Borussia Mönchengladbach Max Kruse ist bereit für den Saison-Endspurt
Fussball · Der Stürmer hat die verloren gegangene Effektivität wiedergefunden: In den letzten vier Spielen war der Borusse an vier Toren beteiligt.
Raffael verteilte nach seiner Großtat Küsschen in die Fernsehkameras. "Das war für meinen Vater, er konnte nicht im Stadion sein", sagte der Brasilianer. Sein 15. Saisontor, das er gegen den Hamburger SV erzielte, war nicht nur ein Selbst-Geschenk zu seinem 29. Geburtstag, den er am 28. März feierte, sondern auch für sein Team ein bedeutungsvolles. "Es war ein wichtiger Moment. Das Spiel stand auf der Kippe, auf beiden Seiten war das Führungstor möglich", sagte Max Kruse, Raffaels Sturmpartner. Kruse war es, der mit einem genialen Pass den Kollegen auf die Reise zum 2:1 schickte. Drei Minuten später fabrizierte Alvaro Dominguez den 3:1-Endstand, nachdem Roel Brouwers einen Eckball verlängert hatte. Absender der Ecke war Max Kruse.
Er und Raffael haben zusammen 25 Tore erzielt und 15 vorbereitet; Raffael hat fünf Assists, Kruse zehn. Damit waren die beiden Sommer- Einkäufe am Gros der 49 Gladbacher Saisontore beteiligt. Während Raffael nahezu stetig lieferte, kam Kruse seine Effektivität neun Spiele lang abhanden. Ebenso lange gewann Borussia nicht. In den letzten vier Spielen aber war der Ex-Freiburger an vier Toren beteiligt: Zwei schoss er selbst, zwei legte er auf. Seine ausgeglichene Bilanz bei den Toren und Vorlagen zeigt: Kruse ist ein mannschaftdienlicher Stürmer. Dass er und Raffael diesen einen genialen Moment gegen den HSV hatten und den einzigen echten Hingucker des Spiels lieferten, freute Kruse. Zudem ordnet er Aktionen wie diese als "wichtig" ein in der Endphase einer Saison. "Es geht nicht mehr nur darum, zu glänzen, sondern auch darum, das Richtige zu tun. Dazu gehört auch, sich zu 100 Prozent in die Zweikämpfe zu werfen", sagte Kruse. Eine Eigenschaft, die man ihm auch in jenen Spielen nicht absprechen kann, in denen bei ihm vor dem Tor wenig geht.
Einer, der ähnlich tickt wie Kruse, ist der Bald-Borusse André Hahn: Ein guter Kicker, der auch beherzt kämpfen kann. Zehn Gelbe Karten sprechen dafür, dass er sich nicht vor Zweikämpfen scheut. In der nächsten Saison spielen die beiden Spätstarter — Kruse kriegte wie Hahn erst auf Umwegen die Kurve Richtung Bundesliga — zusammen, und Kruse freut sich darauf. Hahns Verpflichtung ist auch ein Zeichen für den Rest des Teams, denn der Umworbene scheint bei seinem künftigen Team gute Perspektiven ausgemacht zu haben. Bestenfalls natürlich im Europapokal.
"Es werden spannende Wochen", weiß Kruse. Dass er und die anderen Borussen nun sechs Punkte mehr beisammen haben als Hahn und sein Noch-Klub Augsburg als Achter, will Kruse nicht als sicheres Polster einordnen. "Ob Platz sieben wirklich reicht, weiß ich nicht. Beim Pokal-Halbfinale Dortmund gegen Wolfsburg kann viel passieren", sagte er. Zudem, Kruse grinste verschmitzt, "wollen wir gar nicht Siebter werden, da müssen wir ja viel früher wieder anfangen", sagte er. Der 26-Jährige will also mindestens Rang sechs, den Platz, auf dem die Gladbacher derzeit residieren.
Damit es so bleibt, oder noch besser wird, brauchen die Borussen weitere Tore. Raffael will möglichst am Samstag in Nürnberg seine beeindruckende Bilanz (sechs Tore in den letzten acht Spielen) weiter ausbauen. Und Kruse, der zuletzt nicht mehr zum DFB-Aufgebot gehörte, will weiter effektiv sein, auch, um seine Chance auf eine WM-Nominierung zu wahren.
Das ist Kruses Plan bis Ende Mai: Er will Borussia in den Europapokal schießen und sich selbst ins Team von Bundestrainer Löw. "Es sind noch sechs wichtige Spiele für mich und für die Mannschaft", sagte er. "Und wenn ich so weitermache, wie in den vergangenen Wochen, dann hoffe ich, dass ich eine Chance habe, dabei zu sein". Max Kruse ist bereit für den Saison-Endspurt.
