Borussias Transfer-Theater Eberl weckt die Begehrlichkeiten selbst

Analyse | Mönchengladbach · Borussias Manager klagt, dass zu viel über den künftigen Aderlass des Teams spekuliert wird. Dabei ist er in Teilen selbst schuld, weil er in den vergangenen Jahren zu gut eingekauft hat.

 Max Eberl

Max Eberl

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Womit Borussia 2021 planen kann: 24,7 Millionen Euro wird sie in der nächsten Saison erhalten aus dem TV-Topf der Deutschen Fußball-Liga. Das ist der Anteil, der den Bundesligisten künftig fix zugesichert ist nach dem neuen Haupt-Prinzip des Verteilerschlüssels namens „Gleichverteilung“, der gut die Hälfte der Erlöse betrifft. Hinzu kommen Gelder aus den Säulen „Leistung“, die auf rund 40 Prozent des Gesamterlöses berechnet wird, „Nachwuchs“ und „Interesse“ (je drei Prozent).

Für Borussia ist die neue Variante, die mehr als zuvor den „Kleinen“ entgegenkommt, zugleich aber den „Großen“ nicht schadet, in Ordnung. Der Klub ist erfolgreich, hat durchaus Output im Nachwuchsbereich und gehört zu den beliebtesten und wertvollsten Marken des deutschen Fußballs.

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Was aber auch dazu führt, dass sich Sportdirektor Max Eberl derzeit ärgert wegen der vielen Gerüchte um mögliche Abgänge im Sommer 2021. Gefühlt alle Topspieler könnten Gladbach dann abhandenkommen, das jedenfalls suggeriert der Blick auf die gängigen Transferspekulationen. Denis Zakaria, Marcus Thuram, Alassane Plea, Matthias Ginter und Nico Elvedi werden fröhlich gehandelt bei diversen Topvereinen. Würden tatsächlich alle gehen, würde Borussia deutlich über 200 Millionen Euro einnehmen.

Der Manager, der Kummer gewohnt ist auf dem Markt der Spekulationen, ist genervt, gibt sich aber gelassen. „Ich habe keine schlaflosen Nächte. Wir haben einen herausragenden Kader, einen Top-Trainer, sind ein guter Verein und wir schauen, was dann im Sommer 2021 passiert“, sagte er zuletzt. Womit einige Argumente aufgezählt wären, die erst mal für Gladbach sprechen.

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Hinzu kommt das Thema Champions League, das die Borussen in dieser Saison besetzen, sportlich und wirtschaftlich als Anreiz. Sollte die Königsklasse auch in der Saison 2021/22 erreicht werden, wäre das erneut ein Faktor bei der Kaderplanung. Weil erstens Geld reinkommen würde und weil zweitens Argumente da wären für die Spieler: In Gladbach kann man sich nicht nur entwickeln, sondern auch auf höchstem Niveau spielen.

Dass Borussia einen oder mehrere Topspieler abgeben wird, ist anzunehmen. Alassane Plea zum Beispiel, der 2021 28 Jahre alt wird und vielleicht nochmal eine neue Herausforderung sucht, oder auch Denis Zakaria, der sich zuletzt nicht über die Saison hinaus geäußert hat, was Borussia angeht, sind Kandidaten. Auch Ginter und Elvedi, wenn ihre 2022 endenden Verträge nicht verlängert werden. Andererseits wissen beide Verteidiger, was sie bei Borussia haben. Auch Marcus Thuram und Florian Neuhaus haben längerfristige Verträge und könnten die Zeit nutzen, um in Gladbach noch zu reifen.

Eberl ist indes gewissermaßen selbst schuld an dem, was ihn nervt: Er hat einfach zu gut eingekauft und Spieler geholt, die nicht nur den nächsten Schritt machen wollten, sondern es auch getan haben. Somit weckt er Begehrlichkeiten mit seinem Qualitätsteam. Letztlich wird es 2021 ein Mix werden: Es wird vermutlich einen Aderlass im Topspielerbereich geben, dann aber auch reichlich Devisen, um den auszugleichen.

Eberl weiß, dass ein Wechselspiel Chance und Risiko zugleich ist, weil es neue Facetten für das Teamgefüge geben kann, es aber auch dauern kann, bis es wieder eine Optimalbesetzung gibt. Gefühlte Tendenz: Es wird einen Umbruch in der Führungsebene des Teams geben, doch keinen radikalen. Ein personell spannender Sommer wird es aber sicher im Gegensatz zum Winter. Da soll es, Eberl und Rose haben es angekündigt, keine Transfers geben.

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