Borussia Mönchengladbach Nach dem Spektakel kommt der Alltag

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach muss im Bundesligaspiel gegen den SC Paderborn in den Normalbetrieb finden.

Borussia Mönchengladbach - FC Sevilla: Einzelkritik
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Borussia - Sevilla: Einzelkritik

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Als feststand, dass die Europatour der Mönchengladbacher Borussen beendet ist, zogen die Fans alle Register. Erst intonierte die Nordkurve das emotionale Rührstück "Die Seele brennt". Dann stellten die Borussia-Freunde klar: "Gladbach ist der geilste Klub der Welt." Und schließlich gab es die Hymne "Die Elf vom Niederrhein". Martin Stranzl, dem Kapitän, war all die Zuneigung, die ihm und den Kollegen zuteil wurde, fast schon "ein wenig unangenehm". Schließlich hatte es ein 2:3 gegen den FC Sevilla gegeben. Damit verpasste Borussia den Sprung ins Achtelfinale der Europa League. Applaus schmeckt in der Niederlage fad.

Doch die Fans haben ein gutes Gespür für den Moment. Sie sahen ein Gladbacher Team, das alles gab und sich von den Widrigkeiten des Abends nicht umwerfen ließ. Niederlagen wie diese sind nicht weniger schmerzhaft, und gern wären die Gladbacher weiter international unterwegs gewesen. Doch das Team von Lucien Favre zeigte, dass es mithalten kann mit europäischen Spitzenteams. Und vor allem zeigte es Herz. Das kommt in der Kurve an.

Warum es gegen den Titelverteidiger nicht reichte, ist leicht zu erklären: Borussia war in beiden Partien spielerisch besser und hatte mehr Torgelegenheiten. Doch in den entscheidenden Momenten waren die Andalusier, die zudem jedes Vorurteil gegenüber südeuropäischen Mannschaften und deren Theatralik bestätigten, cleverer, cooler, abgezockter. Borussia machte wenige Fehler - die nutzte der Gegner brutal aus. "Sevilla hat Erfahrung und weiß genau, was es tun muss", sagte Borussias spanischer Verteidiger Alvaro Dominguez. Immerhin wirkte Borussia im Vergleich zu 2013, als sie gegen Lazio Rom in der Zwischenrunde ausschied, viel reifer. Sie war mit Sevilla auf Augenhöhe. "Aber wir müssen lernen, über 90 Minuten die Konzentration zu halten", sagte Favre.

Nun müssen die Gladbacher lernen, mit dem Scheitern umzugehen. Denn auf den großen Abend in Europa folgt schnell der Alltag Bundesliga. Und nach dem emotionalen Europapokal-Abend gegen den FC Sevilla, dessen Name einen großen Klang im europäischen Fußball hat, kommt der SC Paderborn, der kleine Klub aus der ostwestfälischen Fußball-Provinz, morgen in den Borussia-Park. Größer könnte für die Borussen die gedankliche Umstellung nicht sein. Dass die Erwartung der Fans morgen eine ganz andere sein wird, ist allen Gladbachern klar. Ein 2:3 würde da sicher nicht beklatscht, ganz gleich wie kompliziert Spiele gegen Gegner wie Paderborn bekanntlich sein können. Und die Spieler selbst haben, natürlich, den Anspruch, das Heimspiel zu gewinnen. "Es geht um drei Punkte, und die wollen wir holen", sagte Dominguez. Ob der Gegner nun Paderborn ist oder sonst wer. "Es ist wieder ein Finale für uns, wir wollen Platz drei behalten." Borussia hat die Europatour genossen und will mehr davon. Möglichst in der Champions League. Der Weg dorthin führt auch über Paderborn. "Jetzt müssen wir uns auf die Liga und den Pokal 100 Prozent konzentrieren", sagte Dominguez.

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Trotz allen Lobes - es bleibt ein Kater nach dem Europa-League-Aus. Und es bleiben schwere Beine. Beides muss Gladbach überwinden. "Sevilla ist erledigt, also nicht viel drüber nachdenken", sagte Stranzl. Er verwies darauf, dass das vor zwei Jahren nicht so gut gelang. Nach dem Aus in Rom kam ein Loch. Nun haben die Borussen noch viel vor. In der Liga und im Pokal, den Borussia vor genau 20 Jahren zuletzt gewann. Bislang gab es in dieser Saison noch keinen Liga-Sieg nach Europapokal-Einsätzen. Genug Gründe, das Paderborn-Spiel ernst zu nehmen.

(RP)
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