Nur drei Tore aus der Distanz Borussias Markenzeichen sind herausgespielte Tore

Mönchengladbach · Beim Telekom-Cup in Düsseldorf traf Thorgan Hazard aus der Distanz. Das gelingt den Borussen selten. Nur drei von 80 Versuchen waren in der Hinrunde erfolgreich, Ein direktes Freistoßtor gab es gar nicht.

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Das ist Thorgan Hazard

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Foto: dpa/Marius Becker

Thorgan Hazard hat beim Telekom-Cup in Düsseldorf etwas getan, was Borussen recht selten tun: Er hat ein Tor aus der Distanz erzielt. Allerdings hat sich sein herrlicher Treffer zum 1:0-Sieg gegen Hertha BSC, der das rot-weiße Tornetz in der Düsseldorfer Arena auf eine regelrechte Zerreißprobe stellte, nur aufgrund weniger Zentimeter für diese Einordnung qualifiziert. Denn ein Schritt mehr und Hazard hätte seinen Schuss innerhalb des Strafraums abgegeben. So aber verließ der Ball den Fuß vor der weißen Linie, die die „Box“ begrenzt.

Ähnlich knapp war es bei den drei Distanz-Treffern, die für Gladbach in der Hinrunde in die Statistik aufgenommen wurden: Sowohl die Einschüsse von Alassane Plea in München und Wolfsburg (jeweils zum 1:0), als auch der von Denis Zakaria gegen Hannover (zum 4:1)  wurden kurz vor der Strafraumgrenze abgegeben. Einen echten „Knaller“ aus weiter Ferne gab es nicht. Die Null steht trotz der guten Torbilanz von 36 (inklusive eines Eigentores) auch bei direkten Freistößen. Borussias Markenzeichen sind seit Jahren die herausgespielten Tore.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Dabei finden sich in der Vereinschronik reichlich Namen von Spielern, die mit einem strammen Schuss unterwegs waren: Günter Netzer, Rainer Bonhof, der nach Ansicht des früheren Liverpooler Torhüters Ray schneller schoss als Wyatt Earp, Harald Nickel, Hans-Günter Bruns oder Thomas Kastenmaier und in neuerer Zeit Juan Arango, Granit Xhaka und Havard Nordtveit. Oft gab es bei den Herren die Verbindung von Fernschuss und direkt verwandeltem Freistoß.

Warum beide Torarten rar sind in Gladbach, erklärte Hazard zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir hatten früher Spieler wie Granit Xhaka oder Havard Nordtveit, die auch mal aus 30 Metern Tore erzielen konnten. Diese Spielertypen haben wir nicht mehr, aber unsere Spielweise hat sich auch geändert. Heute legen wir viel mehr den Fokus auf das Passspiel, wir erspielen uns so gute Chancen in gefährlichen Positionen. Und das funktioniert sehr gut“, sagte der Belgier  kurz vor dem Telekom-Cup, um da dann nachzuweisen, dass die Borussen auch anders können.

Das Tor war eine Mischung aus Spiel- und Kraftakt: Zunächst lief der Ball durch die Gladbacher Reihen, bevor Michael Cuisance ihn zu Hazard passte. Dieser nahm dann Tempo auf und verwandelte den Speed in letzter Instanz in pure Schusskraft. Die Ballstafette, der plötzliche Antritt Hazards, der entschlossene Abschluss, das sind die Elemente, aus denen Borussias starke Hinrunde zusammengesetzt war: eine gute Mischung aus Ballbesitz und Umschaltspiel, Mut und Risikobereitschaft, fußballerische Qualität.

Dass in dieser Saison schon mehr Fernschuss-Tore drin waren, als es bisher gab, belegt die Statistik: 80 Versuche gab es aus mehr als 16 Metern Entfernung, nur drei fanden den Weg ins Ziel. Ergo brauchte es im Schnitt 26,7 Versuche für ein Tor. Die Borussen befinden sich damit in namhafter Gesellschaft. Auch die anderen Teams, die im Europa-Rennen sind, treffen nur selten aus der Distanz. Die beste Ausbeute der ersten Acht haben Borussia Dortmund (74 Versuche, sechs Tore), die Bayern (98, fünf) und Wolfsburg (84, vier). Den besten Wert der Liga hat Werder Bremen mit sechs Toren außerhalb des Strafraums. Ein direktes Freistoßtor hat von den ersten Acht nur der BVB fabriziert.

Auch wenn sie im Trend liegen, werden die Borussen das Ziel haben, ihre Bilanz aus der Distanz und bei Freistößen zu verbessern. Lohnend wäre es, und zwar nicht nur wegen der sportlichen Buchhaltung. Denn immer sind solche Tore welche mit Überraschungs- und Wow-Effekt. Und sie gefallen den Fans. Schließlich lag Christoph Kramers Fernschuss zum 1:0-Sieg in Hannover am 24. Februar bei der Wahl zum Borussen-Tor des Jahres vorn – vor Kramers direkt verwandeltem Trick-Freistoß gegen Wolfsburg am 24. April.

Ab Samstag, wenn die Bundesliga wieder losgeht mit dem Spiel in Leverkusen, haben die Borussen die Gelegenheit, an beiden Statistiken zu arbeiten.

(kk)
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