Wirbel um Top-Talent Wisdom Was Gladbachs Manager am Wechsel eines 13-Jährigen zum FC Bayern stört

Exklusiv | Mönchengladbach · Auch Borussia Mönchengladbach wirbt Talente ab. Deshalb kritisiert Sportdirektor Roland Virkus nicht Mike Wisdoms Wechsel zum FC Bayern im Allgemeinen, sondern vor allem seine Begleiterscheinungen. Wie Borussia mit dem 13-Jährigen geplant hatte.

Borussia Mönchengladbach: Roland Virkus - Manager im Porträt
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Borussias Manager Roland Virkus im Porträt

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Foto: IMAGO/Kirchner-Media/IMAGO/Neundorf/Kirchner-Media

Mike Wisdom ist am 26. September 2008 geboren. Damit hätte das Talent von Borussia Mönchengladbach noch bis zum 11. Oktober 2026 Zeit, um zum jüngsten Bundesliga-Debütanten der Vereinsgeschichte zu werden. Doch so weit wird es nun nicht mehr kommen: Wie „Sky“ zuerst berichtete, wechselt der 13-Jährige im Sommer in die Jugend des FC Bayern München.

Wisdom gilt als eines der größten Sturmtalente Deutschlands. Für Gladbachs U14 erzielte er im C-Junioren-Nachwuchs-Cup diese Saison 25 Tore in zehn Spielen. Am vergangenen Wochenende lief er sogar bereits für den älteren U15-Jahrgang in der Meisterrunde der C-Junioren Regionalliga West auf. Beim 5:0 gegen den TSC Dortmund gelang ihm ein Doppelpack. Wisdoms Potenzial ist unbestritten, und dennoch sorgt der Transfer für Wirbel.

Denn laut „Sky“ schnüren die Bayern ein 300.000-Euro-Paket, von dem allerdings nur rund 20.000 Euro an Borussia gehen werden. Den größten Teil soll als sogenannte „Signing Fee“ und Umzugspauschale Wisdoms Familie einstreichen. Wie Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt, wusste der Verein, dass es das Top-Talent woanders hinziehen könnte. Nun sei Borussia vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Wir haben ihm einen Internatsplatz angeboten, um die Fahrtzeiten zu minimieren“, erklärt Virkus. Doch bei den Summen, die die Seite des Spielers forderte, habe Borussia weder mitgehen können noch wollen.

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Die Heimatklubs der Borussia-Profis

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Foto: Dirk Päffgen

„Solche Deals sind dem deutschen Nachwuchsfußball alles andere als dienlich. Ich finde das geschmacklos“, sagt Virkus. Talente selbst in diesem Alter abzuwerben, sei gar nicht das große Problem, Borussia tue das auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten und mit einem Augenmerk darauf, das Maß zu wahren. „Ich finde allerdings, dass die Qualität der Ausbildung in den Nachwuchsleistungszentren sehr ähnlich ist“, sagt Virkus. Wisdom kam vom MSV Duisburg, er wird bislang von einem Fahrer zum Borussia-Park und wieder nach Hause gebracht. Nun steht der Umzug nach Bayern bevor.

Holt der Rekordmeister einen Jugendspieler aus Gladbach, fällt seit Jahren schnell der Name Sinan Kurt. Der heute 25-Jährige, der gerade wieder vereinslos ist, hatte damals eine U19-Saison absolviert und brachte Borussia immerhin drei Millionen Euro Ablöse. „Trotzdem hat er es nicht dauerhaft zum Bundesligaspieler geschafft“, sagt Virkus.

Er ist der Meinung, dass gerade solche Summen, wie sie nun Wisdoms Transfer zu den Bayern begleiten, hinderlich sein können für die Entwicklung eines Talents. Virkus leitete vor seiner Beförderung zum Geschäftsführer Sport von 2008 an selbst Borussias Nachwuchsabteilung. Sein Nachfolger heißt Mirko Sandmöller.

Bis sich zeigt, ob Wisdom den Sprung zum Profi wirklich schafft, werden noch Jahre vergehen. Und wenn, dann wird Borussias zumindest ein Kapitel auf dem Weg des Stürmers gewesen sein. 

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