Weltfußballer hat Image verbessert Borussia bleibt Matthäus’ erste Liebe

Düsseldorf · Wenn am Freitagabend Gladbach und der FC Bayern die Saison eröffnen, ist es so etwas wie das Lothar-Matthäus-Spiel der Bundesliga. Dass der heutige TV-Experte am Niederrhein heute wieder besser gelitten ist, war einst unvorstellbar. Was er selbst zu der Entwicklung sagt.

Lothar Matthäus lässt sich trösten nach seinem Elfmeter-Fehlschuss im DFB-Pokalfinale 1984 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern.

Lothar Matthäus lässt sich trösten nach seinem Elfmeter-Fehlschuss im DFB-Pokalfinale 1984 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern.

Foto: Imago Sportfoto

Es soll nicht dauernd von Äußerlichkeiten die Rede sein. Aber dass dieser Mann im dunklen Anzug mit den für seine Verhältnisse dezenten Sneakern dieses Jahr seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, würden viele, die ihn nicht kennen, kaum glauben. Allerdings wissen die meisten Fußball-Fans, dass Lothar Matthäus mit 39 noch bei der Europameisterschaft 2000 gespielt hat. Und Weltfußballer ist er auf der Höhe seines Schaffens im Jahr 1991 geworden, die hat auch ein Matthäus mit 30 erreicht. So kommt man am Ende eben auf 60.

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Es gab zwischendurch einen anderen Matthäus, der zum einen so kurze und teils kuriose Trainerstationen hatte, dass die korrekte Aufzählung aller die Masterfrage in einem Fußballquiz sein könnte. Und zum anderen war das Land in dieser Zeit stets bestens informiert über seine privaten Verhältnisse.

Die sind nur einmal kurz Thema bei diesem Termin seines Sponsors Interwetten in Düsseldorf, Matthäus hatte gerade sechs Wochen Urlaub, allein drei davon mit der Familie. Doch jetzt geht auch für ihn die Bundesliga los, am Freitagabend hat er als TV-Experte noch frei, weshalb er sich das Auftaktspiel in Ruhe zu Hause anschauen wird: Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern, das ist für viele einer und für manch einen immer noch der Klassiker – und es ist so etwas wie das Lothar-Matthäus-Duell.

Er hat nur für diese beiden Vereine in der Bundesliga gespielt, fünf Jahre für Gladbach, vier plus acht Jahre für die Bayern. Aber als Kind war er Fan von Borussia. Sein Geburtsjahr prädestinierte ihn dafür, Matthäus wuchs in Herzogenaurach auf, wo der Vater als Hausmeister bei Puma arbeitete, damals und heute wieder Ausrüster bei Borussia. „Das Herzensverhältnis ist wie vor 50 Jahren. Da habe ich im übertragenen Sinne in Mönchengladbach-Bettwäsche geschlafen, die Poster von Vogts, Heynckes, Wimmer, Bonhof, Kleff waren die Deko in meinem Kinderzimmer“, erzählt Matthäus.

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Wenn er heute sagt, er könne sich vorstellen, dass Gladbach unter Adi Hütter vom vierten Champions-League-Platz reden darf, dann spricht neben dem Experten auch der Fan. Was Matthäus von Borussia hält, hören sich inzwischen viele Gladbach-Anhänger gerne an. Zum 60. gab es sogar eine große Story im Vereinsmagazin „FohlenEcho“. Vor einiger Zeit wäre das unvorstellbar gewesen.

„Jeder weiß, warum der Bruch kam, die Geschichte muss man nicht noch mal erzählen“, sagt Matthäus. Aber die Tatsache, dass man die Geschichte 2021 so langsam doch wieder erzählen muss, dürfte einer der Gründe sein, warum er im Umfeld seines ersten Profiklubs heute besser gelitten ist: 1984, Pokalfinale gegen Bayern, Matthäus setzt den Ball im Elfmeterschießen über das Tor, Borussia verliert, er wechselt zu Bayern.

„Ich habe trotzdem, auch wenn die Fans mich angefeindet haben, immer positiv über Borussia gesprochen“, betont Matthäus. „Die Leute lesen das ja, wie mein Verhältnis ist und wie weh es mir tut, wenn sie ihre Ziele nicht erreichen. Das hat bei vielen Fans, die mir nicht positiv gegenüberstanden, für ein Umdenken gesorgt.“ Und bei „Sky“ waren in den vergangenen Jahren einige Lobeshymnen auf die Entwicklung am Niederrhein zu hören.

Matthäus hat sich dort ähnlich gut entwickelt, das Fachliche war ihm nie abzusprechen, inzwischen ist er auch rhetorisch ein Vollprofi. Beim Pressetermin rast er von Julian Nagelsmann über RB Leipzig, Joachim Löw, Hansi Flick und sogar Fortuna Düsseldorf über die Themen-Autobahn. Doch es gibt nicht nur Schmeicheleien für Borussia. Nach der Abschiedsankündigung von Marco Rose hätten sich vor allem die Erfahrenen mehr zusammenreißen sollen, findet Matthäus, „da erwarte ich mehr Selbstverantwortung von den Spielern.“

Mit Blick auf Freitagabend lässt er Diplomatie walten. Sein Tipp: 1:1. Doch Matthäus betont auch, dass seine Bayern seinen Gladbachern zum Start ganz gelegen kommen könnten. Die These hat er nicht exklusiv. Wenn Lothar Matthäus sie ausspricht, hat sie allerdings Gewicht.

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