Borussia löst Vertrag auf Max Eberl steigt noch 2022 bei RB Leipzig ein
Update | Mönchengladbach · Borussia und RB Leipzig haben am Montag final verhandelt wegen eines Transfers von Max Eberl zu den Sachsen. Am Nachmittag verkündeten die Gladbacher: Eberls noch bis 2026 laufender Vertrag wurde aufgelöst. Kurz darauf die Meldung aus Leipzig: Der 48-Jährige wird neuer Geschäftsführer Sport.
Der sogenannte „Deadline Day“ war am 1. September. Da endete die Periode für Spielertransfers in der Bundesliga. Für Borussia und RB Leipzig, die am Samstag noch sportliche Konkurrenten waren im Borussia-Park, gab es am Montag aber einen weiteren, speziellen „Deadline Day“. Es ging um den Wechsel des Ex-Managers Max Eberl vom Niederrhein nach Sachsen. Jenseits aller emotionalen Umstände der Geschichte begaben sich beide Seiten in zielführende Verhandlungen. Eine Einigung verkündete Borussia am Montagnachmittag.
Eberl habe mitgeteilt, wieder tätig zu werden und ein Angebot aus Leipzig annehmen zu wollen. „Mit der Auflösung seines Arbeitsvertrags entsprechen wir diesem Wunsch. Mit RB Leipzig haben wir in guten und fairen Gesprächen eine Einigung erzielt, die unseren Vorstellungen entspricht“, so Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers. Es ging um die Ablösesumme, die RB zahlen muss. Auch wenn beide Seiten keine offiziellen Zahlen nennen, dürfte sie bei etwa 7,5 Millionen Euro liegen, inklusive der branchenüblichen Erfolgsboni.
Kurz darauf vermeldete Rasenballsport, dass Eberl zum 15. Dezember 2022 als Sportchef einen langfristigen Vertrag erhält. Er erweitert, anders als seine Vorgänger Markus Krösche und Ralf Rangnick die RB-Geschäftsführung, die neben CEO Oliver Mintzlaff aus Florian Hopp (Finanzen) und Johann Plenge (Unternehmensentwicklung) besteht. „Mit Max Eberl konnten wir die Position des Geschäftsführers Sport mit unserem absoluten Wunschkandidaten besetzen“, erklärt Mintzlaff. „Wir beschäftigen uns schon länger mit Max, haben seine schwierige Situation aber immer respektiert und freuen uns nun sehr, die Zusammenarbeit im Dezember beginnen zu können.“
Das Thema Eberl war beim 3:0 der Gladbacher im Bundesliga-Spiel ein großes Thema. Die unschönen Plakate der Gladbacher Ultras werden seither in den sozialen Netzwerken rauf und runter diskutiert, der Wechsel ist unter anderem wegen Eberls früherer Einlassungen zu RB ein heißes Thema.
Eberl hatte sich am 28. Januar „erschöpft“, wie er selbst sagte, zurückgezogen, nun kehrt er bald zurück. Einen sofortigen Einstieg hatte Eberl selbst offenbar abgelehnt. „Ich bin sehr glücklich, dass wir heute nun meinen Schritt zu RB Leipzig bekannt geben können. Ich bin dankbar für die für mich notwendige Zeit der Erholung und fühle mich wieder bereit und voller Kraft, im Fußball arbeiten zu wollen“, wird Eberl in der offiziellen Mitteilung zitiert. „Ich komme zu einem Verein, der sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt hat, sehr ambitioniert ist und für eine klare Fußballphilosophie steht.“
Eberl wird in Leipzig wieder mit Trainer Marco Rose zusammenarbeiten, von 2019 bis 2021 bei Borussia, und trifft weitere Ex-Gladbacher: die Co-Trainer Frank Geideck und Alexander Zickler sowie Ex-Torwart Janis Blaswich, der 2006 während Eberls Zeit als Nachwuchsdirektor nach Gladbach kam, in Gladbach Profi wurde und nun die Nummer zwei bei RB ist. Dass aufgrund der Vergangenheit von Sportchef und Trainer sicherlich künftig weitere Gladbacher mit Leipzig in Verbindung gebracht werden, ist anzunehmen.
Eberl hatte Rose vor zwei Jahren nach Gladbach geholt, um mit Borussia, die zuvor unter Dieter Hecking knapp die Champions-League-Teilnahme verpasst hatte, den nächsten Schritt hinzukriegen: die ständige Teilnahme an der Meisterklasse, möglichst den ersten Titel. Das „Blecherne“, wie Eberl zu sagen pflegt, ist seine große Sehnsucht, die er in Gladbach nicht stillen konnte. RB hat im Mai den ersten Titel gewonnen mit dem DFB-Pokal, das dürfte künftig der Maßstab sein auch für Eberls Arbeit.
Von Kontakten Eberls zu RB war schon früh zu hören, schon Ende Januar, als er seinen Job in Gladbach ruhen ließ. Zu Saisonbeginn nahm die Geschichte Fahrt auf. Eberl schwieg zu den Gerüchten bis Montag, Mintzlaff dementierte zunächst. Zuletzt jedoch gab RB offen bekannt, dass es mit Borussia wegen Eberl verhandele und den Manager verpflichten wolle. Rund eineinhalb Jahre war der Posten des Sportchefs bei RB unbesetzt, Mintzlaff hatte eine Doppelfunktion. Ab Dezember arbeiten er und Eberl Seite an Seite.
Eberl ist nach Fredi Bobic der zweite Manager, für den in der Bundesliga eine Ablösesumme gezahlt wird. Als dieser 2021 von Eintracht Frankfurt zu Hertha BSC wechselte, kostete das den Hauptstadtklub dem Vernehmen nach 2,5 Millionen Euro. Bobic‘ Vertrag war noch bis 2023 datiert, es standen noch zwei Jahre aus. Im Falle Eberls waren es knapp vier Jahre, das im Dezember 2020 geschlossene und am Montag entwertete Arbeitspapier war noch bis 30. Juni 2026 gültig. Somit ist Eberl nun der teuerste Manager der Bundesliga-Geschichte.
Auf der anderen Seite erzielte RB eine Rekordeinnahme für einen Trainer. 2021 ging Julian Nagelsmann für, das gab Mintzlaff später bekannt, 25 Millionen Euro zum FC Bayern München. RB ist somit auch an diesem Transfer-Rekord beteiligt. Borussia selbst zahlte für den letzten Trainer, den Eberl holte, Adi Hütter, 2021 immerhin 7,5 Millionen Euro an Frankfurt. Zuvor hatte Eberl Rose für fünf Millionen Euro aus Salzburg geholt, eben diese Summe aber auch kassiert, als Rose zu Borussia Dortmund wechselte.
Nun, da der Eberls Wechsel vollzogen ist, kann er auch in der anstehenden Transferphase schon aktiv eingreifen ab Mitte Dezember, dann soll er auf einer Pressekonferenz präsentiert werden. In Leipzig hat Eberl mehr monetäre Möglichkeiten als in Gladbach. Indes sind die Suchkriterien ähnliche. In Gladbach hat sein Nachfolger Roland Virkus bereits erst Duftmarken gesetzt, das steht für Eberl noch an bei RB.