Borussia Mönchengladbach Darum ist Eberl ein Kandidat für den FC Bayern

Mönchengladbach · Matthias Sammer hinterlässt eine Lücke beim FC Bayern. Noch ist unklar, wie groß sie ist und ob der Rekordmeister sie zeitnah schließen will. Dass jetzt der Name Max Eberl fällt, ist auf jeden Fall logisch. Nur dürften die Bayern ihn gar nicht benötigen.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Das ist Max Eberl

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Am besten nähert man sich der Frage im Konjunktiv und stellt sich folgende Konstellation vor: Bei Borussia Mönchengladbach stünde einer der besten Offensivspieler der Bundesliga unter Vertrag und mit ihm hätte sich der Verein von einem chronischen Abstiegskandidaten zu einem Champions-League-Anwärter gewandelt. Diverse Male wäre der Spieler mit renommierten Auszeichnungen versehen worden, Rückschläge hätte er auch schon mit ruhigem Kopf gemeistert, nur die Krönung durch einen Titel würde ihm noch fehlen. Wäre dieser Spieler nicht automatisch einer für den FC Bayern?

Nun hat Borussia als Vierter der vergangenen Saison einige Profis von internationalem Format im Kader. Akute Gefahr, einen davon an die Bayern zu verlieren, besteht momentan nicht. Stattdessen ist Sportdirektor Max Eberl in einen Strudel aus erwartbaren Gerüchten und logischen Verknüpfungen geraten: Sein Name fällt fast überall, wenn es um einen Nachfolger für Bayerns zurückgetretenen Sportvorstand Matthias Sammer geht. Auf Anfrage unserer Redaktion will Borussia das Thema nicht kommentieren.

Bereits im Juli 2015 sickerte die Nachricht durch, dass der FC Schalke heftig um Eberl geworben, dieser allerdings sehr schnell abgesagt hatte. Dass sich ein Jahr später Bayern München Gedanken um Eberl machen soll, passt zum konstanten bis rasanten Wachstum, das Borussia in den vergangenen Jahren hingelegt hat. Eberl muss zwar immer noch jeden Sommer Schlüsselspieler ersetzen, er hat jedoch mit Stolz registriert, dass sich nicht mehr Bremen, Schalke oder Wolfsburg am Niederrhein bedienen, sondern begehrte Borussen vermehrt zu internationalen Branchenführern wechseln — so wie Marc-André ter Stegen zum FC Barcelona oder Granit Xhaka zum FC Arsenal. Eberl skizziert diese Entwicklung gerne in Interviews, als Indiz dafür, dass der Verein oft zwei Schritte nach vorne macht, wenn es mal einen nach hinten geht. Er könnte, wenn er denn wollte, auch einfach über sich selbst sprechen, man dürfte es ihm nicht allzu übel nehmen.

Dass der anhaltende Erfolg nicht nur Spieler und Trainer für die Münchner interessant macht, ist logisch. Im Herbst 2011 warben die Bayern offen um Gladbachs Shootingstar Marco Reus. Trainer Lucien Favre hatten sie gleich zweimal auf dem Zettel als Nachfolger von Jupp Heynckes und Pep Guardiola, wobei nicht klar ist, an welcher Stelle und wie lange Favres Name auf dem Zettel stand.

Reus und Favre haben genau wie Eberl hohe Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten, während sie bei Borussia unter Vertrag standen. Doch nur einer aus dem prägenden Trio besitzt eine Verbindung zu den Bayern, die über die Anziehungskraft des Erfolgs hinausgeht, und das ist Eberl: 1973 in Niederbayern geboren, 1979 in die Jugend des FC Bayern eingetreten, 1991 ein Bundesligaspiel für die Profis gemacht. Die restlichen 103 absolvierte er für den VfL Bochum und Borussia, aber etwas "Mia san mia" fließt noch durch seine Adern. Der Spieler Eberl wäre langfristig keiner für den Rekordmeister gewesen, doch wie realistisch ist ein Engagement als Sportdirektor?

Profivereine stellen sich strukturell höchst unterschiedlich auf. In Mönchengladbach agiert Eberl als eine Art leitender Personalplaner und repräsentiert Borussia medial wie ein Außenminister. In München ist es Michael Reschke, der als Technischer Direktor nach Spielern wie Joshua Kimmich, Kingsley Coman und Renato Sanches sucht. Matthias Sammer war als Sportvorstand kein Außenminister, dafür gibt es Karl-Heinz Rummenige und wird es bald wohl wieder Uli Hoeneß geben. Eher diente Sammer im komplexen Hierarchiegefüge als Staatssekretär im Außen- und Innenministerium.

Sollte sich der FC Bayern entschließen, einen Sammer-Ersatz zu holen, wäre die Nische für Eberl vielleicht gar nicht groß genug. Und dann ist da noch der Mann, von dessen Außenverteidiger-Künsten Eberl nicht einmal zu träumen wagte. Philipp Lahm will noch bis 2018 Fußball spielen. Dann könnte er ins Management einsteigen und langsam ausloten, ob er ein Hoeneß, ein Reschke oder ein Sammer werden will.

Gut möglich also, dass Eberl es ganz anders macht als Reus oder Favre — und noch sehr lange bei Borussia bleibt. Bis 2020 läuft sein Vertrag. Vergangenen Monat hat er Rolf Rüssmann überholt, nur der legendäre Helmut Grashoff war länger Manager, stolze 25 Jahre.

(jaso)
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