Rote Karte war „Genickbruch“ Borussias Thuram meldet sich nach Spuck-Attacke

Mönchengladbach · Marcus Thuram hat Borussia mit seiner Spuck-Attacke einen Bärendienst erwiesen. Trainer Marco Rose entschuldigte sich im Namen des Vereins bei der TSG Hoffenheim. Vier Stunden nach dem Abpfiff meldete sich auch der Spieler zu Wort.

Twitter-Reaktionen auf Thurams Spuckattacke
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Foto: dpa/Marius Becker

Den Jahresabschluss in der Bundesliga hat sich Borussia ganz anders vorgestellt. Es gab die erste Heimniederlage der Saison mit dem 1:2 gegen die TSG 1899 Hoffenheim – und dann sorgte Marcus Thuram auch noch für einen Eklat, als er den Hoffenheimer Stefan Posch anspuckte. Dafür sah er Rot beim Stand von 1:1, im Anschluss kassierte sein Team noch das zweite Gegentor in Unterzahl. Damit endete das Bundesliga-Jahr, wie es begonnen hatte: mit einer Niederlage, damals war es das 0:2 auf Schalke, nun dieses unnötige 1:2 gegen Hoffenheim.

„Ich möchte mich für den Vorfall um die Rote Karte auch im Namen des Vereins entschuldigen. So etwas gehört nicht auf den Fußballplatz und ist weit über die Grenze hinausgegangen. Marcus ist grundsätzlich ein Spieler, der aus einem sehr wohlerzogenen Elternhaus kommt und der sehr reflektiert ist. Heute sind ihm die Sicherungen durchgebrannt, nur so kann ich mir das ansatzweise erklären“, sagte Trainer Marco Rose auf der Pressekonferenz.

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Später meldete sich der Übeltäter selbst via Twitter zu Wort. „Heute hat sich etwas ereignet, das nicht meinem Charakter entspricht und das niemals passieren darf. Ich habe falsch auf einen Gegner reagiert und etwas ist versehentlich und ohne Absicht passiert“, schrieb Thuram, der das Wort „Spucken“ komplett umschiffte. „Ich entschuldige mich bei jedem, bei Stefan Posch, meinen Gegnern, meinen Teamkollegen, meiner Familie und allen, die meine Reaktion gesehen haben. Natürlich akzeptiere ich alle Konsequenzen meiner Geste.“

Das Tor zum 1:2 kurz vor dem Ende sei „möglicherweise Karma gewesen“, sagte ein enttäuschter Trainer Rose. Dabei hatte es wieder einmal gut begonnen, durch das Elfmetertor von Lars Stindl führte Borussia 40 Minuten lang 1:0. Doch wie schon gegen Union Berlin, Wolfsburg und Augsburg schaffte es das Team von Marco Rose zu Hause nicht, diese über die Zeit zu retten, im Gegenteil.

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Valentino Lazaro fand die Niederlage unnötig und sah im Platzverweis von Thuram einen entscheidenden Faktor für das Ergebnis. „Wir hatten Riesenchancen, waren überlegen, hatten die Chance, den Deckel draufzumachen. In der zweiten Halbzeit waren wir etwas passiver. Dann kriegst du das 1:1 und die Rote Karte ist dann der Genickbruch“, sagte Lazaro.

Auch für Mittelfeldmann Christoph Kramer war das 1:1 durch Andrej Kramaric der erste Knackunkt des Spiels. „Wir kriegen ein Kontertor, das wir nicht fressen dürfen. Es ist sehr bitter und schade“, sagte Kramer. „Bis das Gegentor fällt, legen wir sie uns gut zurecht. Wir waren gerade auf dem Weg, das Spiel in den Griff zu bekommen. Aber das ist nach dem 1:1 verpufft, weil Hoffenheim tiefer stehen konnte und wir nur noch mit zehn Mann gespielt haben“, sagte Kramer, der vor dem 1:0 Ihlas Bebou nicht an der Vorarbeit für Kramaric hindern konnte.

Kramer war beim 3:3 in Frankfurt selbst in den Verdacht geraten, seinen Gegenspieler Sebastian Rode bespuckt zu haben, aber dann eindeutig freigesprochen worden. Bei Thuram gab es keine Zweifel an seiner Tat, das belegen die Fernsehbilder. „Bei mir war es ein Verdacht, jetzt ist es eine Tatsache. Meine Mutter hat mir schon früher immer als Kind gesagt: ‚Gewöhn’ dir das mit dem Spucken nicht an.’ In meiner Szene sieht es doof aus, ich war weit weg und es war keine Absicht. Heute ist es eine Aktion, da sind ihm die Sicherungen durchgebrannt, das darf natürlich niemals passieren“, sagte Kramer. „Ich weiß nicht, was vorher vorgefallen ist, aber man kann es einfach nicht entschuldigen.“

Sportlich waren die Borussen bei der ersten Heimniederlage seit dem 1:3 gegen Bayer Leverkusen am 23. Mai dieses Jahres ebenfalls weit von ihren Vorstellungen entfernt. „Wir wollten unbedingt einen Dreier holen, weil wir uns für viele Leistungen, die wir speziell hier im Borussia-Park gezeigt haben, nicht belohnt haben. Wir haben vielleicht vier, fünf Punkte zu wenig. Wir müssen nicht darüber reden, dass die Tabelle jetzt nicht so gut aussieht. Aber wir haben noch viele Spiele vor uns und werden sicher keine Panik machen. Aber wir wissen, dass wir wieder Dreier einfahren müssen“, sagte Kramer. 18 Punkte hat Borussia nach 13 Spielen, so wenige wie seit vier Jahren nicht.

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