Borussias Ex-Torwart Marc-André ter Stegen - doppelt geadelt und ambitioniert

Mönchengladbach · Beim spanischen Top-Klub FC Barcelona drückte Trainer Xavi seine Wertschätzung für Marc-André ter Stegen gleich zweifach aus. Was das deutsche Nationalteam angeht, macht der gebürtige Mönchengladbacher und Ex-Borussia-Torwart eine Ansage.

Marc-André ter Stegen erstmals Kapitän des FC Barcelona
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Ter Stegen erstmals Barca-Kapitän

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Die Frage ist: Welcher Ritterschlag ist der größere für Marc-André ter Stegen? Der gebürtige Mönchengladbacher ist seit 2014 Torwart des FC Barcelona – und neuerdings der vierte Kapitän des Teams. Das hat Trainer Xavi bestimmt, nachdem durch das plötzliche Karriere-Ende von Gerard Piqué eine Vakanz entstanden war im Quartett der „Barça“-Bosse. Sergio Busquets ist die Nummer eins, ter Stegen mit Sergi Roberto und Jordi Alba dessen Stellvertreter. „Es ist ein enormer Stolz, einer von vier Kapitänen zu sein“, gab ter Stegen zu.

Die Binde bei „Barça“ zu tragen, ist indes nicht neu für ter Stegen, erstmals tat er das in einem Pflichtspiel am 17. April 2018 bei einem 2:2 bei Celta Vigo. Doch nun ist er offiziell im Vize-Kapitänsrang beim FC Barcelona. Des Torhüters Beförderung begründete Xavi mit einem Satz, der ter Stegen, der bei Borussia ausgebildet und zum Profi wurde, mindestens ebenso adelt wie die Kapitäns-Stellvertreterschaft. „Er ist ein Veteran“, sagte Xavi. Durch diese Worte wird ter Stegen schon jetzt eingereiht in die gigantische Ahnengalerie des Klubs.

347 Spiele hat ter Stegen für „Barça“ gemacht, nur 23 Spieler haben mehr Einsätze gesammelt. In der Kategorie Torhüter ist der Deutsche die Nummer vier hinter Victor Valdes (536 Spiele), Andoni Zubizarreta (410) und Antoni Ramallets (384). Bis 2025 ist ter Stegens Vertrag datiert, nach Lage der Dinge (im Schnitt 41 Spiele pro Saison) dürfte er bis dahin die Nummer zwei in diesem Ranking sein. Mit ter Stegen hat „Barça“ die Champions League gewonnen, viermal die spanische Meisterschaft und sechsmal den Pokal.

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Foto: Dieter Wiechmann/Wiechmann, Dieter (dwi)

Das alles sind Fakten, die Xavi (767 Spiele), der selbst die Nummer zwei in der ewigen Bestenliste des FC Barcelonas ist hinter Lionel Messi (778), mit Blick auf ter Stegen Aufstieg in die Kapitänsriege berücksichtigt hat: „Es war an der Reihe und hat es sich verdient, dazuzugehören.“ Nicht wenige Fußball-Freunde in Deutschland sagen eben dies, was ter Stegens Situation im deutschen Nationalteam angeht. Er hätte es verdient, mal die Nummer eins in seiner Heimat zu werden. Derzeit ist er es wohl, schließlich fehlt Manuel Neuer, die in Stein gemeißelte Nummer eins des DFB, wegen seines Unterschenkelbruchs langfristig.

Ter Stegen hat sich in seine Rolle als zweiter Mann erst mal gefügt, auch wenn es dem Ehrgeizigen schwerfällt. „Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber man muss auch sagen, dass Manu in diesen Jahren einen tollen Job für die deutsche Nationalmannschaft gemacht hat. Das und die Erfolge können wir nicht vergessen“, sagte ter Stegen zuletzt im Interview mit der spanischen Zeitung „Mundo Deportivo“.

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Foto: imago images / Team 2/TEAM2;via www.imago-images.de

Neuers Status ist, seit Langem das Nonplusultra der Torhüter zu sein, national sowieso, aber auch international – ter Stegen hat das Pech, zu seiner Generation zu gehören. So wie die Torhüter, die zum Beispiel einst hinter dem „ewigen“ Sepp Maier standen. Bei der Weltmeisterschaft in Katar indes, bei der ter Stegen auf der Bank saß, machte Neuer bei mehreren Gegentoren keine gute Figur und konnte so das Scheitern des DFB-Teams in der Vorrunde nicht verhindern.

Ter Stegen bleibt daher ambitioniert, zumal abzuwarten ist, wie Neuer nach seiner Pause zurückkehrt. „Ich bleibe immer gleich, ich versuche, bei Barça mein Bestes zu geben, um dem Trainer Lösungen anbieten zu können, falls er andere Ideen hat. Hier soll ich hart arbeiten und um die Position kämpfen“, sagte ter Stegen in Richtung Bundestrainer Hansi Flick. Eine Ansage ohne Schärfe, aber doch eindeutig.

Im März sind die nächsten Länderspiele, da dürfte ter Stegen (möglicherweise im Wechsel mit Frankfurts Kevin Trapp) seine Einsätze bekommen. Dass der Mann, der beim FC Barcelona zu den Kapitänen gehört, sich aber auch vorstellen kann, bei der Heim-EM 2024 die Nummer eins des DFB zu sein, darf man annehmen. Dass auch im deutschen Tor Veränderungen möglich sind ohne vorherige Rücktritte, das zeigte sich bei der WM 2006. Da entschied sich der damalige Trainer Jürgen Klinsmann gegen die langjährige Nummer eins Oliver Kahn und setzte auf Jens Lehmann. Und immerhin: Den letzten Titel holte Deutschland 2017, als das Nationalteam mit ter Stegen im Tor den Confed-Cup gewann. Die jüngsten Ritterschläge in Barcelona jedenfalls dürften ter Stegens Position im Kanon der DFB-Torhüter nicht verschlechtert haben.

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