„Durch die Hintertür“ Eberl bedauert Art des Gladbach-Abschieds und wehrt sich gegen Kritik

Leipzig · Max Eberl arbeitet seit dem 1. Dezember für RB Leipzig. Dass er mit dem Einstieg bei dem Klub die Seiten gewechselt habe, sieht der 49-Jährige anders. In einem Interview nimmt er Stellung zu den Umständen seines Gladbach-Abschieds und seinen Lehren aus dem vergangenen Jahr.

Max Eberl: So ging es mit Gladbach auseinander - FC Bayern nächste Station
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So ging es zwischen Max Eberl und Borussia auseinander

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Foto: dpa/Jan Woitas

Max Eberl bedauert ein knappes Jahr nach seinem Abschied von Borussia Mönchengladbach, dass er den Verein „durch die Hintertür verlassen musste“. „Es schmerzt. Ich habe bestimmt auch Fehler gemacht in diesem Prozess. Damals war ich aber nicht mehr in der Lage, klar zu denken“, sagte Eberl in einem Interview mit dem „Kicker“. „Der größte Schmerz für mich war die Unterstellung des Fanprojektes, ich hätte geschauspielert. Ich bin ein Mensch mit offenem Visier und möchte keine Politik.“

Am 28. Januar 2022 hatte sich Eberl, wie er auf seiner letzten Pressekonferenz erklärte, erschöpft zurückgezogen von seinem Posten als Sportdirektor bei Borussia. Am 1. Dezember begann der 49-Jährige als neuer Sportchef bei RB Leipzig. „Ich habe in diesen zehn Monaten mit professioneller Hilfe sehr viele Erkenntnisse gewonnen, was mit mir passiert ist und wie es dazu gekommen ist. Und jetzt kommt tatsächlich der zweite große Part dieser Reflexion, nämlich die Umsetzung der Erkenntnisse im Alltag“, sagte Eberl über die Erkenntnisse aus seiner Auszeit. „Ich merke jetzt schon, dass das eine große Herausforderung ist und ich aufpassen muss, dass ich nicht wieder in eine solche Tretmühle reinkomme.“ So vereinbare er mit Freunden und Familienmitgliedern feste Besuche oder Telefonate, und er wolle nicht sagen, dass es ihm gut gehe, wenn dem nicht so sei.

Eberl tritt bei RB in die Fußstapfen prägender Personen wie Ralf Rangnick und Oliver Mintzlaff, der jüngst zu einem Geschäftsführer der Firma der Firma Red Bull aufstieg und nicht mehr operativ beim Bundesligisten tätig ist. Als neues Aushängeschild des Klubs sieht Eberl sich jedoch nicht. „Ich bin keine One-Man-Show, sondern war immer Teamplayer. Teamplay ist für mich der Schlüssel zum Erfolg einer Mannschaft und eines Vereins. Ich bin keiner, der nach Macht strebt und fühle mich auch nicht als Sprachrohr oder Gesicht von RB Leipzig“, sagte Eberl.

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Foto: Jens Dirk Paeffgen/Jens Dirk Päffgen (jdp)

Stellung nahm er auch zu den Vorwürfen, die Seiten gewechselt zu haben nach jahrelanger Arbeit bei einem Traditionsklub. „Entscheidend ist, dass ich in den Spiegel schauen kann. Natürlich gab es zum Start in Leipzig finanzielle Möglichkeiten, diesen Verein entstehen zu lassen“, sagte Eberl. „Aber seit dieser Zeit wurden hier extrem viele gute Entscheidungen getroffen und haben sich auch aus der eigenen Kraft und der eigenen Stärke heraus entwickelt.“

Rund um Eberls Unterschrift bei RB kursierten auf Social-Media-Portalen Ausschnitte aus seiner Zeit als Gladbach-Manager, in denen er kein gutes Haar lässt am Projekt RB. Einen Sinneswandel sieht Eberl bei sich aber nicht. „Natürlich hatte ich damals auch polemisch agiert, weil ich mit meinem Verein nicht die Möglichkeiten hatte wie Leipzig, und dass ich damals mit meinem Klub gegen die anderen gefightet habe, mag mir zugestanden werden. Ich habe übrigens auch immer wieder anerkennend über RB gesprochen und betont, dass man in Leipzig nicht nur Geld hat, sondern damit auch Großartiges leistet“, sagte er.

Ähnlich wurden Aussagen von Eberls Antritts-Pressekonferenz in Leipzig diskutiert, als er angemahnt hatte, bei der Kommerzialisierung nicht zu übertreiben im Fußball. Auch hier sieht Eberl keinen Widerspruch zu seiner neuen Tätigkeit. „Nein, denn ich meine mit totaler Kommerzialisierung zum Beispiel die WM in Katar, völlig absurde Ablösesummen und Gehälter, Pokalfinals europäischer Länder in Saudi-Arabien und viele andere Dinge, die nichts mit Fußball zu tun haben. Bei RB, das kann ich schon jetzt so klar sagen, geht es den ganzen Tag um Fußball. Hier dreht sich alles um die Leistungsfähigkeit der Mannschaft und darum, den Fans in Leipzig ein tolles Erlebnis und sportlichen Erfolg zu bieten.“ Vielleicht, so Eberl, gehe es bei RB im Alltag sogar mehr um den Fußball als bei manch anderem Klub mit vielen Nebenschauplätzen.

Zum Auftakt ins neue Jahr empfängt Leipzig am 20. Januar als Tabellendritter den FC Bayern. Im Champions-League-Achtelfinale bekommt es die Mannschaft von Trainer Marco Rose mit Manchester City zu tun und hat auch noch im DFB-Pokal (Achtelfinale gegen 1899 Hoffenheim) die Möglichkeit, den Titel zu verteidigen. Nennenswerte Aktivitäten auf dem Transfermarkt plant RB laut Eberl in der Winter-Periode nicht.

(jaso)
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