Kritik am Ex-Manager Gladbach-Fans mit Plakat-Botschaften an Max Eberl

Leipzig · Neben dem üblichen „Traditionsverein seit 1900"-Banner und dem Trillerpfeifen-„Konzert" in den ersten 19 Spielminuten gab es bei Borussias Spiel bei RB Leipzig eindeutige Banner gegen den früheren Manager Max Eberl.

Plakate der Gladbach-Fans gegen Max Eberl.

Plakate der Gladbach-Fans gegen Max Eberl.

Foto: dpa/Jan Woitas

Es war wie inszeniert: Als Max Eberl, der wegen seines Seitenwechsels von Borussia zur RB Leipzig ein großes Reizthema war schon im Vorfeld, vor der 0:3-Niederlage der Borussen bei RB Leipzig über sein Wiedersehen mit dem Klub sprach, der 23 Jahre seine sportliche Heimat war, lief im Hintergrund Gladbachs Hymne „Die Elf vom Niederrhein“, die mitgereisten Gladbach-Fans sangen: „Und wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein.“ Dass die Gäste ihren Song zu hören bekommen bei RB, ist üblich, begleitet wurde die musikalische Einlage von den Pfiffen der RB-Fans.

Borussias Bosse hatten die Fans zur Contenance aufgerufen, was die kritische Auseinandersetzung der Fans mit Gladbachs Ex-Manager Max Eberl angeht. „Wir wollen niemandem das Recht zur Meinungsäußerung absprechen, aber wir erwarten, dass dies oberhalb der Gürtellinie stattfindet“, sagten Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers und Manager Roland Virkus.

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Dass es beim Spiel die üblichen Proteste gegen den „Konstrukt RB Leipzig“ geben würde, hatten die Ultras von „Sottocultura“ angekündigt. „Um unseren bekannten Protest gegen Red Bull auch diesmal wieder ins Stadion zu tragen, rufen wir wie üblich dazu auf, sich mit Trillerpfeifen einzudecken. In den ersten 19 Minuten werden wir bekanntermaßen auf diese Weise unsere Ablehnung zum Ausdruck bringen, ehe es anschließend mit voller Kraft für unseren Traditionsverein weitergeht. Außerdem werden wie gewohnt keine Gruppen- und Fanclub-Zaunfahnen hängen, sondern das einheitliche ‚Traditionsverein seit 1900“-Banner“, hieß es auf der Internetseite der Ultras.

Beide Aktionen haben Tradition bei RB-Spielen der Gladbacher - und wurden auch nun in Leipzig umgesetzt. Das 1900-Banner wurde lange vor dem Spiel auf der Gästetribüne installiert, kurz vor dem Anpfiff kam ein kleineres Schriftstück zutage, auch darauf war eine altbekannte Botschaft zu lesen: „Keine Akzeptanz für RB“. Mit dem Anpfiff untermalten die Trillerpfeifen in den ersten 19 Minuten der Partie Leipziger Ballbesitz.

Hinzu kamen die erwarteten Botschaften an Eberl, wo die „Gürtellinie“ beginnt, ist dabei sicherlich eine dehnbare Definition. In ihrer Protest-Ankündigung hatten die Gladbacher Ultras Eberl als „Charakterschwein“ bezeichnet und Bezug auf seine Erkrankung genommen, die Eberl im Januar 2022 als Grund genannt hatte, sich vom Job in Gladbach zurückzuziehen. Das wurde auf verschiedenen Plakaten während des Spiels thematisiert, unter anderem war Eberl mit einer Oscar-Trophäe zu sehen.

Während des Spiels wurden im Zwei-Minuten-Takt Plakate gegen den früheren Sportdirektor gezeigt. Unter anderem war dessen Konterfei auf einem Plakat zu sehen, daneben ein ausgestreckter Mittelfinger und die Worte: „Lieber Hornochse und Arschloch als charakterloses Bullenschwein“, Sätze, die sich auf frühere Aussagen Eberls in Richtung Gladbach-Ultras bezogen. Auf einem anderen Stoffstück stand: „Ich will einfach nur Max Eberl sein.“ Oder: „Leere Worte nur zum Schein, für uns nur noch ein Bullenschwein.“

Eberl, der auf der Tribüne neben Oliver Mintzlaff saß, dürfte die Botschaften mitbekommen haben, wollte sich aber davon nicht beeindrucken lassen. „Es war ja schon unappetitlich. Ich will das aber nicht großartig thematisieren, ich konzentriere mich auf meinen Job in Leipzig“, sagte er, fügte aber an: „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich krank war. Und wenn diese Thematik dann einfach negiert wird und einfach als Wechsel von Gladbach nach Leipzig zusammengefasst wird, dann ist das einfach verkehrt. Und das von Menschen, die andere Menschen ins Fadenkreuz nehmen, die mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden.“

Beide Trainer, Leipzigs Marco Rose und Gladbachs Daniel Farke, hatten vor dem Anstoß erklärt, dass die Eberl-Thematik ihre Teams nicht beeinflussen würde mit Blick auf das Spiel. „Wir haben uns auf Fußball vorbereitet“, versicherte Rose. „Für das Team spielt es keine Rolle“, sagte Farke. Entsprechendes war auf dem Platz zu sehen: Das Geschehen auf dem Rasen war als „normales Fußballspiel“ einzusortieren. Virkus sagte anschließen, er habe sich darauf konzentriert, wie es zur Niederlage der Borussen kam und nicht auf die Fan-Plakate geachtet.

Gladbachs Mittelfeldmann Christoph Kramer hatte vorab klargestellt: „Ich freue mich, dass er zurück im Fußball-Business ist. Ich habe ihm unheimlich viel zu verdanken“, sagte Kramer der „Bild“ mit Blick auf Eberl, der die Tore der Leipziger im Sitzen und vorsichtig beklatschte.

Nach getaner Arbeit und der siebten Auswärtsniederlage der Saison, bei der sein Kollege Alassane Plea erst einen Elfmeter verschoss und dann einen verursachte und damit das 0:3 mit auf den Weg brachte, sagte Kramer. „Es ist extrem frustrierend, weil wir ein ordentliches Spiel gemacht haben, aber letztlich ohne Punkte dastehen“, sagte Kramer.

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