde in den letzten Spielen in Augsburg meine Leistung bringen, dann muss der Bundestrainer entscheiden. Wenn es nichts wird mit der WM, wäre das aber kein Weltuntergang. Ich werde dann in Gladbach meine Leistung bringen - und irgendwann kriege ich dann vielleicht wieder meine Chance.

Max Kruse hat im vergangenen Jahr mit Freiburg Borussia den Uefa-Cup weggeschnappt und wurde dann Borusse ohne internationale Spiele. Es könnte bei Ihnen genauso kommen.

Hahn Mönchengladbach hat aktuell sechs Punkte Vorsprung, aber es sind auch noch sechs Spiele. Ich bin noch beim FCA unter Vertrag und werde alles geben, so viele Punkte wie möglich zu holen. Wenn wir dann am Ende vor Mönchengladbach stehen, dann ist es so.

Es wird viel spekuliert, wo Sie bei Borussia spielen werden. Was ist Ihre Lieblingsposition?

Hahn Ich bin sehr flexibel. In Offenbach habe ich im linken Mittelfeld gespielt, dafür war ich auch in Augsburg eingeplant. Ich habe dann aber meinen Platz auf der rechten Seite gefunden. Ich mag beide Positionen.

Sie sind auch ein Kämpfer und ab und an ein wenig hitzig, das zeigen die zehn Gelben Karten. Wie sind Sie privat?

Hahn Eher ein ruhiger Typ, norddeutsch halt. Ich genieße es, mich an den freien Tagen auszuruhen und Kraft für das nächste Training und die Spiele zu tanken.

Sie haben Tattoos auf dem rechten Arm, was bedeuten die?

Hahn Die Tattoos stehen für meine Familie. Meine Familie ist mir sehr wichtig und das wollte ich mit den Tattoos zeigen, sie haben alle eine sehr persönliche Bedeutung.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH