Dass Borussia Dortmund in dieser Saison Deutscher Meister wird, bezweifelt niemand mehr. Die Frage ist: Wann macht der BVB es rechnerisch sicher? Am Samstag im Borussia-Park besteht die erste Chance. Nur braucht die Gladbacher Borussia die Punkte noch dringender als der aktuelle Branchen-Primus. Unmöglich ist ein Punktgewinn nicht.

TAKTIK Jürgen Klopps Mannschaft hat das 4-2-3-1-System in den meisten Spielen nahe an der Perfektion umgesetzt. Die Innenverteidigung steht mit Unterstützung der Doppelsechs sehr sicher (nur 18 Gegentore). Die drei offensiven Mittelfeldspieler, die bei gegnerischem Ballbesitz auf einer Linie stehen, sowie die Sturmspitze stören den Gegner früh und erzwingen dank geschickter Raumaufteilung und Pressing viele Ballverluste, die blitzschnell zu Torchancen führen. In der Rückrunde wurden zudem die Außenverteidiger bei Ballbesitz mutiger. Mittlerweile werden viele Tore über Außen vorbereitet.

BESTE SPIELER Chefstratege im Mittelfeld ist Nuri Sahin auf der offensiveren "Sechs". Doch der wechselwillige Deutsch-Türke fällt aus (Ersatz: Antonio da Silva) — das könnte eine entscheidende Schwächung sein. So rückt der 18-jährige Mario Götze noch mehr in den Mittelpunkt. Götze ist Top-Scorer des BVB (sechs Tore, 14 Vorlagen), Lieblingsschüler von Bundestrainer Joachim Löw und kann am Ball fast alles. Im Sturm ist Lucas Barrios gesetzt, sofern er wieder gesund ist. Weitere zentrale Akteure: Innenverteidiger Mats Hummels und der zweite "Sechser" Sven Bender.

LETZTE AUFEINANDERTREFFEN Das Hinspiel gewann Dortmund 4:1, nachdem Gladbach 1:0 in Führung gegangen war. Die Dortmunder spielten Borussia nach dem 1:1 zur Pause locker aus. Das letzte Spiel im Borussia-Park gewann der BVB nach mäßigem Spiel 1:0. Gladbachs letzter Sieg war am 22. September 2006 (1:0 zu Hause). Seitdem gab es fünf Niederlagen und ein Unentschieden.

STÄRKEN Beinahe alle Mannschaftsteile sind stark besetzt. Der BVB erspielte sich die meisten Großchancen in der Bundesliga (250, der Zweite Bayern hat 218, Gladbach nur 156). Und Dortmund lässt die wenigsten Chancen zu. Auswärts holte der BVB mehr Punkte als zu Hause.

SCHWÄCHEN So viele Chancen sich der BVB auch erarbeitet, er nutzt nur einen kleinen Teil davon. Mit 24,8 Prozent ist Dortmund in der Chancenverwertung nur auf Platz 13. Das kostete in der Rückrunde Punkte. Außerdem sind die Innenverteidiger Hummels und Subotic auch immer für einen kapitalen Fehler gut. Die fehlende Abstimmung mit Sahins Ersatz da Silva kann ebenfalls problematisch sein. Während Sahin sich auch gerne in die Viererkette zurückzieht, kennt da Silva nur den Vorwärtsgang. Deutlich wurde: Wenn der BVB schlecht spielte, verlor er auch.

TRAINER Selbst wer sich im Fernsehen und der Zeitung nur die Werbung anschaut, kommt derzeit kaum an Jürgen Klopp vorbei. Der frühere TV-Bundestrainer ist erfolgreich und deshalb vermarktbar. Ihm werden höhere Aufgaben als der BVB zugetraut. Nur: Am Spielfeldrand vergisst der 43-Jährige vor allem gegenüber den Schiedsrichtern gern jegliche Etikette.